Das Schützenfest bei Firnsgraten
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Das Schützenfest bei Firnsgraten
Scharfer Wettstreit ender mit unerwartetem Sieg
FIRNSGRATEN/BAR. BÄRENKLAMM. Vor kurzem fand in der Baronie Bärenklamm im Süden der Grafschaft Wengenholm ein Fest statt, bei dem im Rahmen eines Schützenwettbewerbes ein neuer Wildhüter für die Güter der Edlen Guldebart von Dunkelforst zu Firnsgraten und Salira von Garstenfeld gefunden werden sollte.
In der ganzen Baronie hatten Anschläge und Herolde zuvor vom Firnsgrater Fest berichtet, und dementsprechend viele Besucher ließen sich an diesem sonnigen Tag auch auf dem Dorfplatz des kleinen Örtchens Firnsgraten sehen. Der Edle Guldebart hatte sich, ganz entgegen seines Rufes, nicht lumpen lassen, so daß reichhaltige Verpflegung und vielerlei musikalische und künstlerische Unterhaltung der Gäste harrte. (...)
Unter dem Jubel der Zuschauer verkündete der Haushofmeister des Firnsgraters die Bedingungen des Wettbewerbs, der stattfinden sollte: Die Kandidaten hatten zuerst mit verbundenen Augen ihre Pflanzen- und Holzkunde unter Beweis zu stellen, dann die Spur eines Hasen ausfindig zu machen und schließlich durch einen Wettbewerb im Bogenschießen den zukünftigen Wildhüter unter sich auszumachen.
Die Kandidaten waren Bauern aus dem Firnsgrater Umland, die hofften, sich durch die Stelle des Wildhüters ein angenehmes Zubrot zu sichern. Auch nahm ein Mann namens Gubbel Gumblad teil, der sich jedoch aufgrund seiner „nur beschränkten geistigen Fähigkeiten“, wie es der Ingerimmgeweihte Firnsgratens Thurgosch, Sohn des Thubax, ausdrückte, nur außer Konkurrenz beteiligte.
Bevor jedoch der Wettbewerb beginnen konnte, wurde die versammelte Menge durch eine laute Explosion aufgeschreckt. Aus einem Haus am Marktplatz drang dichter Rauch! Doch seine Gnaden Thurgosch, Sohn des Thubax, verhinderte eine Panik, in dem er den Verursachr des Ereignisses identifizierte: Dem Magister Polter, einem niedergelassenen Alchimisten, war wie schon des öfteren, ein Experiment mißlungen. (...)
Bei dem nun folgenden Teil des Wettbewerbs schied einer der Kandidaten aus, doch mischte sich ein wandernder Krambold dergestalt mit spöttischen Bemerkungen über einen der Kandidaten in das Geschehen ein, daß er von Baron Gonschomir von Havelstein aufgefordert wurde, doch Taten sprechen zu lassen, anstatt andere zu verspotten. Nach kurzem Zögern nahm denn der Kiepenkerl diese Aufforderung an und bestand ebenfalls die erste Prüfung.
Bei der nun folgenden Jagd auf den Hasen ergaben sich einige besondere Ereignisse: Nachdem ein Großteil der Kandidaten zumindest eine der Trophäen hatte einsammeln können, die für das Verbleiben im Wettbewerb notwendig waren, ging der neu hinzugekommene Krambold mit einem Zuschauer eine Wette ein, die leicht als Beleidigung der Edlen Salira von Garstenfeld hätte aufgenommen werden können: Denn der Kiepenkerl verwettete eine Locke der Edeldame darauf, daß er nicht nur einen der benötigten Köder, sondern auch den gesuchten Spurenleger finden werde.
Den Einspruch der Edeldame, daß er von ihr sicherlich freiwillig keine Locke bekommen werde, beantwortete der Bursche frech damit, daß er sich diese schon zu holen wisse; sie solle sich bereits einmal überlegen, an welcher Stelle sie diese entbehren könne. Daß er diese frivole und ehrenrührige Ankündigung nicht wahrmachen mußte, zeigte sich, als er den Jungen aufspürte, der die Spur gelegt hatte.
Eine weitere Begebenheit am Rande trug sich zu, als Gubbel Gumblad einen Hasen aus dem Stall eines Bauern entwendete, den er stolz als den gesuchten „Spurenleger“ präsentierte und daraufhin unter dem gutmütigen Gelächter der Zuschauer und zu seiner großen Freude den Ehrentitel eines Hasenmeisters zu Firnsgraten erhielt.
Bei dem letzten Teil des Wettbewerbs schließlich zeigte sich, daß jener erwähnte Krambold nicht ganz so unbedarft war, wie er zu Anfang so manchem wohl erschienen war: Sein Bogen war ein Langbogen von elfischer Fertigung, was darauf hinwies, daß er mit voller Absicht an diesem Wettbewerb teilnahm und nicht erst der Aufforderung des Barons bedurft hätte. Er erwies sich denn auch als Sieger des Wettbewerbs, denn obwohl er es den anderen Kandidaten erlaubte, ihre Scheiben in einer geringeren Entfernung aufzustellen, schoß er doch immer genauso gut, wenn nicht besser wie diese, so daß er daraufhin zum Sieger des Wettbewerbs gekürt wurde. (...)
In den folgenden Tagen lief das Gerücht um, der neue Wildhüter sei noch in derselben Nacht zum Edlen Guldebart von Firnsgraten gerufen worden und, wie es abergläubische Seelen behaupten, in derselben Nacht seien einige dunkle Gestalten, von denen einige ganz eindeutig Wölfe oder anderen wilden Tieren ähnelten, in der Nähe der Burg gesehen worden. Dies scheint einen Zusammenhang mit den Gerüchten zu haben, nach denen die beiden Edlen deshalb einen neuen Wildhüter einstellten, da es im Gebiet ihrer Güter in letzter Zeit schon mehrfach Berichte von schrecklichen Wesen und verschwundenen Menschen gegeben habe. (...)
Der Kosch-Kurier kann weder die Gerüchte über die Gründe der Einstellung des neuen Wildhüters noch diejenigen über das Verschwinden von Menschen oder Sichten von gefährlichen Wesenheiten im Gebiet von Firnsgraten oder Garstenfeld bestätigen. Doch erlaubten wir uns hiermit anzumerken, dass solche Gerüchte, sollten sie denn einen wahren Hintergrund haben, wohl eher der Entsendung von Soldate oder einigen mutigen Recken bedürfen denn der Anstellung eines unerfahrenen Wildhüters.