Grafenhochzeit auf Grauensee
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Grafenhochzeit auf Grauensee
Die Häuser vom See und Hartsteen schließen den Traviabund
GRAUENSEE, im Travia 1042. In großer Zahl war der Adel des Mittelreichs der Einladung der Häuser vom See und Hartsteen nach Schloss Grauensee gefolgt.
Ein Fest dieser Größe hatte das Schloss Grauensee seit den Tagen des Grafen Orsino von Falkenhags nicht mehr gesehen. Aus dem Kosch waren Fürst Anshold samt Familie und Graf Growin mit seiner zukünftigen Braut Okoscha Tochter der Orescha gekommen, daneben zahlreiche Barone, Niederadlige und andere Würdenträger. Aber auch aus dem fernen Hartsteen waren zahlreiche Gäste angereist, wurde der Grafenerbe Odilbert von Hartseteen doch von einer großen Zahl seiner Gefolgsleute begleitet. Nicht anwesend war Graf Luidor von Hartsteen, dessen Gesundheit durch ein Jahresfieber als stark angegriffen gilt.
Seitdem Graf Wilbur einen großen Teil des Jahres auf dem Schloss Falkengrund im Garetischen verbringt, war es auf dem Schloss Grauensee sehr still geworden. Für die Dauer der Feierlichkeiten aber wurde es erneut ein vor Leben überquellender Ort. Truchsess Voltan von Falkenhag, dem das Glück der jungen Leute besonders nahe ging, hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um den Traviabund gebührend zu feiern. Die Brautleute, die beide einundzwanzig Götterläufe zählen, strahlten vor Glück, hatten sich doch hier zwei Herzen nicht durch die Politik ihrer Familien, sondern aus ihrem eigenen Betreiben gefunden. Odilbert hatte gar die seit langem arrangierte Verlobung zwischen ihm und der Nichte des Reichsforster Grafen Drego von Luring aufgelöst, um seinem Herzen folgenzu können.
Einen wahren Jahrmarkt voller Gauklerinnen, Schlangenbeschwörer, Scharlatanen und Musikanten aus ganz Aventurien hatte der eifrige Truchsess zusammengebracht. Das Schloss selbst war bunt geschmückt worden und die zahlreichen Gäste hatten ihre Zelte entlang des Seeufers aufgeschlagen, platzte das Schloss selbst doch aus allen Nähten. Viele der Gäste aus dem Kosch reisten in einer farbenfrohen Regatta über den Angbarer See an. Die Hochzeitszeremonie ergriff die Gäste tief, insbesondere die Worte der Angbarer Tempelvorsteherin Mutter Herdane Haubinger ließen manche ein paar Tränen verdrücken. Im Anschluss wurde zum Bankett und schließlich zum Tanz gerufen.
Als Höhepunkt streuten die Gäste tausende weiße Rosenblüten in das dunkle Wasser des abendlichen Angbarer Sees als Symbol der Verbindung der beiden Adelshäuser Hartsteen und vom See. Heimlicher Höhepunkt für viele Koscher war aber das Hochzeitslied des Dichterfürsten Wolfhardt von der Wiesen.
Der KOSCH-KURIER wünscht dem hochedlen Brautpaar alles Gute für die Zukunft.
Wolfhardt von der Wiesen - Hochzeitscarmen
Travias Mond ist nun gekommen,
Schmückt das Land mit goldnem Glanz,
Und es prangt auf junger Stirne
Festlich-bunt der Hochzeitskranz.
Ja, den bunten Schmuck der Bräute
Trägt des Grafen Schwester heut’,
Davon kündet allenthalben
Hell und froh das Festgeläut.
Froh und festlich hört man’s schallen:
Hartsteen und das Hügelland
Reichen sich vor dem Altare
Auf Schloss Grauensee die Hand.
Und der Graue See ist selber
Zeuge bei dem heilgen Bund,
Denn in seinen Wellen spiegelt
Sich das Glück der Hochzeitsstund’.
Aber nicht nur eine Stunde
Sei das Glück dem Brautpaar hold:
Nein, ein ganzes, langes Leben
Soll es glänzen, hell wie Gold!
Hell wie Gold, so soll es glänzen,
Doch beständig sein wie Erz,
Und wie Feuer soll es wärmen
Herd und Halle, Heim und Herz.
Über Herz und Halle wache
Gnädig die Frau Travia,
Heut’, zur frohen Feierstunde,
Und so manches gute Jahr.