Eine alte Fährte - In Föhrenstieg

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13. Efferd 1044 BF, Föhrenstieg in Greifenfurt

Erlan und Yolande von Sindelsaum saßen zusammen; zum ersten Mal seit Erlans Ankunft waren sie wirklich alleine. Vater und Tochter tranken gemeinsam ein Bier.

Erlan eröffnet das Gespräch vorsichtig. "Gefällt es dir wirklich in Föhrenstieg?"

"Föhrenstieg ist mein Gut. Es ist abgelegen und arm, aber es ist meins."

"Du klingst nicht gerade begeistert."

"Warum sollte ich begeistert sein? Mein eigener Vater hat mich verschachert und jetzt sitze ich hier auf einer kleinen Burg im Nirgendwo."

Erlan musste schlucken, so ganz unrecht hatte Yolande natürlich nicht. "Was ist denn mit deinem Gemahl, als Grenzreiter müsste er doch öfters daheim sein. Er scheint mir doch ein ordentlicher Bursche zu sein."

"Das letzte Mal war er hier vor 3 Jahren, als mich meine eigenen Untertanen belagert haben. Und trotzdem hätte ich ihn damals am liebsten aus dem Sattel geschossen."

Erlan war ehrlich schockiert. Die Briefe, die sie ausgetauscht hatten, waren offensichtlich nur voller höflicher Floskeln gewesen, aber Yolande hatte sich nun in Rage geredet und entlud ihren Frust.

"Mit einem Haderlumpen hast du mich da verheiratet und wozu, um ein Lehen im Nirgendwo zu bekommen. Nur damit du sagen kannst, dass deine Tochter Junkerin ist. Vor acht Jahren hast du mich hier abgesetzt und seitdem hattest du natürlich besseres zu tun, als nach deiner Tochter zu sehen. Weißt du was? Du hast dich acht Jahre lang nicht für mich interessiert, da musst du jetzt auch nicht mehr ankommen und auf heile Familie machen. Halmar durfte aus Liebe heiraten, aber mir hast du das nie zugestanden."

Yolande knallte ihren Bierkrug auf den Tisch.

"Weißt du was? Du kannst mich mal. Seit du Baron geworden bist, sind wir Kinder doch nur Spielsteine für dich. Und was hat es uns gebracht? Kordan, Ifirnia und Firuna sind schon tot und Ambros, Pergrim und mich hast du gewinnbringend verschachert. Klar, Halmar durfte aus Liebe heiraten, aber nur weil dir das Bündnis mit den Leihenhofs gut in den Kram gepasst hast. Und wenn man Thalian glauben kann, ist Mutter jetzt auch ausgezogen und ist lieber in ihrer Kaserne in Angbar als bei dir und weißt du was, ich kann sie gut verstehen."

Erneut donnerte Yolande ihren Krug auf den Tisch. Sie hatte einiges getrunken, aber nach all den Jahren konnte sie sich jetzt endlich den Frust von der Seele reden. Ihr Vater weinte, aber das war ihr nun auch egal. Sie stürmte aus dem Zimmer heraus und knallte die Tür hinter sich zu. Zurück blieb ein verstörter Baron, der sich eingestehen müsste, dass seine Tochter nicht unrecht gehabt hatte.