Fürstliches Ritterturnier zu Angbar 1041 - Koscher Leidenschaft

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Angbar, 11. Rondra 1041 BF

Tiako von Rosenteich hatte nach dem Gestampfe und dem sich anschließenden Umtrunk der Weidener tief und fest geschlafen. Als er erwachte, stellte er fest, dass seine geliebte Alisea bereits ohne ihn aufgestanden war. Langsam erhob er sich von seinem Lager und trat vor sein Zelt.

Mit einem Schlag wurde er hellwach. Da standen zwei Angroschim in Kettenhemden vor ihm! Sie hatten wohl nur auf ihn gewartet. „Angrosch zum Gruße! Ihr seid Tiako von Rosenteich?“ „Der bin ich! Wer will das wissen?“ Tiako blickte sich schnell um. Er konnte Alisea nirgendwo erblicken. War ihr etwas zugestoßen? Hatten die Zwerge gar etwas damit zu tun?

„Mein Name ist Korok Sohn des Korbosch, und dies ist mein Bruder Krimog. Ihr habt gestern gegen gegen Cendrasch Sohn des Chrysoprax gekämpft...“ „Ja, ja, ich weiß…!“, zischte Tiako, immer noch verärgert über seine Niederlage, während er sich weiter umsah. „Ist alles in Ordnung?“, fragte der andere Angroscho, der Tiakos suchenden Blick bemerkt hatte. „Ich suche nur meine angetraute Ehefrau...“

„Oh, ach so, natürlich!“, schlug sich Korok mit der Hand vor die Stirn. „Sie wird gleich hier sein, macht Euch keine Sorgen.“, fügte er mit einem Lächeln hinzu. Und tatsächlich bog nun Alisea in Begleitung eines weiteren Zwergen um die Ecke, der etwas weniger stämmig als die anderen beiden war und einen voll beladenen Handkarren zog. Sie selbst hingegen war ins Gespräch vertieft mit einem jungen Mann, der der Kleidung nach von edler Herkunft war. So elegant, wie er beim Sprechen die Gesten vollführte und auf Alisea achtete, musste er eine gute Ausbildung genossen haben. Er mochte ein Ritter sein – und hatte seine Augen ganz auf Alisea gerichtet, die ihm jetzt auch noch charmant zulächelte. Tiako spürte das Blut in seinen Adern pochen.

„Ah, da seid Ihr ja...“, wurde er nun von eben jenem Mann angesprochen. „Tiako! Du bist wach!“ Alisea rannte ihm entgegen und umarmte ihn stürmisch. Langsam beruhigte sich Tiako wieder. Er drückte sie heftiger und länger an sich, als es im biederen Kosch üblich gewesen wäre. Das tat gut! Erst danach widmete er sich den Neuankömmlingen.

„Den Zwölfen zum Gruße! Ich bin Tiako von Rosenteich, aber das scheint Ihr ja bereits zu wissen. Mit wem habe ich die Ehre?“ „Ungolf von Plötzbogen, Ritter aus der Ferdoker Mark. Diese Angroschim suchten nach Euch und da habe ich ihnen meine Hilfe angeboten...“ „Nun, Ihr habt mich gefunden. Vielleicht werdet Ihr verstehen, dass es mir nicht besonders gefällt, an meine Niederlage erinnert zu werden…“ „Aus eben diesem Grund sind wir hier!“, gab Korok zurück. „Ihr habt Euch wacker geschlagen! Kaum zu glauben, wie lange Ihr gegen den deutlich erfahreneren Kämpfer mitgehalten habt.“ „Wir sind Ambosszwerge so wie Cendrasch und wissen, was einer unseres Volkes im Kampfe vermag. Wir möchten Euch Respekt zollen dafür, wie schwer Ihr es ihm gemacht habt und Mut auf den Weg geben für die nächste Disziplin.“ „Ihr habt länger durchgehalten als ich.“, fügte Ungolf hinzu, „Verzagt nicht über Eure Niederlage. Es wird noch viele Gelegenheiten geben, einen Sieg zu erringen.“

„Wenn ich auch etwas sagen darf...“, meldete sich nun der Zwerg mit dem Handkarren zu Wort. „Ingramosch Grambart mein Name.“ Dabei vollführte er eine leichte Verbeugung vor Alisea und Tiako und eine elegante Geste, die Alisea ein Lächeln abrangen. „Ich bin kein Ambosszwerg, sondern vom Hügelvolk, und wir haben ganz andere Wege, jemandem unsere Sympathie zu zeigen. Wir wollen Euch zu einem ordentlichen Frühstück einladen, denn Ihr sollt doch Kraft schöpfen für die nächsten Tage. Ich habe hier alles dabei, was wir brauchen...“ „Ein Heldenfrühstück sozusagen...“, erklärte Korok, „so wie es Ardo vom Eberstamm, der Vetter des Fürsten, genossen haben soll.“ „Ja, der war tatkräftig und abenteuerlustig und hat dennoch Wert auf etwas anständiges Essen am Morgen gelegt.“, bekräftigte Ingramosch.

Tiako war völlig verblüfft und wusste nicht, was er sagen wollte. Die Zwerge begannen jedoch bereits, den Wagen auszuräumen. „Hier, der gute Moorbrücker Räucherschinken“, kommentierte Krimog. „Oh, der ist lecker!“ „Ihr aus dem Süden habt es vielleicht etwas süßer“, beeilte sich Ingramosch zu erklären. „Aber auch daran haben wir gedacht!“ Bedeutungsschwer reichte er dem Paar zwei Gläser an. „Dies ist Brombeermarmelade von Sträuchern aus dem Skretiner Umland. Und hier haben wir Apfelkompott aus Talloner Äpfeln…“ Alisea strahlte über das ganze Gesicht ob der Herzlichkeit des Hügelzwerges. Nun gut, wenn sie glücklich war – und nicht so oft zu Ungolf blickte.. Tiako beschloss, die Freundlichkeit anzunehmen und sich auf eine Variante von „Ardos Heldenfrühstück“ einzulassen...