Umwoben von Gerüchten
◅ | Ein „Palast“ der besonderen Art |
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Eine garetische Feste im Koscherland | ▻ |
Umwoben von Gerüchten
Der Rote Turm von Ingen
Eine Legende umgibt Burg Ingen: Man sagt, sie habe ihren Ursprung in einer zwergischen Drachenwacht. Daher stamme auch der Name „Roter Turm von Ingen“. Dass in einer nahegelegenen Grotte ein – selbst für die Verhältnisse seines Volkes! – uralter Zwerg angroschheiligen Boden bewacht und vehement gegen neugierige Großlinge verteidigt, hat dieser Deutung weiteren Nährboden gegeben.
Andere behaupten, auf der Burg und der nahen Ortschaft Ingen laste ein Fluch. Früher habe alle paar Jahre ein grässliches Heulen aus Richtung der Burg erklungen und schließlich gab es 1012 BF eine Serie von mysteriösen und grausamen Morden. Wem das als Beweis noch nicht genüge, der rufe sich in Erinnerung, dass der frühere Vogt Ernbrecht von Plötzbogen, einst ein aufrechter und ehrbarer Mann, hier das Saufen angefangen habe! Welch unbekannter Schrecken bringt einen tapferen Kerl an die Flasche? – Kein Wunder, dass Graf Growin neuerdings einen Auswärtigen vom Angbarer See hier eingesetzt habe. Doch Ritter Gero vom Kargen Land wirkt selbst ein wenig unheimlich, wenn er mit ernster Miene all jene empfange, die ein Anliegen haben.
Immerhin scheinen er und seine Frau sich schnell eingewöhnt zu haben, zumal die Burg auf einem etwa 150 Schritt hohen Felsmassiv thront und damit einen recht erhabenen Anblick bietet – ebenso wie eine gute Aussicht, die sich fast über die gesamte Mark Ferdok erstreckt. Nicht weit im Süden beginnt jedoch der Dunkelwald, der seinen Teil zum düsteren Ansehen der Burg beigetragen haben mag.
Nachdem sich sein Vorvorgänger im Wesentlichen um den Weinkeller und die sonstigen Alkoholvorräte gekümmert hat und seine Vorgängerin Dariana von Albersrode meistens in der Stadt Ferdok weilte, hat der neue Vogt als erstes eine genaue Inspektion aller vorhandenen Räume angeordnet, wahrscheinlich um all das „abergläubische Geschwätz“, das ihm ein Greuel ist, auszumerzen. Dass sich ausgerechnet eine schwere Tür nicht öffnen ließ, die sich im tiefsten Kellergewölbe am Ende eines Ganges befindet, der grob aus dem Fels gehauen wurde und dem Augenschein nach zu den ältesten der Burg gehört, hat die Gerüchte jedoch nur weiter genährt.
Doch die vom Kargen Land lassen sich dadurch nicht verdrießen. Am liebsten halten sie sich im Studierzimmer auf, das deutlich einfacher zu heizen ist als einer der größen Säle. Es wird wohl noch seine Zeit brauchen, bis Burg Ingen wieder richtig behaglich ist, aber die Ingener sind bereits froh, dass sie endlich wieder dauerhaft bewohnt ist.