Nichts ist mehr, wie es war
Nichts ist mehr, wie es war
Das Reich und der Kosch im Wandel
Nichts ist mehr, wie es war, sagen die Alten — und sie haben Recht! Die letzten Monde haben große Veränderungen für das Raulsche Reich gebracht, und auch den beständigen Kosch hat dieser Wandel nicht verschont. So haben wir in dieser Ausgabe manches zu berichten, Freudiges und Bitteres: Von Krönungsfeiern und verwaisten Thronen, von strahlendem Ruhm und sinkenden Sternen, von göttlichen Zeichen und menschlichem Zwist.
Von Gareth aus drang es in alle Winkel des Reiches, und in den meisten wurde die Botschaft mit Jubel aufgenommen: Wir haben eine neue Kaiserin! Am ersten Praioslauf des neuen Jahres wurde Rohaja von Gareth die Raulkskrone auf das noch junge Haupt gesetzt. Doch wer nun glaubt, Frieden und Eintracht würden in den zwölfgöttlichen Landen Einzug halten, irrt: Denn in Almada hat sich Selindian Hal zum Gegenkaiser aufgeschwungen, obwohl der Große Reichstag auf Rudes Schild zu Ochsenblut die Erbfolge entschieden hatte. Droht dem Reiche nun erneut ein Krieg im Innern?
Zum gleichen Zeitpunkt verließen Boten das Eherne Angbar, um den Gläubigen und Frommen allenthalben zu verkünden: Die Flammende und Erz-Kirche hat ein neues Oberhaupt, der Herr Ingerimm selbst hat entschieden, wer die Nachfolge des großen Hilperton Asgareol antreten soll. Eine einfache Geweihte, Sephira Eisenlieb, hat er ins höchste Amt berufen.
Auf der anderen Seite des Angbarer Sees hingegen herrscht bedrückte Stille; nicht Flötenklang und Saitenspiel dringen von Schloss Grauensee herüber, keine frohen Feste werden in der Grafenresidenz gefeiert, denn Orsino von Falkenhag, der schöne Graf, der Reichs-Großsiegelbewahrer und Reichserztruchsess, ist tot. Nicht gestorben in der Schlacht, wie es einem Koscher Helden zukommt, sondern durch das blutige Schwert des Henkers auf dem Richtplatz in der Kaiserstadt. Wie es dazu kam und wer den kinderlosen Grafen beerben mag, kann der geneigte Leser auf den nächsten Seiten erfahren.
Auch im Südwesten, im ruhigen Schetzeneck, wartet ein Grafenreif auf ein würdiges Haupt. Doch hier steht außer Frage, wer der Erbe (oder vielmehr: die Erbin) des jüngst verschollenen Helkor Tränenherz von Bodrin werden soll.
Um das Maß voll zu machen, schwelen auch unter den Baronsfamilien Streitigkeiten um Erbe und Lehen; denn der lange und grausame Krieg hat auch vom Koscher Adel manchen Blutzoll gefordert. Und so sind noch immer einige Güter oder Baronien unbesetzt, wie etwa das schöne Nadoret im Ferdoker Land, um das sich nunmehr die zwei Linien des altehrwürdigen Hauses streiten.
Verwundert mögen die langlebigen Angroschim auf das Treiben ihrer menschlichen Nachbarn blicken und auch hin und wieder besorgt die bärtigen Häupter schütteln; ihrer Freundschaft und Bündnistreue dürfen die Koscher allerdings sicher sein, und in diesen Tagen der Not umso mehr. Denn von wilden Landen umgeben, im Norden immer noch vom Ork bedrängt, aber ohne schlagkräftiges Heer, steht der Kosch zwar unbesiegt, doch angeschlagen wie ein verwundeter Eber... und die guten Äxte aus Koschim, dem Amboss und den Hügellanden werden sicher noch lange zur Verstärkung der wenigen Ferdoker Lanzen und Angbarer Armbrüste nötig sein...