Die Zweite Neufarnhainer Tafel - Zeit des Feierns

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1033, Neufarnhain

Nicht allzu lange mehr musste Bolzer sich gedulden.
Endlich brach der Abend über die Siedlung herein, auf den Besucher und Ansässige so lange schon gewartet hatten. Der Nebel war zwar nicht gewichen, sondern lastete noch immer wie eine schwere Decke drückend auf der Landschaft, aber dennoch strömten aus allen Katen die Menschen an die lange Tafel, die im Halbrund auf dem Marktplatz um ein großes Lagerfeuer herum aufgestellt worden war. Auf keinen Fall wollten sich die Zusammengekommenen heute die Stimmung verderben lassen, koste es was es wolle. Selbst die Wachen an der Palisade waren auf ein Mindestmaß zurückgefahren worden, so dass allein Xolberon und Cordo Kauzfold die Augen offen hielten. Aber es musste schon mit den Niederhöllen zugehen, wenn ausgerechnet heute Abend eine größere Gefahr vom Sumpf ausginge als ohnehin schon.
Am lodernden Feuer standen Dorwin und Dwarrin und drehten einen Bratenspieß gleichmäßig hin und her, an dem ein gewaltiger Ochse hing. Mit großen Augen und offenen Mündern standen Hamwiede Sauerbrodt und Nane Beutelsaum neben ihnen und beobachteten, wie sich das Rind allmählich knusprig braun färbte und das Fett, welches an ihm entlanglief, zischend in die Flammen spritzte. Soviel Fleisch auf einen Haufen hatten die kleinen Mädchen in ihrem Leben noch nicht zu Gesicht bekommen.
Am Rande der Tafel stellten Rumlosch und Ramlosch unterdessen mit stolzen, rot angelaufenen Gesichtern ein Bierfass nach dem anderen auf, so als wollten sie allen Anwesenden zeigen, dass die Vorräte des ”Findlings” unerschöpflich waren. Niemand bemerkte die finsteren Blicke, die ihnen Dwarrin unterdessen zuwarf.
Rena und Mechtel platzierten gerade noch einige Pasteten auf dem reich gedeckten Tisch, der sich unter der Last des Gedecks und der Vielzahl von Beilagen und Dekorationen schier zu biegen schien. An ihm saßen bereits Kalmun Beutelsaum und Brauwin Bockbusch, jeder einen Bierkrug in der Hand, die Augen fest auf den ehrwürdigen Angroschgeweihten Dwarrosch, Sohn des Dwingel, gerichtet, der ihnen gutgelaunt einen Schwank aus seinen Jugendtagen erzählte, als die Welt noch in Ordnung gewesen war.
Gänzlich unbekümmert davon spielten – beobachtet von den herausgeputzten jungen Maiden des Dorfes – die Sauerbrodt-Brüder mit der kleinen Barine eine Partie Imman, kannten sie die Geschichten des Geweihten doch zu Genüge, da im normalen Dorfalltag meist nur sie die Zeit hatten, den Erzählungen des weisen Zwergen zu lauschen, während die anderen ihrem Tagewerk nachgingen. Erst auf einen Wink des stets schlecht gelaunten Leubold Garnelinger beendeten sie ihr Spiel, trafen doch jetzt an der Tafel sowohl die letzten Gäste als auch Ritter Edelbrecht von Borking ein. Hinter ihm lief ein Mann, der einigen der Anwesenden wohl vertraut war: Der Sumpfkundige Bolzer Spatenschwingh, der bei der Erkundung der Gegend vor einem Jahr eine bedeutende Rolle gespielt hatte. Was hatte der denn hier zu suchen?
Edelbrecht nahm seinen Platz in der Mitte der Tafel ein, bat die Anwesenden ebenfalls am Tisch zusammenzukommen, schlug eine Gabel an seinen Bierkrug und ergriff das Wort.
”Verehrte Festgäste, Wohlgeborene und Neufarnhainer, ich freue mich wirklich außerordentlich, dass so viele erlesene Vertreter der sechs Moorbrücker Neusiedlungen heute hier versammelt sind, um des Tages vor einem Götterlauf zu gedenken, an dem unser Schicksal im Sumpf seinen Anfang nahm und Seine Hochgeboren Vogt Morwald Gerling, der heute leider nicht bei uns sein kann, uns mit einem Fleckchen Land belehnte, in der Hoffnung, wir würden es bald seines Schreckens berauben.”
