Die Sappeure marschieren wieder!
ANGBAR. Es war der 23. Ingerimm 1042 BF, und in Angbar hatten sich noch mehr Schaulustige und Würdenträger eingefunden, als es zum letzten Tag der Warenschau ohnehin schon üblich gewesen wäre, denn das Fürstlich Technische Regiment Fürst Vitus würde heute in Dienst gestellt werden. Die meisten Anwesenden nannten das Regiment freilich einfach die „Sappeure“, stand es doch eindeutig in der Tradition der alten Angbarer Sappeure, die vor 21 Jahren und zwei Tagen in der Schlacht an der Trollpforte aufgerieben worden waren.
Schaulustige säumten die Gassen, als die Truppe, vorerst noch ohne Fahne, aus der Angbarer Zitadelle heraus marschierte. Den Anfang machten die Schlachtmusikanten „Hammerklang“ unter Gascha, T. d.Gambira. Die Musikanten waren bereits beim Heerzug gegen Haffax dabei gewesen und ließen es sich nicht nehmen, die Menge anzuheizen. Mit ohrenbetäubendem Trommel-und Sackpfeifenklang führten sie den Zug durch die Gassen Alt-Angbars nach Inglut hinab. Dicht hinter ihnen marschierten die neuen Sappeure, allen voran ihr Oberst, Ruglax S. d.Regolosch. Ihm wie so vielen anderen standen Tränen in den Augen, waren die „Sappeure“ nun doch endlich wieder zurück. Direkt neben dem Kommandeur schritt Graf Growin von Ferdok einher, hatte der wackere Zwergengraf doch viel für die Wiederaufstellung des Regiments getan.
Es folgten die einzelnen Abteilungen, zunächst zwei Banner Armbrustschützen, im Rock der Bergschützen, die Helme und Rüstungen auf Hochglanz poliert. Dahinter kamen zwei Banner Sappeure. Diese hatten noch keine einheitliche Ausrüstung, doch sie marschierten mit geschwellter Brust, auch wenn sie weniger starr geradeaus blickten als die Bergschützen, sondern ihren Freunden und Bekannten am Wegesrand freundlich zuwinkten. Den Abschluss bildeten die beiden Geschützbanner. Auch sie waren noch nicht einheitlich gerüstet, hielten aber wacker Schritt, denn viele von ihnen waren aus den Reihen der Bergschützen hervorgegangen.
Die Straßen platzten aus allen Nähten und die Angbarer wie auch die vielen zugereisten Gäste jubelten und klatschten den Sappeuren zu und ließen sie hochleben. Kinder wurden in die Höhe gehoben, damit auch sie einen Blick erhaschen konnten, und wer das Glück hatte, an der Marschroute zu wohnen, hatte alle Freunde und Verwandten eingeladen, damit sie aus dem Fenster heraus dem neuen Regiment die Ehre erweisenkonnten. Als das Regiment schließlich auf dem Platz des Feuers angekommen war, strengte sich die Menge noch einmal mehr an und schaffte es sogar,die Musik der Schlachtmusikanten zu übertönen – und das will was heißen!
An der Stirnseite des Platzes wartete auf das neugeschaffene Regiment nicht nur Fürst Anshold höchstselbst, sondern fast jeder, der im Kosch Rang und Namen hat: Schwertbruder Leodan von Tandosch und Sephira Eisenlieb, die Hüterin der Flamme, flankierten den Fürsten, ebenso die Wehrmeisterin Alvide von Eichental, um dem Unterfangen den nötigen göttlichen Beistand zu verschaffen. So begann die Indienststellung dann auch mit einem Götterdienst zum Angedenken und zu Ehren der Gefallenen. Nach einem Moment des Schweigens trat seine Durchlaucht schließlich vor das Regiment, das wohlgeordnet vor ihm Aufstellung genommen hatte, und rief: „21 Jahre und zwei Tage ist es nun her, dass die Angbarer Sappeure im Kampf gegen Borbarad ihr Ende fanden. Sie haben stets wacker für unser Fürstentum und das Reich gekämpft. Egal ob Mensch, Ork oder Dämon, immer haben sie sich tapfer den Feinden des Kosch entgegengestellt und unsterblichen Ruhm an ihr Banner geheftet. Viel zu lange hat das Banner der Sappeure nicht mehr im Koscher Heer geweht, doch dieser traurige Umstand wird heute sein Ende finden.“ Der Fürst wandte sich anden Ferdoker Grafen und erklärte: „Graf Growin, Sohn des Gorbosch, für Eure Verdienste um den Aufbau des Regiments ernenne ich Euch hiermit zum Ehrenobristen des Fürstlich Technischen Regimentes Fürst Vitus.“ Nach einer kleinen Pause,um dem Applaus Raum zu geben, wandte sich der Fürst anden nächsten Zwergen: „Ruglax, Sohn des Regolosch, ich ernenne Euch hiermit zum Feldobristen des Fürstlich Technischen Regimentes Fürst Vitus. Hiermit übergebe ich Euch das Banner der Sappeure.“ Der Fürst bedeutete der Wehrmeisterin, ihm das eingerollte Banner zu reichen.„Hiermit stelle ich das Fürstlich Technische Regiment Fürst Vitus in Dienst“, sprach der Fürst feierlich und überreichte dem Feldobristen das Banner. Ein gedrungener Zwerg trat vor und senkte eine Fahnenstange. Die beiden Obristen befestigten das Banner an der Querstange und der Zwerg hob es in die Höhe; sogleich fuhr ein Windstoß in den Stoff und ließ es freudig flattern. Daraufhin war kein Halten mehr und die Zuschauer und Soldaten jauchzten und jubelten gleichermaßen.
Etwas später, das Regimentstand noch immer in Formation bereit, wurden einige Veteranen aus der Schlacht and er Trollpforte hervorgerufen. Viele von ihnen waren alt oder versehrt und konnten dem Regiment daher nicht mehr beitreten. Nun aber erhielten sie ganz offiziell ihre Entlassungspapiere, hatten sie doch aus einem vernichteten Regiment nicht entlassen werden können. Vielen standen die Tränen in den Augen, als sie das Dokument in Händen hielten, und die Zuschauer dankten ihnen für ihre Tapferkeit mit lang anhaltendem Beifall. Besonderen Beifall bekam der Wengenholmer Ungfried Weidentreu, der nach einundzwanzig Jahren in voller Uniform aufmarschiert war und darauf bestand, dass der Oberst persönlich seine Ausrüstung inspizierte, bevor er ehrenvoll entlassen wurde.Der Abend klang derweil bei Freibier und gutem Essen aus und in den Gaststätten und Herbergen der Reichsstadt wurde bis in die frühen Morgenstunden hinein gefeiert. Das neue Regiment wird nun mit drei Bannern in Angbar verbleiben, während eines Wacht auf der Stolzenburg hält und die beiden übrigen in Ferdok stationiert werden.