Odilbert und Niope - Vorbereitungen in Zwietrutz
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„Wie ist er denn so?“
„Wie soll er sein?“
„Na, ist er nett?“
„Manchmal.“
„Ist er streng?“
„Manchmal.“
Tara von Darbonia war bereits jetzt von Firunne genervt. Dabei war diese erst seit gestern auf der Burg. Der Burgherr hatte zu ihrem Erschrecken die neue Pagin unter ihre Obhut gestellt.
„Wird er mich...?“
„Firunne!“, unterbrach die Knappin grob das junge Mädchen und fuhr ruppig fort: „Wir haben einen Auftrag bekommen. Und egal wie nett und streng er sein kann. Was er absolut hasst, ist das Nichtausführen seiner Befehle!“
Als Tara sah, wie Firunne ob der harschen Worte zusammenschreckte, seufzte sie kurz, bot ihr einen Platz auf einer Truhe an und sprach dann in deutlich weicherem Ton weiter: „Aber nur ein paar Minuten.“
„Also“, begann sie, die richtigen Worte suchend. „Der Burgherr ist ein formidabler Kämpfer und obwohl schon in den Dreißigern immer noch unvermählt.“ „Und natürlich war er auch mal Page und Knappe - beim alten Berndrich in Stanniz.“ „Und danach auch noch einige Jahre beim Erzbart zu Stanniz - als Dienstritter.“
Gierig hing die kleine Firunne an den Lippen Taras, so dass diese entschloss, noch ein wenig mehr zu erzählen.
„Es ist ein meist gerechter und auch guter Schwertvater.“ „Und dass, obwohl er ja erst im vergangenen Jahr die Zwietrutz übernommen hat und ich seine erste Knappin bin.“ Nach einem weiteren Seufzer fuhr sie fort: „Was er aber wirklich hasst, ist...“
Die Tür zum kleinen Gelass flog lautstark auf und Grimm zu Zwietrutz schritt mit wütendem Gesicht und im Gefolge mit Wolfor von Roder, seinem Burgmann, in den Raum.
Tara und Firunne schreckten und standen auf: „Herr...“
„Ruhe“, schrie Grimm mit endgültigem Tonfall. „Mein einfacher Befehl: Im Gelass nach etwas suchen, was man als Geschenk verwenden kann.“ „Und siehe da, meine angehenden Ritterinnen nutzen die Gelegenheit für eine ausgiebige Rast mit Klatsch und Tratsch.“
„Herr“, versuchte es Firunne bereits eingeschüchtert.
„RUHE, habe ich gesagt“, kam die Antwort
Firunne verstummte. Tara und sie schauten auf den Boden.
Nach einer kurzen Zeit der Stille atmete Grimm tief durch: „Neuer Auftrag! Vielleicht ist dieser einfacher und kommt Eurem Sinn nach Zeit zum Tratschen näher.
Bringt alles aus Metall in den Rittersaal und poliert es so blank, als wenn es erst heute erstanden worden wäre.“
Die beiden Angesprochenen zeigten keine Reaktion und blickten weiter auf den Boden.
„Ist meine Bitte verstanden?“, fragte der Burgherr fordernd.
„Ja, Herr“, war die prompte Antwort.
„Morgen Nachmittag werde ich alles anschauen.“ „Und damit Ihr Eure anderen Pflichten nicht vernachlässigen müsst, schlage ich vor, die Nacht durchzupolieren.“
Ohne ein weiteres Wort an die beiden verließen die beiden Ritter das Gelass und machten sich auf den Weg hoch zur Burg.
Auf dem Weg nach oben fragte Wolfor den Burgherrn ungläubig: „Wollt Ihr wirklich etwas aus Eurem Gelass schenken?“
„Burgmann von Roder“. Grimm zu Zwietrutz sprach dies zwar herrschaftlich genervt aus, aber Wolfor konnte gut erkennen, dass er bereits wieder völlig gelassen war.
„Du warst doch bei der Order dabei!“ „Wir schenken eine zwergische Schatulle mit unser aller Wappen und mit aufwendigem, zwergischen Schloss.“
„Aber Putzen schadet niemand“, grummelte er. „Schließlich werden die beiden ja auch anschließend damit belohnt, uns beide begleiten zu dürfen.“
Als Grimm zu Zwietrutz und sein Burgmann Wolfor von Roder den Zwinger der Burg betraten, fügte der Burgherr noch verschmitzt hinzu:
„Die Schatulle wird neben einem Fässchen unseres Mühlenbräus und einer Flasche von Edelbrechts Weißwein auch eine große Flasche vom Barlatzwässerchen enthalten.“
„Und spätestens am Morgen nach dem Trinken, werden sie sich an Zwietrutz erinnern!“, lachte er auf.