Angbarer See friert zu
Angbarer See friert zu
Kuh vom Eis geholt
VALPURG, Winter 1038 BF. „Also, das ist mir bisher nur mit einem Esel passiert, dem es wohl zu gut ging“, kommentiert Bauer Runkel Rübsam, was er diesen Winter erlebt hat.
Der Angbarer See war an seinem südöstlichen Ufer zugefroren und das Eis so dick, dass es zumindest einige Tage lang hielt. Ritter Holdwin vom Kargen Land warnte dennoch davor, das Eis zu betreten – schließlich könne man nicht sicher sein, wie lange das so bleibe, und man wolle doch die Dienste der örtlichen Boroni nicht öfter in Anspruch nehmen müssen, als dies ohnehin bei so einem harten Winter der Fall sei.
Die Geweihten mussten derweil auf ihre Boote verzichten, die sie üblicherweise für ihre Reisen in die Umgebung verwenden, und stattdessen zu Fuß um den See herumlaufen.
Während die Einwohner Valpurgs der Empfehlung des Ritters folgten, zeigte eine Kuh, dass sie auch alleine viel Mühe machen kann. Die schwarze Lore büchste aus ihrem Stall aus und spazierte auf den See. So musste in später Nacht noch jemand das Wagnis auf sich nehmen und ihr auf das Eis folgen. Nachdem Holdwins Vater Gero noch im Efferd durch ein spätes Bad im See gezeigt hatte, dass er genügend abgehärtet ist, beschloss diesmal Holdwins Gattin Mechtessa, sich auszuzeichnen. Die gebürtige von Marking erwies sich als würdige Ritterin, indem sie sich vorsichtig auf dem See bewegte, bis sie der schwarzen Lore ein Seil umhängen konnte.
Der Kuh war es inzwischen wohl langweilig geworden, schließlich gab es hier nichts zu fressen. Den Gang zurück zum Ufer trat sie langsam und friedlich an, während Mechtessa bis zuletzt auf verdächtiges Knirschen oder Risse im Eis achtete. Doch am Ende war die Rettungsaktion erfolgreich. Die Dorfbevölkerung jubelte am nächsten Morgen ob der Tatkräftigkeit der Ritterin. Sie selbst feixte strahlend: „Ehrlich gesagt: Ein Ochs, der vor dem Berg steht, wäre mir lieber gewesen!“