Entscheidung im Wengenholm - Der Zorn der Finsterzwerge
◅ | Drauf und dran, immer voran! |
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Mechtessa von Falkenhag | ▻ |
Ardan von Bärenstieg war irgendwo in der Mitte des Gedränges.
Die weitaus niedrigere Mauer zum Erztal hin hatten die Wengenholmer schnell überwunden und waren den überraschten Verteidigern in den Rücken gefallen. Dennoch hatten sich die Finsterzwerge und ihre Schergen verbissen gewehrt.
Schnell war Ardan von seinen Leuten getrennt worden und hatte gemeinsam mit einigen anderen Wengenholmer Rittern eine Gruppe besonders verbissene Gegner berannt. Eisegrina von Rübfold wurde von einem Speer durchbohrt, als sie versuchte eine Gasse in die Feinde zu schlagen. Sofort war Edelbrecht von Stolzenburg nachgesetzt und hatte den Speerträger durchbohrt, eine Söldnerin versuchte Edelbrecht von rechts mit ihrem Schwert zu erwischen, doch Ardan ging dazwischen und hieb ihr seine Axt in den Kopf, doch auch Edelbrecht stürzte zu Boden. Ein Finsterzwerg hatte ihm mit einem furchtbaren Axthieb den Brustkorb zerschmettert, doch der Zwerg wurde kurz darauf von einigen Kämpfern überwältigt.
Der letzte Widerstand war gebrochen und die Wengenholmer suchten sich mit ihren Schilden zu schützen. Doch die Finsterzwerge warfen schwere Steine von der Mauer und hielten ihr Armbrustfeuer vom inneren Mauerring aus aufrecht. Junker Wolfhart von Aarfels wurde von einem Bolzen in den ungeschützten Hals getroffen, als er noch versucht hatte seinen Schild hochzubringen.
Ein Rammbock wurde herangeführt und mit aller Gewalt gegen das Tor geschmettert. Endlich fiel das Tor zur inneren Burg und Ardan ließ sich von der Menge mitreißen. Besorgt sah er, dass die Koscher kein Belagerungsgerät mit sich führten und der Bergfried, welcher sich gewaltig, vor der Felswand auftürmte, würde ohne solches nicht zu nehmen sein. Bevor er aber noch nach Sturmleitern rufen konnte, sah er Brandpfeile aus dem Bergfried fliegen.
Entsetzt musste Ardan mit ansehen, wie sich die Pfeile in die strohgedeckten Nebengebäude bohrten und diese lichterloh in Flammen aufgingen. Aber dies war kein normales Feuer. Wie in Zeitlupe sah Ardan die gewaltige Feuereruption, die den Burghof erschütterte.
Ardan konnte seine Augen nicht von dem grausigen Schauspiel abwenden. Nur wenige Meter vor ihm wurde eine Ritterin von den Flammen ergriffen und war in Sekundenbruchteilen in den Flammen verschwunden. Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus und ergriffen immer mehr panisch schreiende Koscher. Ardan konnte die unerträgliche Hitze auf seinem Gesicht spüren die Flammen waren nur noch wenige Schritte von ihm entfernt.
„Der Alagrimm!“ brüllte jemand und die Masse versuchte sich in panischer Flucht aus dem Burghof zu retten. Ardan wurde von der Menge mitgerissen und erst nachdem sie das Tor wieder passiert hatten konnte er sich aus dem Druck der panischen Massen befreien.
Brennende Koscher rannten schreiend aus dem Inferno heraus, und nachdem sich die Truppen von ihrem Schock erholt hatten, packten sie Umhänge und Decken und versuchten, ihre Kameraden zu löschen.
Ardan war zu sehr schockiert, um sich an der Arbeit zu beteiligen. Stattdessen ging er ein paar Schritte von der größten Menschenmenge weg und setzte sich auf die rückseitige Wehrmauer. Es kam ihm alles wie in einem Traum vor. So mancher Koscher verbrannte elendlich, während andere nur mit Mühe von ihren Kameraden gelöscht werden konnten.
Es mussten zwei Stunden vergangen sein und die Schreie waren verstummt. Die Verwundeten wurden ins Lazarett abtransportiert, doch der Burghof brannte noch immer. Die Finsterzwerge hatten eine vollendete Schutzmauer geschaffen, zumindest bis zum morgigen Tag, dachte Ardan grimmig, denn dann würden sie Rache nehmen! Ein Glück, dass die Flammen zwar grausam waren, aber der Alagrimm keineswegs wiedergekehrt war.
Langsam drehte Ardan sich um und blickte in das Tal hinaus. Das Erztal sah so völlig friedlich und unberührt aus. Nur eine dreißig Köpfe starken Gruppe Kämpfer näherte sich dem verlassenen Erzdorf. Was sie wohl dort wollten?
