Die beiden Zauberbecher

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Ausgabe Nummer 39 - Efferd 1028 BF

Die beiden Zauberbecher


In einem Koscher Gasthof

Nahm einst ein Herr Quartier,

Ein Kusliker Magister,

der war ein Fremder hier.

Er trug zwei Augengläser

Auf seinem Nasenbein,

Und mit gestelzten Schritten

Trat er zur Tür herein.


Kaum saß er an dem Tische,

Da rief er: „Ach, Herr Wirt!

Von Eurem Bier aus Ferdok

Hätt’ ich gern eins probiert!“

Das hörte nun ein Krambold,

Ein armer Wandersmann,

Der sich zu seinem Kummer

Nur Wasser leisten kann.


So kam er denn ins Grübeln

Und strich sich seinen Bart —

Er war ein Boltansspieler,

G’rad recht nach Phexens Art.

Dann nahm er rasch zwei Becher,

Geschnitzt aus Eschenholz

Und trat zum Tisch des Fremden

Und sagte ihm voll Stolz:


„Mein Herr, seht diese Becher —

Sie haben Zauberkraft,

Verwandeln schlichtes Wasser

In gold’nen Gerstensaft.

Will man mit Bier sie füllen,

So wendet sich das Blatt:

Statt Ferdoker Gebrautem

Man nur noch Wasser hat.“


Da sah der Herr Magister

Die beiden Krüge an

Und meinte zu dem Krambold:

„Ich bin ein kluger Mann!

Und hab’ schon viel vernommen

Von Zauber und von Spuk,

So will ich einmal prüfen,

Ob’s wahr ist oder Trug!


Herr Wirt, füllt diese Becher

Mit Wasser und mit Bier.

Für mich das Naß des Brunnens,

Das Bier dem Wand’rer hier.

Denn in den zwei Gefäßen

Voll alter Zauberkraft

Wird Bier zu klarem Wasser,

Und Wasser Gerstensaft.“


Sie taten’s und sie tranken –

Das war ein Schelmenstreich:

Das Wasser blieb das Wasser, Und

auch das Bier blieb gleich!

Der Fremde merkt’ den Schwindel,

Doch sagte er kein Wort,

Er schwieg, stand auf und zahlte Und

ging betreten fort.


Der Krambold aber grinste, Als er ein Schlückchen nahm —

Da er durch seine Klugheit

Zu diesem Tranke kam.

Und die Moral, ihr Leute,

Von unserer Geschicht’?

Im Kosch wird Bier zu Wasser

In tausend Jahren nicht!

Wolfhardt von der Wiesen