Scharf-Pikantes aus Hügelsaum

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Ausgabe Nummer 77 - Hesinde 1046 BF

Scharf-Pikantes aus Hügelsaum

Alt-Baron Erlan eröffnet Senfmühle

HÜGELSAUM, Travia 1046 BF. Wie so viele andere Sindelsaumer auch war ich etwas überrascht gewesen, als Baron Erlan sein Amt vor einigen Wochen niederlegte und es an seinen Sohn Halmar weitergab. Wie es scheint, hat der Sindelsaumer Alt-Baron aber nicht vor, sich auf die faule Haut zu legen oder seiner Gattin in die Angbarer Hauptstadt zu folgen.

Stattdessen herrschte auf einem Flussgrundstück in Hügelsaum reger Baubetrieb. Baron Erlan hatte dies nämlich erworben und ließ dort nun ein kleines Mühlwerk errichten. Er wollte erst nicht verraten, was es damit auf sich hat, doch konnte man davon ausgehen, dass der Ingerimm-Akoluth dort einem Handwerk nachgehen wollte. Der eine oder andere Sindelsaumer hatte derweil schon Bauchschmerzen, weil der Alt-Baron nun am „falschen“ Ufer wohnte.

Nach etlichen Nachfragen lud er mich schließlich ein und unternahm mit mir höchstselbst einen Rundgang. Das einfache, aber gemütliche Haus wird vom Leibdiener Lechdan geführt, der uns auch ein ganz vorzügliches Stück Käsekuchen auftischte. „Selbstgemacht“, erklärte der Alt-Baron stolz. Es war im Dorf leidlich bekannt, dass Herr Erlan beim Bäckermeister Murosch Siebenrüb etliche Jahre „in die Lehre“ gegangen war, und so überraschte es nicht weiter, dass der Kuchen ganz vorzüglich mundete.

„Werdet Ihr hier also eine Backstube einrichten?“, fragte ich, aber der Alt-Baron winkte nur ab. — „Ach was. Das können andere viel besser als ich. Hier entsteht gerade eine Senfmühle.“ Ich war etwas verdutzt. Die meisten Sindelsaumer machten ihren Senf selber oder kauften ab und an ein Gläschen „Greifensenf“.

Stolz zeigte mir der Alt-Baron das Mahlwerk und erzählte mir etliches über den Herstellungsprozess für den Senf. Da ich normalerweise den „Greifensenf“ kaufe, schwirrte mir daher bald der Kopf. Auch die eine oder andere Kostprobe gab es, und ich muss eingestehen, dass die Qualität ganz außerordentlich war.

Etwas überrascht musste ich auch feststellen, dass mein Bruder Bolzert endlich seinen Knechtsdienst bei Ritter Thalian Has aufgegeben hat und hier nun in Lohn und Brot steht. Seine ganz hinreißende Gattin Ulide geht dem Alt-Baron dabei ebenfalls zur Hand.

Auf dem Heimweg schwirrten mir viele Gedanken durch den Kopf, die ich doch nicht so ganz einzuordnen wusste, was an meinem vollen Magen liegen konnte. Von außen wirkte die neue Wohnstatt des Alt-Barons nicht viel anders als die anderen Handwerkshäuser im Dorf, und doch hatte der Alt-Baron Macht und Einfluss hierfür eingetauscht. So entspannt und fröhlich wie nun hatte ich ihn aber schon lange nicht mehr gesehen.

Wilfing Haubenschreier