Hier legte der Sprecher eine kleine Pause ein, in der er einen tiefen Zug aus seinem Humpen nahm. Dann fuhr er fort: ”Wie wir alle bemerken mussten in den letzten zwölf Monden, ist die uns gestellte Aufgabe mit größeren Schwierigkeiten verbunden, als wir es uns in unseren kühnsten Träumen vorgestellt haben. Nicht desto weniger bin ich überzeugt davon, dass wir Erfolg haben werden, wenn wir nur in Einigkeit fest zusammenstehen. Die letzten Tage im Kreise der Schicksalsgenossen und gerade auch der heutig Jagdausflug haben mich in dieser Ansicht nur noch weiter bestärkt.
Daher ist es mir eine große Ehre eingangs unseres bescheidenen Festmahls heute Abend Seine Wohlgeboren Ritter Reto von Tarnelfurt für sein großes Jagdgeschick mit der versprochenen Trophäe auszuzeichnen.”
Unter großem Beifall der Anwesenden erhob sich Reto und ging bedächtigen Schrittes zu Edelbrecht, der ihn kurz umarmte und ihm daraufhin mit einem anerkennenden Nicken den bronzenen Pokal überreichte. Als Reto wieder seinen Sitzplatz eingenommen hatte, räusperte Edelbrecht sich kurz und ergriff erneut das Wort:
”Nicht genug, dass Reto uns mit seinem Jagdgeschick ein saftiges Stück Rotwild auf den Tellern verschafft hat, auch hat unser hochgeschätzter Vogt Gerling uns mit Bolzer Spatenschwingh einen Boten gesandt, der neben den Grüßen auch ein Präsent unseres Lehnsherren mitgebracht hat.”
Als er seinen Namen hörte, löste Bolzer widerwillig den Blick von der Pastete, die er bis anhin sehnsuchtsvoll angeschmachtet hatte, und richtete ihn unsicher auf Edelbrecht. Etwas unwilliger als beabsichtigt nickte der Herr von Neufarnhain dem alten Torfstecher zu und wies auf den freien Platz vor der Tafel. Bolzer ergriff seinen schweren Lodenrucksack und schlurfte zum angezeigten Ort.
”Edle Herren!", krächzte er, räusperte sich fast zu ausgiebig und fuhr fort: ”Unser Herr, Vogt Morwald Gerling von Moorbrück, sendet Euch seine herzlichsten Grüße. Alles Gute zum Jahrestag soll ich Euch sagen. Und dass er Euch beglückwünscht für alle Fortschritte. Und dass ... was war da noch?”
Bolzer Spatenschwingh kratzte sich am Kinn, dann am Hinterkopf, schielte zwischendurch wieder auf die Pastete und schien sich endlich zu erinnern.
”Oh ja, dass der Herr Vogt untröstlich is, dass er nich selbst kommen konnt', wegen dem Brief, der ja so lange brauchte, wenn ich da jetzt nichts verwechsle. Und dass er hofft, dass dank den Anstrengungen der edlen Herren die Boten im kommenden Jahr vielleicht etwas schneller vorwärts kommen wer'n. Und dass ich Euch seine Geschenke geben soll und nich etwa unterwegs verhökern ... ähm ...”
Schnell ließ Bolzer den Blick auf den Rucksack sinken, löste mit zitternden Händen die Riemen und starrte einen Moment lang hinein.
”Herrschaften müss'n verzeih'n”, murmelte er, ”ich weiss selbst nich genau, was ich da mitbring. Nur wem ich was geben soll. Aber da hängen noch Zettelchen dran, so die edlen Herrn lesen können ...”
Endlich griff Bolzer mit einem Seufzer in den Sack und zog einen länglichen Gegenstand aus Holz mit einem bronzenen Ende hervor.
”Das is für den Herrn vom Kargen Land!”
Olgosch Sohn des Ogrim nahm das Geschenk in Vertretung seines Herren entgegen. Andächtig betrachtete er den Gegenstand.
