Ein frecher Barde wird gestraft

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Ausgabe Nummer 7 - Peraine 1015 BF

Ein frecher Barde wird gestraft

Lehrreiche Beobachtung über den Verfall der Sitten

Wahrlich, bunt treibt es das fahrend‘ Volk bisweilen, und oft sind die Possen und Scherze der Spaßmacher spaßig und dem Herzen eine Freud’. Zuweilen gibt‘s aber auch solche Schelme, die nicht bloß Albernheiten, sondern wahrhaft Lästerliches verbreiten, in der Hoffnung auf Jubel und Kupfermünzen aus den Beuteln tumber Tölpel (denn wer sich an derart unwürdigen Schauspielen ergötzt, der ist gewiß auch selbst nicht feiner!).

Gerade die Barden, edelste der Künstler seit jeher, sind vor solcherart Verfehlungen nicht immer und überall gefeit. Alldiemal die Spielleute der Alldiefreidschen (oder sollte es heißen: allzufreien) Schule stellen oft Scherz und Lustigkeit vor Erbauung und Lehrsamkeit, ohne sich dessen nur zu schämen. Selbst unser Kosch, treu seit jeher und wacker auch, ist in letzter Zeit zum Orte schmählichen Getriebes geworden:

Es war ein Markttag, der die Gassen der Stadt mit viel Volk gefüllt hatte, und gerade den großen Handelsplatz hatte sich ein reisiger Musikant zum Vortrage erwählt. Alsbald hatte sich auch eine große Schar um ihn gesammelt, denn wohl ahnte noch keiner, was und wer da in Kürze öffentlich verhöhnt werden sollte. Nach einer kurzen Weise über das Schicksal eines listigen Schneidergesellen aus dem fernen Darpatien, die ihm viel Jubel einbrachte, hub der Sänger an, von den Geschehnissen der Orkkriege zu künden. Eifrig lauschten die Bürger, und hörten von den großen Schlachten und ihren Helden.

Nun aber wandte sich der kecke Spielmann, nachdem er das Lob vieler tapferer Recken aus dem Reiche gesungen hatte, insbesondere dem Herren Corrhensteine zu, dem rondragefälligen Löwenritter, der jüngst zum obersten der Schwertkirche bestellt wurde. Doch nicht das Lob des Rondrajüngers mehrten seine Verse — nein, unverfroren erdreistete sich der Bube, dem Schwert der Schwerter unlautere List zu unterstellen: Herr Corrhenstein sei nicht unwissend über den seltsamen Tod des edlen Herdan Pratos, dem er als Bundesmeister des weidenschen Ordens der Wahrung nachfolgte, so hieß in des Barden Lästerliede, und fröne persönlichen Gelüsten, der Gier nach Macht und Reichtum nur.

Fürder zu höhnen jedoch ward dem Lästerer verwehrt: Herr Gisbrun von Wengenholm trat hervor aus der Menge und wies das Schandmaul mit scharfen Worten zurecht. Er, der Angbarer Schwertbruder, habe den Kirchenoberen lange Zeit erlebt, droben im Weidenschen, wo der Orden der Wahrung und seine Kämpen aufs höchste geachtet seien. Zur Strafe ward der Spielmann ergriffen, und davongejagt aus der Stadt, nachdem er mittels einiger tüchtiger Hiebe von des Tempels Novizen den Geschmack der Gerechtigkeit zu spüren bekommen hatte.

So kann ein jeder gottesfürchtiger Bürger des Reiches nur aufatmen, wenn er sieht, daß ein solcher Geselle einmal von einem ehrenvollen Manne in seine Schranken verwiesen wird. Da soll der Schelm sich freuen, daß er nur ein minderer Streuner ist, und kein Herr, gegen den der Schwerter Schwert die Klinge führen würde, um seine Ehre wiederherzustellen!

Die Autorin, Ulabeth vom Pfade, Geweihte des Greifen am Hof zu Angbar, versteht es vorzüglich versteht, ihrer Leserschaft moralische Verfehlungen des weltlichen Lebens auf anschauliche Weise aufzuzeigen. Ihre erbaulichen Traktate werden auf weises Anraten Seiner Durchlaucht von Zeit zu Zeit auch im Kosch-Kurier veröffentlicht.