Wenn Koscherinnen Gutes tun

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Ausgabe Nummer 47 - Tsa 1031 BF

Wenn Koscherinnen Gutes tun

Von göttergefälligen Damen in alter und neuerer Zeit


Zu allen Zeiten gab es unter den Edelfrauen des Kosch solche, die sich den milden Herrinnen Alverans verschrieben hatten und drunten auf Deren göttingefälliges Werk vollbrachten. Die Schetzenecker Gräfin Perdia Lindgrün aus dem Haus Brandoval (274 – 334 BF) wird heute etwa als Heilige der Peraine verehrt. Bekannter noch ist die Heilige Vieska von Wengenholm (558 – 642 BF), die in Travias Namen jahrzehntelang Verirrten in den Koschbergen den rechten Weg wies und manchen Verschollenen vor dem Tod in Eis und Schnee rettete.

Wie es aber kam, dass eine Frau aus gräflichem Hause einzig mit ihrem treuen Berghund Born als Begleiter in den Bergen herumstreifte, ist in Vergessenheit geraten. Die einen wollen wissen, dass die junge Komtess eine begeisterte Waidfrau war, die auf Pirschgängen im Gebirge manches Wagnis auf sich nahm, bis sie schließlich einmal in höchste Not geriet, aus der sie nur dank Travias Gnade und mit Hilfe Borns entkam, worauf sie ihr Leben der Rettung anderer widmete. Andere sagen, dass im Gegenteil Vieskas junger Sohn und ihr Gemahl während eines wilden Herbstunwetters nacheinander in einem Gebirge den Tod fanden, worauf die bislang häusliche Edeldame ihre heimatliche Burg mit dem Leben als wandernde Traviajüngerin tauschte. Sicher und vom Grafenhaus bestätigt ist hingegen, dass Vieska, als sie die Mitte ihres Lebens überschrittenen hatte, das Kloster zur Inniglichen Einkehr am Greifenpass stiftete, welches heute ihr Andenken wahrt und zugleich die größte Herberge für Pilger und andere Reisende an der Passstraße ist. Auch werden dort die von Born abstammenden Koscher Berghunde gezüchtet, welche den Geweihten des Klosters helfen, verschollene Wanderer aufzuspüren (und darum auch Vieskadiener geheißen werden).

In unseren Tagen noch lebhaft ist die Erinnerung an die erst vor einigen Jahren verstorbene Baroness Erma von Sighelms Halm, gleichfalls eine Geweihte der Travia, die sich mühte, das Los der Bauern zu mindern, als ihr böser Bruder Derwart über die Geistmark herrschte. Frau Erma war auch am Hofe des Fürsten Blasius äußerst wohlgelitten und sicherte durch ihre beständigen Mahnungen an die Neffen Duridan und Kordan schließlich indirekt den Fortbestand des Hauses Sighelms Halm.

Heuer ist man allenthalben voll des Lobes und der Bewunderung für die edle Frau Iralda Mechtessa von Bodrin. Nach dem Tod ihres Gatten Throndwig von Bregelsaum, dessen durch den Alagrimm erlittene Brandwunden sie bis zu seinem Dahinscheiden in inniger Liebe gepflegt hatte, entsagte sie ihrem gräflichen Erbe und trat als Perainegeweihte in dem Dreischwesternorden zu Gôrmel ein. Dort wurde sie – so heißt es nun – eine Freundin der jüngsten Dame, die wir in dieser Reihe nennen wollen, der Jungfer Mechtessa von Falkenhag, die nach der Anerkennung durch ihren Vater, den Grafen Orsino, im Kloster der Barmherzigen Schwestern von den Heilenden Quellen für einige Zeit erzogen wurde. Obgleich beide doch von ihrer Herkunft (Iralda wuchs behütet auf der gräflichen Burg zu Koschtal auf, Mechtessa ward als Tochter einer Seilerin in Steenback geboren), ganz zu schweigen von ihrem Aussehen, doch gänzlich verschieden waren, wurde die Geweihte Iralda der Jungfer vertraut wie eine ältere Schwester.

Vor Kurzem nun kam die Nachricht, dass beide Damen dem Dreischwesternkloster für geraume Zeit den Rücken kehren wollen. Komtess Iralda wird für wenigstens einige Monde den Bau des Peraineklosters Storchsklausen übersehen. Die junge Mechte, wohl betrübt über den Verlauf ihres ersten gesellschaftlichen Auftritts beim Fest auf Grauensee (siehe S.6ff.) habe den Wunsch geäußert, sie als Laienschwester ins Wengenholmsche zu begleiteten. Die Brüder Graf Orsinos, Voltan und Hernobert, hätten ihr dazu wohl die Erlaubnis erteilt, doch den Damen gleichwohl drei kräftige Burschen – „die traviagefällig beim Klosterbau zur Hand gehen sollen, aber auch Euch zu Diensten sein sollen“ – beigestellt. Graf Jallik, Herr der rauen Nordgrafschaft, versicherte den Herren von Falkenhag schriftlich, er fühle sich höchstselbst verantwortlich für das Wohlergehen der adeligen Perainedienerinnen und werde gewiss bald in persona in Storchsklausen nach dem Rechten sehen.


Burgholdin der Jüngere