Eine alte Fährte - Knapp daneben ist doch nicht vorbei
20. Efferd 1044 BF, Auersbrücker Land
Immer wieder hatte Erlan die letzten Tage versucht, erneut mit Yolande zu sprechen, aber sie war ihm nun endgültig aus dem Weg gegangen.
Es war bereits Mitte Efferd, als die Reisegellschaft wieder Koscher Boden betrat. Der Morgen war besonders nebelig; es lag sicherlich daran, dass sie entlang der Auer ritten. Sie hatten sich für den längeren Weg über Auersbrück entschieden, in der vagen Hoffnung, dass sie doch noch eine Spur von Gerwulf finden würden.
Erlan war in düstere Gedanken versunken und wäre beinahe in das Pferd vor ihm geritten, denn Lana Lindgrün hatte es plötzlich gezügelt und ihr Schwert gezogen. Neugierig blickte Erlan an ihr vorbei und sah einen einzelnen, gerüsteten Reiter vor ihnen auf dem Pfad. Der Reiter führte ein Packpferd an der Hand, rührte sich aber nicht. Er schien auf sie gewartet zu haben.
"Baron Erlan. Ich habe etwas für euch.", rief der Reiter. Erlan stutzte kurz. Er kannte diese Stimme. Das war doch Eberhelm, sein ehemaliger, nun verfemter Gefolgsmann.
Er ritt an die Spitze des Zuges und zu dem Reiter hinüber. "Eberhelm?"
Der Reiter nickte. "Keine Sorge, ich mag ein Vogelfreier sein, aber meine Ehre habe ich noch immer. Ich habe gehört, dass ihr auf der Suche nach dem Verräter Gerwulf seid."
"Allerdings. Es will mir scheinen, dass er das Feuer in Barabein gelegt hat, vermutlich im Auftrag Charissias."
"Ich habe ihn gefunden.", verkündete Eberhelm und zog das Tuch von seinem Packpferd. Erlan stockte kurz der Atem. Auf dem Pferd lag eindeutig Gerwulf und er war ganz eindeutig tot, klaffte doch eine große Wunde an seinem Hals.
"Ich mag vogelfrei sein, aber Verräter gehören trotzdem gerichtet.", sagte Eberhelm und ohne ein weiteres Wort wendete er sein Pferd und ritt in den Nebel davon. Zurück blieb nur das verloren dreinblickende Packpferd, das an einem Pflock festgebunden war.
Erlan hätte Eberhelm gerne Fragen gestellt, aber es war zwecklos, ihm hinterher zu reiten. Es war das Ziel seiner Reise gewesen, Gerwulf zu finden, aber nun da er tot vor ihm lag, war jeder Zorn von ihm gewichen. Vielmehr überkam Erlan eine große Traurigkeit, war Gerwulf doch viele Jahre scheinbar treu an seiner Seite gewesen. "Was auch immer dich zu deiner Tat getrieben hat: Es ist nun an der Zeit, einen Boronanger für dich zu finden. Mögen andere dir Gram sein, mir fehlt dazu die Kraft.", murmelte Erlan mehr zu sich selbst.