Im Zeichen von Flamme und Woge

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Ausgabe Nummer 41 - Efferd 1029 BF

Im Zeichen von Flamme und Woge

Ein Schrein zu Ehren von Ingerimm und Efferd

OBERANGBAR. Am 16. ING 1028 BF befand sich der Algrimm auf dem Wege nach Oberangbar, um das blühende Städtchen am Großen Fluss in Asche zu verwandeln — doch wenige Meilen vor der Stadt wandte er sich nach Süden, und Oberangbar war gerettet!

Zum Jahrestag dieses denkwürdigen Ereignisses wollten die frommen Bürger dem Gotte, der sie aus der Not errettet hatte, einen Schrein weihen. Doch wem gebührte ihr Dank? Die einen sagten, der Herr Ingerimm sei es gewesen, der ja auch das große Angbar beschützt habe. Die anderen meinten, es sei der Herr Efferd gewesen, der einen heftigen Regenguss gesandt und somit den Flammenadler abgehalten habe. So stritt man lange hin und her, und selbst die Geweihtenschaft war uneins über dieser Frage. Also musste der Herr Wolfhardt von der Wiesen, seit kurzem erst Baron von Oberangbar, einen Schiedsspruch fällen, und er tat es in rohalischer Weise, indem er sprach:

„Wisst ihr denn nicht, dass der Herr Efferd und der Herr Ingerimm Brüder sind und seit jeher gemeinsam das Koscherland beschützen, dieser im Westen mit den hohen Gipfeln der Koschberge, jener im Osten mit den Wogen des Großen Flusses? Sucht also nicht zu ergründen, welchem von beiden ihr Dank und Ehrerbietung schuldet: Errichtet einen Schrein für beide, denn besser ist es, die Götter einmal mehr zu ehren als zu wenig.” Dies gefiel allen, und so wurde Metzel Wangenrot, einer der trefflichsten Schnitzmeister unserer Tage, damit beauftragt, einen Altar aus bestem Ulmenholz zu fertigen.

Gut Ding’ will aber Weile haben, und so konnte der Schrein der Schirmenden Hände im Zeichen von Flamme und Woge erst im lieblichen Rahjamond eingeweiht werden. In frommer Andacht knieten die Oberangbarer nieder und bestaunten das Werk des Meisters, einen zweiflügeligen Holzaltar.

Der Mittelteil zeigt er das Stadtbild Oberangbars, am Himmel Storch und Wildgans als Zeichen von Frieden, Gastfreundschaft und Wohlstand. Auf dem rechten Flügel aber sieht man den Herrn Efferd, auf dem linken Meister Ingerimm, die von beiden Seiten schützend ihre Hände über die Stadt halten. Unter ihren Füßen winden sich, zertreten von der Macht der beiden Götter, furchtbare Dämonengestalten, darunter der flammende Adler Alagrimm — und zwar auf beiden Seiten des Altars, auch wenn es (den Göttern sei gedankt!) nur ein solches Wesen gab.

Wie es heißt, zeigte sich die neue Hüterin der Flamme, ihre Erhabenheit Sephira Eisenlieb, erfreut über die Nachricht vom dem frommen Werk und versprach, in den kommenden Monden Oberangbar zu besuchen und am Schrein der Schirmenden Hände eine Feuermesse abzuhalten.

Karolus Linneger