Mit Lanze, Schwert und bösen Worten

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Ausgabe Nummer 56 - Peraine 1035 BF

Mit Lanze, Schwert und bösen Worten

Wie sich sechs Ritter in den Bodriner Auen schlugen

Koschtal. Schwerterklang und Lanzengestech erfüllten dieser Tage die ansonsten so ruhig daliegenden Bodriner Auen. Aber kein Kampf auf Leben und Tod war es, der hier ausgefochten wurde, sondern ein Streit um die Ehre. Drei Ritter aus Sindelsaum waren von ebenso vielen Recken aus Nadoret gefordert worden: Wilbur von Nadoret hatte die Forderung ausgesprochen und sich von den erfahrenen Rittern und Nadoreter Vasallen Raul von Kemlar und Arbel von Hirschingen begleiten lassen. Äußerst grobe Worte sollen gesprochen worden sein und so waren drei Sindelsaumer Ritter, Anghild von Stielzbruk, Barthalm von Rohenforsten und Balinor von den Silberfällen, ausgezogen, um die Ehre des Hauses Sindelsaum zu verteidigen.

So kam es also, dass sich eines Sommermorgens je drei gerüstete Ritter am Bodriner Flussufer gegenüber standen. Zahlreiche Dörfler waren zusammen gelaufen, um den Kämpfen beizuwohnen. Über die Einhaltung der Regeln sollte Hernobert von Falkenhag wachen, der so gut wie kein anderer im Lande mit den Regeln des ritterlichen Streites vertraut ist und höchstes Ansehen bei den Streitern mit Schwert und Lanze genießt. Doch zu seinem und der Zuschauer Erstaunen begannen die Kombattanten, sich noch vor dem Kampf gegenseitig wüste Beschimpfungen an den Kopf zu werfen. Harsch ermahnte der Herold da die Ritter, sich an die hehren Sitten Baduars zu halten, und gab das Zeichen.

Sofort galoppierten die Streiter mit gesenkten Lanzen aufeinander los. Bereits der erste Aufprall war gewaltig. Kein Abtasten und auch kein Schonen des Gegners war zu erkennen. Die Sechs ritten, als würde es gegen Orks oder Dämonenschergen gehen. Gleich drei Ritter stürzten nach dem ersten Ansturm aus ihren Sätteln: Der Hirschinger und die Stielzbrukerin hatten sich gegenseitig vom Pferd geworfen, während Raul von Kemlar den Herrn von den Silberfällen in den Staub befördert hatte.

Was nun folgte, war ein wildes Hauen und Stechen. Die Lanzen lagen auf dem Boden, und mit Schwertern und Äxten suchte man den Kampf zu entscheiden. Erneut schonten sich die Ritter nicht und Splitter von Schild und Rüstung flogen durch die Luft. Der Rohenforster musste sich gleichzeitig des ungestümen Nadoreters und des Kemlarers erwehren. Ein wuchtiger Hieb Wilburs von Nadoret traf ihn am Helm. Der Gurt riss und mit einem Mal war der Getroffene ohne Kopfschutz. Über den eigenen Hieb überrascht, hielt Wilbur kurz inne, doch da trafen ihn zwei wuchtige Axthiebe des Rohenforsters, und schon lag er im Gras. Nun war das Verhältnis wieder ausgeglichen. Der Kemlarer warf seinen eigenen Helm zu Boden, um keinen unrondrianischen Vorteil im Kampf zu erhalten — immerhin so viel gestanden sich die Gegner zu. Mächtige Hiebe tauschten beide Kontrahenten aus und eine ganze Weile wogte der Kampf ausgeglichen hin und her, waren sich die Streiter doch an Jahren, Kraft und Erfahrung ebenbürtig. Das Ende brachte ein überraschender Stoß des Kemlarers gegen den Schild des Rohenforsters, gefolgt von einigen raschen Schwertstreichen. Barthalm von Rohenforsten verlor den Halt und stürzte zu Boden. Jubel brandete unter den Zuschauern auf und Hernobert von Falkenhag erklärte Raul von Kemlar und damit die Nadoreter Seite zum Sieger. Während die drei Nadoreter jubelten und sich gegenseitig beglückwünschten, blickten die Sindelsaumer finster drein.

Die Ritter ließen es sich jedoch nicht nehmen, gemeinsam anzustoßen — die Sindelsaumer mit Angbarer Dunklem und die Nadoreter mit Hellem Ferdoker. Zwar hielten nun beide Seiten ihre Zungen im Zaun, aber mehr Zeit wollten sie dann doch nicht miteinander verbringen, und so brach jede Gruppe wieder auf — freilich nicht ohne noch einmal finstere Blicke auszutauschen.

Für die zurückgebliebenen Zuschauer blieb ein schaler Nacheschmack zurück. Für einen ritterlichen Zweikampf waren sie gekommen, und den hatten sie auch gesehen, aber die Ablehnung, die sich die beiden Gruppen gegenüber gezeigt hatten, brachte einige ins Grübeln. Man hört ja immer wieder von blutigen Adelsfehden aus Außer- oder Hinterkosch (vor allem von den heißblütigen Almadanern — und wer weiß schon, ob eine solche nicht auch im Kosch aufflammen könnte. Die Nadreter und Sindelsaumer Adelsleute stehen sich jedenfalls mit tiefster Ablehnung im Herzen gegenüber, selbst wenn sie ihre Antipathien bisher nur in ritterlichen Duellen austragen.

Garubold Topfler