"Ein gesegneter Fuchskopfstempel aus dem Phextempel zu Ferdok", las Ingramosch vor, der sich neben Olgosch gestellt hatte.
"Da werden sich die Neuvaloorer aber freuen - vor allem die, die Phex besonders inbrünstig verehren!"
"Ja, Ingramosch, da hast Du recht. Das ist ein sehr wertvolles und würdiges Geschenk für Ritter Boromil und seine Siedlung."
An Bolzer Spatenschwingh gewandt, ergänzte der Sohn des Ogrim: "Richtet Morwald Gerling unseren allerherzlichsten Dank aus!"
Der Torfstecher war einerseits erfreut, dass gleich das erste Geschenk so gut ankam. Gleichzeitig wurde ihm jedoch bewusst, dass zwischen ihn und seiner heiß ersehnten Pastete noch allerlei Dankesbekundungen kommen konnten.
Als nächstes fischte Bolzer einen verschnürten Stapel bunter Tücher hervor.
”Für den Herrn von Klammwinkel!”
Der Sohn des Ogrim schlug vor, das Geschenk, drei regenbogenfarbene Wickeltücher aus dem Tsatempel von Gôrmel, mitzunehmen und auf dem Rückweg in Klammwinkel abzuliefern. Gespannt wartete er darauf, was der junge von Borking und der Bote des Vogtes dazu sagen würden.
”Ich denke, das dürfte das Beste sein, Olgosch. Zwar habe ich Ritter Grimm Goldmund von Koschtal wie allen anderen eine Einladung zukommen lassen, erhielt aber nur eine kurze Rückantwort, dass die Aufgaben, die ihn an Klammwinkel binden, keinen Aufschub duldeten. Es ist schön, wenn er auf diesem Weg doch ein wenig an dem heutigen Abend teilhaben kann! Fahr fort, Bolzer.”
Jetzt folgte ein dünnes Büchlein, in rosa Leder gebunden – ”Für den Herrn von Grimsau!” – welches sich als eine handschriftliche Sammlung von Liedern des berühmten Moorbrücker Dichters Huminio herausstellte, als Rainfried es mit gemischten Gefühlen öffnete.
”Es scheint, als wenn mich die dunklere Vergangenheit der Familie Grimsau nicht loslassen könnte.”
Den verwunderten Blicken der Umstehenden wich Rainfried aus.
”Ich werde einfach die Ballade von Fürstenhort überblättern und mich an den restlichen Liedern erfreuen. Ich glaube, ich kenne auch denjenigen, der die passend tiefe Stimme für das Liedwerk hat. Sofern ich ihn noch von Nella wegbekomme. Sagt dem Vogt meine Gracias für die außergewöhnliche Ofrenda.”
Bolzers unverständnisvollen Blick bekam er nicht mehr mit, zu gefesselt blätterte der Ritter bereits in dem Buch.
”Was haben wir hier?”, kommentierte Bolzer, der seine Rolle offenbar zu genießen begann.
”Das ist für den Herrn von Hohentrutz”, rief er und hielt eine blutrot bemalte, tellergroße Holztafel in die Höhe.
”Ein wahres Prachtstück”, murmelte Roban anerkennend, nachdem er einen Schmuckschild mit silbernem Löwinnenkopf aus der Fertigung des Schwertbundes zu Gerrun ausgepackt hatte.
”Den werden wir in Hohentrutz am Schrein aufhängen, mit Richtung auf den Sumpf, damit jedes Kroppzeug gleich weiß, mit wem es sich anlegt!”
So etwas wie andächtige Rührung lag im Blick des sonst so bärbeißigen Ritters, ein sicheres Zeichen, dass Vogt Gerling mit seinem Geschenk ins Schwarze getroffen hatte.
”Zwei hab ich noch”, frohlockte Bolzer, während er ein seltsam gewundenes grün lackiertes Metallband aus dem großen Sack fischte.
”Dieses Schmuckstück gehört dem Herrn von Tarnelfurt!”
Reto, der an diesem Abend zweifach Beschenkte, freute sich nicht minder als die vorherigen Gäste über sein Präsent, eine gesegnete Hasenkuchenform aus dem Perainetempel zu Gôrmel für das Hasenfest.
”Zum Letzten”, seufzte Bolzer, griff in den Rucksack und zog eine etwas säuerliche Miene.
