Des Reichsbehüters Ende

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Ausgabe Nummer 23 - Rahja 1021 BF

Des Reichsbehüters Ende

(und vom dem, was geschehen soll)

UNERMESSLICH war der Schmerz der Getreuen, und am größten der der tapferen Frau Emer von Bennain-Gareth, der Königin, als die drei Herzöge zu Mersingen ihren gefallen Gemahl auf einer Bahre brachten. Einer nach dem anderen defilierten die Versammelten am Leichnam des Königs vorüber, und ihre Reihe wollte kein schier Ende nehmen. Stunde um Stunde harrten selbst die Großen des Reiches in der bitteren Kälte aus, die Dämonenhauch über die darpatischen Lande gelegt hatte, denn diese Stunde der Not kannte kein höfisches Protokoll.

So kam es auch, daß selbst der fürstliche Prinz Edelbrecht vom Eberstamm und die in seiner Gefolschaft versammelten Barone des Kosch keineswegs in der ihrem Range gemäßen Frist zum Abschied vor ihren Lehnsherrn treten konnte. Dies scherte die Koscher freilich wenig: Ein Beharren auf Privilegien oder gar ein Drängeln am Totenbette erschien ihnen höchst unziemlich — aber standhaft sind sie seit jeher, und gerne wollten sie Herrn Brin diese Tugend ein letztes Mal beweisen.

So waren die koscher Edelinge beinahe als letzte verblieben. Einzig die Mitglieder des Hauses Rabenmund warteten noch auf der anderen Seite des Burghofes darauf, Abschied zu nehmen. Und dies war ein Kräftemessen der besonderen Art. Bald trat Herr Ludeger von Rabenmund heran, um die Absichten der Koscher zu erkunden. „Die Treuesten warten am längsten“ gab der der stolze Prinz ihm zur Antwort. Da verschwand der Darpate wieder zu den Seinen. Bald darauf aber bot der listige Ludeger den Koschern als Gästen im Darpatischen den Vortritt, und dies war schwerlich abzulehnen, zumal Prinz Edelbrecht in jener Stunde wenig nach Spitzfindigkeiten zumute war. Und so schritten die Koscher vorbei am guten König Brin, und manch ein tapferer Recke mit Tränen in den Augen.