Klein-Growins Großtat
Klein-Growins Großtat
Welch eine Freude ist es doch immer wieder, ein fröhlich Fest zu feiern, bei dem alte Bekannte, gute Freunde und enge Verwandte einander wiedersehen, um zu plaudern und zu lachen — wie unlängst auf der Hochzeit zu Rhôndur. Eine besonders possierliche Episode soll unseren interessierten Lesern und — vor allem Leserinnen — nicht vorenthalten werden.
Wohl ein jeder erinnert sich mit Entzücken an jene Freude, die den Vogt Darian Grantel von Grantelweiher überkam, als ihn auf dem Hoftage aus der Heimat die Nachricht über die Geburt eines strammen Stammhalters ereilte . Und welche tiefe Rührung erst bei Graf Growin, als der strahlende Vater seinem Landesherrn eröffnete, dass sein Sprößling den stolzen Namen Growin tragen sollte!
Natürlich folgten auch der Vogt von Moorbrück und seine Gattin Najescha nunmehr der Einladung nach Rhôndur, und gar Klein-Growin Grantel war es vergönnt, munter jauchzend im Festsaale zu sitzen.
Als der Vogt dann dem Grafen seine Aufwartung machte und dabei dem etwas verdutzt schauenden Adligen seinen Sohn auf den Schoß setzte, da war es, als erkenne Klein-Growin seinen Paten, den er doch schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Fröhlich krähend zog er Graf Growin am Barte, daß dieser überrascht aufschrie und vor Schreck seinen noch halbvollen Krug kühlen Ferdokers verschüttete.
Ob dieses Anblickes herrschte Heiterkeit allenthalben und so manch adlige Dame hörte man sagen „Ist das nicht süß?“ oder „Schau nur, er ist ja bald schon so groß wie der Graf! Und wie kräftig er schon ist!“.
Doch dem Moorbrücker stockte ob dieser Ereignisse wohl der Atem. Eilig bat er den Grafen um Verzeihung, als dieser mit zornrotem Gesicht zu einem seiner gefürchteten Wutanfälle ansetzen wollte. Doch war es Klein-Growin, der mit sicherem diplomatischen Gespür das richtige tat, um die Situation zu entschärfen. Den Blick seiner großen Augen auf den Grafen gerichtet, ein liebliches Lächeln in seinem Lausbubengesicht, so strich er dem erbosten Zwerg über die Wange.
Dieser schaute etwas verwirrt, lachte dann aber laut und polternd und verlangte nach einem neuen Kruge. Die Erleichterung war dem Moorbrücker Vogt im Gesichte abzulesen und bald schon nahm er stolz die Glückwunsche zu seinem wackeren Sohne entgegen.
Wohl selten sah man den Grafen so fröhlich wie in den Momenten, die er mit seinem Patensohn verbrachte und es wäre wohl noch untertrieben zu sagen, daß der Ferdoker Graf an diesem Abend so manches Damenherz höher schlagen ließ. Wer weiß, ob nicht doch eines Tages auch eine Grafenhochzeit im Ferdok'schen die Seiten der Gazetten füllen wird! Wigald Koschwitz