Ardan glaubte nicht richtig zu sehen, als er bemerkte, dass die ersten Kämpfer damit begannen, Türen einzuschlagen und in Häuser einzudringen. Kurz schloss er die Augen und öffnete sie, nur um seine Befürchtungen bestätigt zu sehen. Teile des Heeres hatten sich verselbstständigt und begannen das Dorf zu plündern. Der Wehrmeister und die fürstlichen Truppen waren noch viel zu sehr damit beschäftigt sich um die vielen Verwundeten zu kümmern, sowie die Schlachtlinien zu reorganisieren.
Ardans Blick blieb an Angrich von Zweizwiebeln und Grimm von Firntrutz hängen, die ihre Leute gerade in einen ordentlichen Block formten.
Ardan rief zu ihnen herunter: „Angrich! Grimm! Das Erzdorf wird geplündert!“
„Nicht mehr lange!“ grollte Angrich, eilte zu Ardans Position, und nachdem er sich ein Bild von der Lage gemacht hatte, gab er seinem Bruder Firnrich einen Wink und seine Leute setzten sich in Bewegung. Auch Ardan folgte den Bewaffneten. Seine wenigen Getreuen fanden sich an seiner Seite ein und so eilten die Streiter aus Zweizwiebeln, Firntrutz und Bärenstieg dem Erzdorf entgegen.
Welche Ernüchterung, als Ardan erkennen musste, dass es sich bei den Plünderern nicht um arglistige Söldner, sondern um Streiter aus den Sendschaften handelte, die einige Gasthäuser plünderten. Immerhin waren es Auersbrücker. Denen traute Ardan ohnehin jede Schlechtigkeit zu.
Keine Menschenseele regte sich, um Widerstand zu leisten. Es schien ohnehin, als ob das Dorf verlassen sei. Ardan bildete mit seinen Leuten den Abschluss der Gruppe und so konnte er nicht so recht sehen, was vorne vor sich ging. Er hörte Angrich rufen „Haltet ein in eurem Tun und kehrt zur Burg zurück. Der Kampf ist noch nicht vorbei!“
Der übrige Wortwechsel war für Ardan nicht mehr richtig zu verstehen. Es ging wohl darum, dass die Kämpfer die Quartiere der Söldner plünderten, aber Angrich ließ das Argument nicht gelten. Während Ardan sich nach vorne drängte, wurde das Chaos immer größer.
Die Kämpfer aus Zweizwiebeln, Firntrutz und Bärenstieg drängten nach vorne um mitzubekommen, was eigentlich vor sich ging, aber noch bevor er die erste Reihe erreicht hatte ging ein Ruck durch die Gruppe. Ein Schrei ertönte und mit einem Mal hatten die Umstehenden ihre Waffen in der Hand und drängten auf ihre Gegenüber ein. Auch Ardan hatte die Streitaxt in der Faust, aber in der Enge der Gasse kam er nicht nah genug an den Kampfeslärm heran. Das Hauen und Stechen währte eine ganze Weile, doch dann erklang ein Horn hinter den Kämpfenden. Die Männer und Frauen hielten in ihrem Tun ein.
„AUSEINANDER! AUSEINANDER SAGE ICH!“
Die Stimme des Scharmeisters Kordan von Blaublüten-Sighelms Halm dröhnte über die Köpfe der Anwesenden.
„SEID IHR DEnN VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN!“ tobte der Geistmärker Baron. Wer konnte ihm seinen Ausbruch schon verdenken. Immerhin war dies schon der zweite schwere Zwischenfall, und das an nur einem Tag.
Betreten blickten die Wengenholmer zu Boden und wichen auseinander. Der Scharmeister bahnte sich einen Weg durch die Umstehenden und offenbarte somit auch Ardan einen Blick darauf, was vorne eigentlich vor sich gegangen war. Auf dem Boden lagen zwei Männer in ihrem Blut, während einige andere Kämpfer verschieden schwere Verwundungen davongetragen hatten. Neben einem der beiden Toten kniete Junker Angrich.
„Da liegt Firnrich“, murmelte jemand leise. Ardan blieb vor Überraschung der Atem stehen.
„Das ist Angrichs Bruder“, setzte jemand auf Nachfrage eines Firntrutzers nach.
„Die Auersbrücker haben ihn ermordet“, rief ein anderer.
„Arrogantes Adelspack“, schall es von der anderen Seite herüber. „Ihr habt Alma die Töpferin auf dem Gewissen."
„Mögen uns die Zwölfe beistehen“, murmelte Ardan, während Baron Kordan alle Hände voll damit zu tun hatte die Ordnung wiederherzustellen.