Magere Ernte in Avenahof

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Ausgabe Nummer 69 - Hesinde 1044 BF

Magere Ernte in Avenahof

Peraine-Geweihte protestieren

AVENAHOF, Travia 1044 BF. Seit vielen Jahren fielen die Erträge in Avenahof eher bescheiden aus. Doch die diesjährige Ernte war so mager, dass dies den Zorn der Peraine-Geweihten in der ansonsten recht fruchtbaren Ferdoker Mark hervorgerufen hat.

Es sei eine Schande, den Segen der Spenderin durch Faulheit so zu vergeuden, ließ sich Laiga Mikail vernehmen, die Vorsteherin des Hopfentempels in Rottan. Denn wie sonst kämen die anhaltend schlechten Ernten zustande? Was Bafor Zarnbrecht, Dorfvorsteher und Müller, in all den Jahren an Erklärungen geboten habe – von zu hohen Abgaben bis zu schlechten Vorzeichen, weil Störche bekanntlich nicht gerne in der Nähe von Mühlen nisten würden – seien alles nur Ausreden. Nun müssten endlich Taten folgen!

Der zu einem Besuch angereiste Bruder Koyner aus Gorshof schüttelte nur entsetzt den Kopf, während er schilderte, was er mit eigenen Augen gesehen habe. Eine unglaubliche Trägheit scheine Mensch und Zwerg in der gesamten Umgebung Avenahofs in ihren Bann gezogen zu haben. Der Boden sei eigentlich gut geeignet für den hier angebauten Hafer, dennoch seien die Speicher bei weitem nicht gefüllt. Auch die Mühle könnte mehr abwerfen und müsste denen in Hennmühl, Flectin und Bernkel keineswegs nachstehen.

Der gemeinsame Protest der Peraine-Geweihten aus Rottan, Gorshof und schließlich auch Wallerheim hat inzwischen Gero vom Kargen Land erreicht. Der gräfliche Vogt hat versprochen, das Anliegen der Kirche unverzüglich zu unterstützen, wobei sich in der Mark auch einige kritische Stimmen äußerten und fragten, warum er sich der Sache nicht bereits kurz nach seinem Amtsantritt vor gut zehn Götterläufen angenommen habe. Ganz anders hingegen fiel die Reaktion auf das Angebot Ungolfs von Plötzbogen aus, von nun an regelmäßig vor Ort vorbeizuschauen und den Geweihten wenn möglich profane Arbeiten abzunehmen. Dass sich der Ritter nicht zu schade sei, zusätzlich zu seinen Pflichten als Vogt von Rakulbruck auch noch diese Bürde auf sich zu nehmen, zeige einen vorbildlichen Charakter und die Tatkraft eines echten Koschers!

Laiga Mikail will es nicht dabei bewenden lassen, die Lage durch Hilfe von außen zu verbessern. Sie hat den Einwohnern Avenahofs als Zeichen der Göttinnenfürchtigkeit auferlegt, den lange verwaisten Peraine-Schrein durch der eigenen Hände Kraft wieder herzurichten. Sollte dies bis zum Zeitpunkt der nächsten Aussaat nicht geschehen sein, wolle sie höchstpersönlich vorbeikommen und den Schrein selbst wieder instandsetzen. Damit würde sie die Avenahofer in der Tat sehr beschämen. Diese Schmach wollten die Leute dann doch nicht auf sich nehmen, so dass zuletzt aus Avenahof unerwartet hektische Aktivität berichtet wurde. Ob dies jedoch die Situation des ärmlichsten Ortes der Ferdoker Mark dauerhaft verändern wird, werden erst die nächsten Jahre zeigen.

Gobrom Findling