Behaglich und gut koscher: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Dezember 2021, 10:59 Uhr


Kosch-Kurier36-.gif

Ausgabe Nummer 57 - Sonderausgabe 1036 BF

Behaglich und gut koscher

Das Junkergut Mistelstein


Das Junkergut befindet sich am Rande des Baduarforstes. Entsprechend ist das Leben der etwa 200 Seelen zählenden Ortschaft geprägt durch die Holzfäller. Einst herrschte hier das Haus Mistelstein, doch in den schlimmen Jahren, als der Verräter Porquid nach der Kaiserkrone griff, musste es fliehen. Als wieder Recht und Ordnung im Kosch Einzug hielten, wurde Muroscha Apfelbach zur Vögtin ernannt. Sie machte sich sogleich daran, das Gemäuer auf dem Bergfried wieder herzurichten. Dabei legte sie weniger Augenmerk auf Wehrhaftigkeit als vielmehr Gemütlichkeit, gab es schließlich seit ihrem Amtsantritt keine ernsthafte Bedrohung mehr abgesehen von einzelnen hungrigen Bären und gelegentlichen Goblinbanden. Die Schießscharten ließ sie durch Fenster mit Holzläden ersetzen, später kamen noch Blumenkästen hinzu. Die bislang grauen Außenmauern wurden weiß getüncht.

Großzügig bemessene Vorratsräume, zwei Backöfen und zusätzlich zum Kamin eine Feuerstelle, über der ein Kochtopf aufgehängt werden kann – an diesen Eigenheiten ließ sich erkennen, dass das Gebäude darauf ausgerichtet worden war, lange Zeit einer Belagerung standzuhalten, was ja tatsächlich vorher geschehen war. Der Sippe Apfelbach passte all das gut in den Kram.

Allerdings musste ein Teil der Möbel ersetzt werden durch solche Stücke, die den zwergischen Größenverhältnissen angemessen waren. Der Rest blieb für menschliche Besucher – ein Umstand, über den sich der vor kurzem ernannte Junker von Mistelstein, Boronar vom Kargen Land, sehr freut.

Die kahlen Wände wurden im Laufe der Zeit mit Teppichen abgedeckt. Kein einziger Tisch soll völlig leer sein, da überall Bergkristalle, Vasen mit Blumensträußen, Schachteln mit Keksen oder kleine geschnitzte Figuren stehen. Die Würdigung der Schnitzkunst ist es auch, mit der sich Muroscha Apfelbach schnell im gesamten Ort beliebt gemacht hat. So ließ sie sich über hundert Götterläufe lang von den begabtesten Einwohnern die besten Ergebnisse ihrer Handwerkskunst im Tausch gegen einen guten Tropfen oder Leckereien bringen. Zwar reichen diese Stücke nicht an Meisterwerke wie den „fransenbärtigen Angbarosch“ oder den „quallenhändigen Porquid“ eines Angfold Buchwurz heran, erfreuen sich in Mistelstein aber fast ebenso großer Wertschätzung.

In einem eher ungewöhnlichen Stil gehalten sind hingegen die vier lebensgroßen Holzreliefs von Heiligen des Firun, der Travia, der Peraine und Ingerimms, die im Halbkreis die Rückwand des Arbeitszimmers zieren. Iralda von Firnholm, Vieska von Wengenholm, Selissa aus Herbonia und Ilpetta Ingrasim bilden zweifelsohne eine schöne Eintracht. Allerdings rätselt man bis heute, was den Künstler veranlasst haben mag, eine möglichst lebensechte Darstellung zu wählen, die mit all ihren kleinen Linien und Einzelheiten ein wenig zu fein (um nicht zu sagen: elfenhaft) wirkt, um als „völlig koscher“ durchzugehen.

Gobrom Findling