Vom Traviens-Nickel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. März 2021, 19:22 Uhr
◅ | Rohalswächter greifen Graf Growin an! |
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Auf dem Grevensteig, Teil III | ▻ |
Aus Koscher Sagenwelt: Vom Traviens-Nickel
Seit den Tagen der Altvorderen pflegen die Koscher manche Tradition, die man im Außerkosch wohl selten kennt, häufig belächelt und meist nicht versteht. Eine dieser guten Traditionen wird besonders von den reisigen Krambolden gepflegt, die stets, ehe sie das heimische Dorf verlassen, einen Nickel (der im Außerkosch Heller geheißen wird) dem nächsten Tempel der Travia spenden und sich einen zweiten durch die Diener der Göttin von Heim und Herd segnen lassen.
Dieser Traviens- oder auch Segens-Nickel wird nun vom Krambold während der gesamten Reise mit sich geführt und sorgsam gehütet, denn auf ihm liegt ja nun der Segen Travias, und daher wird er den Reisenden stets sicher nach Hause bringen.
Wie so viele Traditionen der Krambolde geht auch diese auf den halblegendären Wilbur Sumspflog zurück, der diesen Brauch wohl schon als junger Mann pflegte. So erzählt die Mär, Wilbur sei in seinen jungen Jahren, als er noch nicht der weithin bekannte und erfahrene Krambold war, im herbstlichen Wengenholm in einen schweren Sturm geraten. So dicht fiel der Regen, dass man kaum zwei Handbreit weit sehen konnte, Wege und Pfade verwandelten sich in rutschige Pisten, auf denen Wilbur mit der schweren Kiepe kaum mehr voran kam und fürchten musste, den Pfad in der einbrechenden Dunkelheit gar völlig aus den Augen zu verlieren und sich in den wilden Bergen zu verirren. „Heilige Mutter Travia“, rief er da in das Tosen des Sturmes, „all mein Geld will ich dir geben, so du mich aus diesem Sturm in sichere Zuflucht führst!“ Und mochte Wilbur ein armer Mann sein und seine Barschaft kaum der Rede wert, so erhörte die milde Göttin sein Flehen, und weniger als ein Viertelstundenmaß war verstrichen, da erblickte Wilbur ein schwaches Lichtlein im Sturm. Der trübe Schein, so konnte er bald darauf erkennen, gehörte zu einem kleinen Häuschen in einem bescheidenen Dörflein, an dessen Pforte Wilbur klopfte.
Man tat ihm auf und bat ihn ohne Zögern hinein. Einen gar jämmerlichen Anblick bot Wilbur wohl, durchnässt, verfroren, doch zutiefst erleichtert, erst recht, als er feststellte, dass das mildtätige Paar das Ornat der Travia-Kirche trug. Ohne Fragen brachte man ihm eine einfache Speise und warmen Tee, und Wilbur berichtete seinen Rettern (deren Namen leider ebenso wenig überliefert wurde wie jener des Ortes, in dem sie lebten) von seiner Notlage, seinem Gebet an die Herrin Travia und seinem Schwur. „Doch bin ich nur ein armer Mann“, erklärte der Krambold schließlich etwas kleinlaut, „und all mein Geld sind gerade mal zwei Nickel. Die jedoch soll die Herrin bekommen, wie ich es ihr versprach!“ Mit diesen Worten leerte Wilbur seinen schmalen Geldbeutel auf den Tisch des Hauses, fest entschlossen, seinen Schwur zu erfüllen. Das geweihte Paar aber lächelte nur milde angesichts dieses Opfers. „Es wäre wohl nicht im Sinne Travias, einem armen Mann den letzten Nickel zu nehmen“, erklärte man schließlich und nahm nur den einen. Den anderen aber nahmen die Geweihten in ihre Hände, sprachen einen Segen Travias darauf und gaben ihn dem staunenden Wilbur zurück. „Dieser Nickel soll Euch sicher heimwärts geleiten. Dort spendet ihn der Herrin Travia, wenn Ihr mögt.“
Wilbur tat, wie ihm geheißen, und tatsächlich kehrte er Wochen später gesund und sicher, mit leerer Kiepe, aber vollem Säckel, in die Heimat zurück, wo er den Traviens-Nickel spendete. Seit jenem Tage aber brach Wilbur nie wieder auf, ehe er nicht einen Nickel der Travia gespendet hatte und ihren Segen auf einen Zweiten empfangen hatte, und stets soll der Traviens-Nickel ihn auf seinen Reisen beschützt haben. Daher pflegen die Krambolde bis heute diese Tradition, und manch einer weiß von ähnlichen Erlebnissen zu berichten, wie sie von Wilbur überliefert wird, und niemand zweifelt an der Wirksamkeit des gesegneten Nickels.
Ahnliche Bräuche kennt man auch aus anderen Teilen des Kosch, wo man Münzen segnen lässt, um sie zu passenden Anlässen zu verschenken. So bekommt mancher Handwerksgeselle nach der Freisprechung einen Ingerimms-Nickel an die Hand, der ihn auch stets an die Gebote des ehrlichen Handwerks erinnern soll. Frischvermählten Paaren schenkt man gleichfalls einen Traviens-Nickel, bisweilen auch einen von Tsa gesegneten, und manch ein Handelsmann in Angbar oder Ferdok legt sich den Phex-Nickel in den Beutel oder gar die Truhe, auf dass beide stets gut gefüllt bleiben. Der Peraine-Nickel wird meist von einer ganzen Dorfgemeinschaft gespendet, der gesegnete anschließend vergraben. Seltener finden sich auch gesegnete Münzen aller anderen Götter, denn natürlich kann man jedem der Zwölfe eine Münze segnen, auf dass der Segen ihren Träger auf seiner Reise begleite.
Diese gute koscher Sitte hat übrigens (nicht ganz freiwillig) eine zweite begründet: jene Wegelagerer, die ihren Glauben an die Zwölfe noch nicht gegen lästerliche Gier getauscht haben, lassen ihren Opfern stets den Traviens-Nickel, um sich nicht den Zorn der Göttin zuzuziehen.. Als götterlos gilt hingegen die leider weit verbreitete Unsitte, den Überfallenen „bis auf den letzten Nickel“ auszunehmen und damit gewissermaßen des Segens Travias zu berauben.