Unter Schurken - Beim Rabbatzmann: Unterschied zwischen den Versionen

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|Zusammenfassung=Rena und merwerd geraten in eine Lawine.
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Version vom 12. März 2022, 13:31 Uhr


Hinterkosch, 1021

Rena hatte eine ganze Zeit nichts gesagt. Fast glaubte sie jetzt den beiden Rittern, während sie Schritt um Schritt ihren Spuren im Neuschnee folgte. Der Baron hinter ihr schimpfte dagegen immer noch wie ein grantiger alter Zwerg, nur weil er seinen Plan nicht hatte durchsetzten können, obwohl doch alles für ihn sprach.
“Und wenn der Jergenquell da oben hockt, dann marschieren wir zu ihm wie eine Ammer, die in die Pfanne springt und ihr Zünglein herausstreckt. Auf eine halbe Meile freie Sicht! Da braucht's doch nur einen anständigen Armbrustschützen und wir sind Geschichte!“ moserte er. “Hört ihr mir überhaupt noch zu, Rena?“
Sie hatte nicht, aber als er seinen Kommentar wiederholte, erkannte die Kriegerin, daß der Baron recht hatte. Sie bewegten sich über eine große ansteigende Lichtung, auf der der stürmische Westwind die Bäume geknickt hatte. Und noch etwas sagte ihr Kriegerinstinkt ihr.
“Ich habe das ungute Gefühl, daß wir verfolgt werden.“
Sie blieb stehen, wandte sich um und sah am Fuße des Hanges eine kleine Gestalt durch den Schnee laufen. Wieder krächzte ein Rabe. Aus der Ferne antwortete ihm ein weiterer. Im selben Augenblick hörten sie die Rufe der Kameraden über ihnen:
“Beim Rabbatzmann!“
“Aufgepaßt!“
Dumpfes Grollen, wie von einem weit entfernten Gewitter, hing urplötzlich in der Luft. Es wurde beständig lauter, und eine Wolke von Schneestaub war hangoben zu sehen. Gemächlich glitt sie zu Tal, die Bäume beiderseits ihres Pfades wie Kienspäne knickend, gerade so, als habe ein gelangweilter Eisriese eine Handvoll Schneestaub über die Bergflanke ausgegossen. Das Fauchen und Donnern wurde immer lauter, und ein heftiger Wind fuhr Rena und dem Baron ins Gesicht.
“Ein Schneerutsch! In Deckung!“
Baron Merwerd fand zuerst seine Stimme wieder. Die beiden Ritter weiter oben am Hang hatten die Gefahr ebenfalls bemerkt – hastig versuchten sie, dem Unheil zu entkommen.
“Dort!“
Rena wies auf einen hohen Findling, der kaum einige Schritt seitlich der beiden aus dem Neuschnee auftragte. Eine dicke Schneekappe krönte ihn, unter der wie einige borstige Haare die Zweige einer Krüppelkiefer herausragten. Die weitere Windschneise war bar jedes möglichen Schutzes.
Kniehoher Neuschnee umschlang ihre Beine wie ein aufsässiges Kind. Hastig stolperten beide gegen den stärker werdenden Sturm an. Schnee, Eis und kleine Steine flogen ihnen ums Gesicht, und der Druck des zu Tal gleitenden Schneebretts drückte sie zu Boden. In des Herrn Firuns Toben konnte man kaum einen Schritt weit sehen. Der Schnee unter den Beinen der beiden fing an, mit der gleitenden Masse zu Tal zu rutschen. Dunkel erhob sich plötzlich der Findling vor ihren Augen. Mit einer letzten Anstrengung rettete die Ritterin sich in die vermeintliche Sicherheit im Windschatten des Blocks. Der Baron trauchelte einen halben Augenblick später neben sie. Um sie herum versank die Welt in einem ohrenbetäubenden Donnern und Tosen.
So schnell, wie Firuns Zorn über die Gruppe hereingebrochen war, endete sein Toben auch wieder. Rena lauschte in die jähe Stille. Finster war es um sie. Eine Wand aus dunklem Stein, aber drei Mauern und ein Dach aus schmutzigem Schnee umschlossen sie. Neben ihr regte sich der Baron von Vinansamt. Die Ritterin warf einen kurzen Blick zu ihrem Nachbarn – nicht, daß sie in der Düsternis viel hätte erkennen können. Dann lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder zu der zusammengebackenen Masse über ihren Köpfen ...