Unter Schurken - Nachtlager

Aus KoschWiki
Version vom 2. April 2022, 17:40 Uhr von Kunar (D | B) (Textersetzung - „[[Jahr ist::“ durch „[[Briefspieltext mit::“)
(Unterschiede) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschiede) | Nächstjüngere Version → (Unterschiede)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Hinterkosch, 1021

Feuerzungen leckten gierig an dem rauchenden Holz und prasselten behaglich. Doch das zuckende Licht und die Wärme verheißenden, doch nicht gebenden Geräusche waren das einzige, was den frierenden Reisenden die Illusion wohliger Behaglichkeit vermittelte. Allzu bald fraß das gierige Element die letzten der mühsam aufgeklaubten Scheiter und sank zu rotglühenden Kohlen zusammen.
Falk, der noch einmal nach den scharrenden und schnaubenden Pferden gesehen hatte – kein Jergenqueller weit und breit – drängte sich zu den drei dick eingepackten Adelsleuten in die dunkle und finstere Kutsche. Selbst hier war es noch schneidend kalt.
Wolfhardt und Rena teilten sich eine Bank, wobei der Landt-Edle stets darauf bedacht war, einen geziemlichen Abstand zu der jungen Kriegerin zu halten, ein Umstand jedoch, der dem erschöpften Merwerd noch nicht einmal einen amüsierten Blick abzuringen vermocht hatte.
Der Vinansamter ignorierte nach bestem Vermögen den Siebentaler, der unbeholfen über verschiedene Beine stolperte und sich schließlich mit einem unzufriedenen Ächzen in seine Ecke fallen ließ. Die gefederte Reisekutsche geriet beträchtlich ins Schwanken. Wolfhardt fuhr aus seinen Träumen auf und funkelte den Ritter erschrocken an, ehe er abermals in seine Grübeleien versank – nicht, ohne hin und wieder einen scheuen Blick zur Seite zu werfen.
Die Beilunkerin hatte sein vorsichtiges Angebot seines Mantels tatsächlich angenommen – und damit niemanden mehr überrascht als den hocherfreuten Wolfhardt selbst. Wie aber hätte er es auch zulassen können, daß neben ihm ausgerechnet seine Lebensretterin fror, während er noch nicht einmal mit solch kleiner Geste seine Dankbarkeit zu bezeugen wußte!
Langsam wurde es still im Innenraum. Hin und wieder war noch ein Schnauben eines der Rosse zu vernehmen; und einmal ein panisches Wiehern, als in nächster Nähe der Kutsche Wolfsgeheul aufklang. Die vier Reisegefährten fuhren aus ihrem Dösen auf, eilige Hände griffen nach Bogen und Armbrust, die über den Köpfen der Koscher wohl verwahrt lagen; doch legte sich die Panik unter den Vier- und der Schrecken unter Zweibeinern schnell wieder. Wohl war den Graupelzen die nur scheinbar leichte Beute neben all diesem Menschenwerk nicht ganz geheuer; und vielleicht mochte ja mancher des Rudels schon die Erfahrung gemacht haben, daß diese nach den bläßlichen Großlingen riechenden Unwerke ab und an schmerzhafte Grüße aus beißendem Eisen ausschossen. Noch war der Winter nicht so grimm und kalt, daß sich die Grauen ohne Not ihren Erbfeinden genähert hätten.
Wieder senkte sich borongefällige Stille über die winzige Kutsche unter dem hohen Alveranszelt. Nur noch gelegentlich erklang das Stampfen eines der Rosse über dem steten Knistern und Knacken des Frostes. Kein einziges Stück von Phexens Geschmeide funkelte am Himmel. Selbst die regelmäßigen Atemzüge der Gefährten führten nur noch tiefer in Borons Arme.