”Hm, jetzt tut’s mir fast Leid, dass ich das nich früher genommen hab. 's is nämlich nochmals ein Büchlein. Da wär der Löwenschild doch der bess're Höhepunkt gewesen. He nun, auch das kommt sicher von Herzen vom Herrn Vogt, und 's ist natürlich für unseren allerbesten Gastgeber!”
Und kaum hatte er das letzte Präsent ausgehändigt, saß der alte Torfstecher auch schon wieder hinter der Pastete und leckte sich die Lippen.
Edelbrecht, der sich allgemein nicht viel aus Büchern machte, packte ein Brevier der zwölfgöttlichen Unterweisung in der Kaiser-Hal-Ausgabe aus und auch wenn er wusste, dass die Fertigung von Büchern trotz der Druckerei immer noch ein Kunsthandwerk war, fühlte er sich zurückgesetzt. Offenbar hatte Morwald Gerling seine Hinterlist der verspätet abgeschickten Einladung verstanden und sich auf seine eigene Art und Weise dafür gerächt, indem er ihm zu verstehen geben wollte, dass Edelbrecht sich mit dem Platz zufrieden geben musste, den die Götter und die weltlichen Oberen ihm zugedacht hatten, und endlich Gehorsam und Demut aufbringen sollte.
In diesen Überlegungen verhaftet, hob Edelbrecht noch einmal an zu sprechen: ”Nun denn liebe Gäste und Neufarnhainer, lasst es euch schmecken, die Tafel ist eröffnet und wen es nach dem Essen gelüstet, das Tanzbein zu schwingen, dem sei versichert, dass Kalmun, Brauwin und Cordo in den letzten Tagen genug Gelegenheit gefunden haben, sich in ihren Instrumenten zu üben, um uns nachher aufzuspielen. In diesem Sinne, lasst es euch schmecken und viel Spaß!”
Befriedigt ließ sich Edelbrecht in seinen Sitz zurückfallen, hatte ihn das lange Stehen doch angesichts seiner jüngsten Verletzung ziemlich angestrengt und große Reden waren eigentlich seine Sache nicht. Dennoch glaubte er mit sich zufrieden sein zu dürfen, langten alle Anwesenden doch kräftig zu und genossen auch die zahlreichen Getränke. Nachdenklich verzog der Herr von Neufarnhain die Stirn. Das Bier schmeckte allerdings ziemlich seltsam, oder sollte das nur vom Geschmack der scharfen Soße herrühren, die mit dem Braten gereicht wurde?
Auch Roban schmatzte nach dem ersten Schluck Bier erst einmal abschätzend.
”Komisch”, brummelte er dann halblaut, ”irgendwie war das Bier gestern Abend besser!”
”Das lag an der Menge, die Ihr am gestrigen Abend genossen habt”, gab Danja zurück, ohne sich in ihrem Mahl stören zu lassen.
”Wie Ihr selbst nicht müde werdet zu erwähnen, kann man sich bekanntlich alles schön saufen. Vermutlich also auch dünnes Bier!”
”Dünn! Das Wort trifft es”, brummelte der Ritter, was ihn nicht davon abhielt, noch einen großen Schluck zu nehmen. Das Magengrollen hatte sich – Peraine sei´s gedankt – im Lauf des Tages verzogen, also konnte er auch wieder trinken. Und in Moorbrück durfte man dankbar sein, überhaupt etwas einigermaßen Vernünftiges im Humpen zu haben...
Der junge Grambart verstand es, sich unter die Leute zu mischen. Er feixte mit den jugendlichen Einwohnern Neufarnhains, für die der Kampf gegen die Wölfe und die Rettung Edelbrechts und Jaloschs aufgrund ihres guten Ausgangs inzwischen weniger eine handfeste Gefahr als vielmehr eine spannende Geschichte darstellte, die immer wieder erzählt werden musste. Cordo Sauerbrodt beschloss, den Jungen für einen Abend ihre Naivität zu lassen. Es würden noch so viele schwere Tage kommen!
