Unter Schurken - Elfenwerk

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Hinterkosch, 1021

Am Abend des ersten Tages hatte man in dem kleinen Orte Calmir Quartier genommen. In aller Perainenfrühe jedoch brach die Gesellschaft wieder auf; ihr Weg sollte sie nach Dohlenfelde führen, und wenn alle Zwölfe – Phex und Efferd voran – ihnen hold waren, konnte man in Mühlenheim oder gar Twergenhausen die nächste Station machen.
Die Gespräche in der Kutsche drehten sich vor allem um die Festlichkeiten auf Rabenstein und Koscher Belange; die Anwesenheit des Edlen machte es aber schier unvermeidlich, daß die Gedanken der Reisenden immer wieder auf die Schönen Künste schweiften...
“Ihr trennt Euch nie von Eurer Harfe, nicht wahr?“ fragte Rena von Arbasien mit einem Blick auf das Instrument, das der Edle, sorgsam in Fell und Wachstuch eingeschlagen, an der Seite trug.
“Es heißt, sie sei Elfenwerk“, fügte der Baron an. “Wertvoll?“
“Was sind Dukaten, Hochgeboren, bei einem solchen Instrument? Seine Saiten greifen sich an wie flüssiges Gold, ihre Töne sind wie das Zirpen der Sommergrillen und das Singen der Vögel im Walde. Aber wirklich schön klingt sie nur im Rosensaal von Toroschs Aue oder auf einer blütenreichen Wiese zu Füßen des Hörchels...“
“Ich kenne Toroschs Aue nicht“, warf Rena ein. “Ihr habt die Burg noch nicht lange?“
“Oh nein!“ antwortete der Baron anstelle Wolfhardts. “Und so wie unser Freund ist wohl noch keiner zu einem Edlengut gelangt.“
“Ja, der Sängerkrieg. Ich hörte schon viel davon. Stimmt es denn, daß die Feste nurmehr eine Ruine ist?“ sagte Rena.
“Nun, die Anlage liegt in der Tat zu großen Teilen in Trümmern, aber der alte Wohnturm ist wieder recht behaglich, wenn auch im Winter etwas kalt und zugig. Für meinen kleinen Haushalt und mich reicht es noch völlig, aber einen besonderen Staat kann man wohl kaum damit machen.“
“Und wenn erst einmal eine Frau im Hause Wiesen ist...“, ergänzte der Baron lächelnd und versuchte wieder, die Reaktion seines Lehensmannes einzuschätzen.
“Gerade dieses Thema hätte ich von Euch am wenigsten erwartet, Baron. Ich gedenke da eines gewissen Schreibens mit drei Siegeln, das jüngst erst...“, erwiderte schlagfertig der Edle.
“Ja, ja, ihr habt recht, verlassen wir dieses Thema“, lachte der ebenfalls noch unverheiratete Baron und meinte dann: “Es gibt weitaus anderes, worüber man sprechen könnte.“
“Ihr sagt es, Hochgeboren. Was mich vor allem brennend interessieren würde, wäre Eure Meinung zu den Ausrichtungen des Traviafestes. Wie um alles auf Dere hat es der alte Lucrann geschafft, ein solches Fest auf die Beine zu stellen? Jeder brave Koscher hätte sich damit gewiß bis auf den letzten Nickel verschuldet; nun gut, in des Prinzen Gefolge geht es ja auch zuweilen hoch her; aber für einen Baron aus dem Eisenwald – was soll ich sagen? Ihr als Säckelmeister müßtet doch recht gut wissen, wie die Taler denn so rollen – hüben wie drüben im Kosch.“
Der Vinansamter strich sich über seinen Dreitagebart, daß es ein wenig kratzte, und hub dann zu einer getreulichen Erklärung der hiesigen Verhältnisse an...