Derweil konnte es Olgosch kaum erwarten, seinen ersten Krug Bier zu bekommen. Die Pflicht des Tages war getan, nun konnte der angenehme Teil beginnen! Er nickte aufmunternd seinem Freund Etosch zu und sie stießen an auf Neufarnhain und die Moorbrücker Neusiedlung. Doch beim ersten kräftigen Schluck verzogen beide die Lippen und starrten entgeistert auf ihren Krug. Niemand erwartete, in Moorbrück das beste Bier der ganzen Grafschaft zu bekommen, aber so eine wässrige Brühe war doch nun wirklich ein Trauerspiel.
Um den Gastgeber nicht zu beleidigen, trank Olgosch eilig aus und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Etosch durchschaute, wie sein Freund die peinliche Situation für die Allgemeinheit überspielte. Er selbst schaute zunächst wieder auf den Krug in seiner Hand und ließ dann den Blick über die Runde kreisen. Wo waren die Angroschim aus dem "Findling"? Er würde sehr bald mit ihnen ein ernstes Wörtchen zu reden haben...
Reto ging, nachdem er sich gestärkt hatte, zu Edelbrecht. Bereitwillig machte man dem Gewinner der Jagd etwas Platz auf der Bank und Reto setzte sich zu Edelbrecht. ”Travia mit dir, du verstehst es ein Fest zu feiern und deine Gäste fürstlich zu bewirten.”
Reto hob den Krug den er mitgebracht hatte und stieß mit Edelbrecht so kräftig an, dass das Bier in den Krügen überschwappte und sich jeweils mit dem Inhalt des anderen Krugs mischte, so wie es guter Ritterbrauch war.
”Aber noch ein Wort zu deinem Bein. Wenn du die Maga schon nicht dran lässt, was ich bei deiner Abneigung gegen Magie ja gut verstehen kann, dann bestehe ich aber darauf, dass sich Bruder Perainfried das Bein ansieht, und wenn ich dich persönlich nach Therbunja eskortieren muss.”
Reto setzte eine möglichst ernste Miene auf. Obwohl er Edelbrecht ja schon etwas kannte, war er überrascht wie sich seine Miene verfinstert hatte, nur weil er die Maga und ihr Angebot erwähnt hatte. Er verzichtet deshalb auf die Belehrung, dass in Ilsur so mancher Kämpfer von Heilmagie vor Boron gerettet wurde.
”Wenn das eine Einladung nach Therbunja sein soll, lieber Reto, komme ich ihr natürlich gerne nach, sobald es meine Zeit erlaubt. Im Übrigen werde ich spätestens bei der ersten Lederlieferung dabei sein. Bis dahin vertraue ich jedoch völlig auf die Fähigkeiten Firunas. Du musst verstehen, wie sähe es denn für die Neufarnhainer aus, wenn ihr Herr sich bei der ersten leichteren Verletzung auswärtige Hilfe suchte, alle anderen aber mit ihren Krankheiten und Gebrechen hier kuriert werden sollen? Es müsste ihnen doch so scheinen, als hätte ich selbst keinen Glauben in den Erfolg unserer Mission und kein Zutrauen in sie.”
Ängstlich schauten sich die Zwergendrillinge unterdessen in der Festgesellschaft um. Hatten doch zwischenzeitig viele der Gäste und Einheimischen einen prüfenden Blick zu ihnen hinübergeworfen und gleichzeitig das verdünnte Bier im Munde hin- und hergespült und durch die Zähne gesogen, so als wollten sie es im nächsten Moment verächtlich ausspucken. Wenn es etwas gab, was man im Kosch für gewöhnlich nicht ausstehen konnte, so waren es Bierpanscher!
Allerdings befand man sich hier nicht in Ferdok oder Angbar und so manch einer der Anwesenden freute sich tatsächlich darüber, dass es überhaupt flüssiges Brot gab, obgleich der Rausch, den man infolge des gesteigerten Konsums des besagten Getränks erhielt, bedeutend länger brauchte, um sich einzustellen. Der eine oder andere war allerdings doch hocherfreut, als der Ritter von Grimsau Edelbrecht sein Gastgeschenk übergab. Ein kleines Fässchen voll mit goldglänzendem Met, der erste aus eigener Herstellung. Edelbrecht zögerte auch nicht lange und ließ den deutlich gehaltvolleren Inhalt an alle Anwesenden ausschenken.