Fürstliches Ritterturnier zu Angbar 1041 - Erinnerungen

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Brodilsgrund, 8. Rondra 1041, am Abend

Baduar hatte sich am späten Abend zurückgezogen und war vom Lager aus ein paar Schritte zum Turnierplatz gegangen. Nun stand er an der Tjostenbahn, die Augen geschlossen und in seine Gedanken vertieft. Um ihn herum war es still und ruhig und er atmete tief durch, während er seine Gedanken Revue passieren ließ.

Früher war er oft hier gewesen, denn sein Vater, der sonst kein großer Turniergänger war, hatte am Ritterturnier zu Angbar regelmäßig teilgenommen, auch wenn er nie auch nur annähernd in die Siegerplätze vorrückte. Doch für Ibram Angwart von Eichstein war es – genau so wie für viele andere Eichsteiner vor ihm - eine Selbstverständlichkeit, dass ein Koscher Ritter am Ritterturnier zu Angbar teilnimmt, daran gab es gar keine Zweifel. Baduar hob den Becher, den er mitgenommen hatte, zu einem stillen Gruß in Gedenken an seinen verstorbenen Vater.

Als kleines Kind hatte ihn sein Vater mitgenommen und der Ausflug in die große Stadt Angbar hatte ihn damals als Kind zum Staunen gebracht - all die vielen glänzenden Rüstungen, die vielen bunten Schilde und all die Menschen!

Dann war er natürlich während seiner Pagenzeit beim Haus Eberstamm auf dem Turnier gewesen und er erinnerte sich daran, dass er beim ersten Mal so aufgeregt war, dass er beim Auftragen einen Krug mit Bier herunterschmiss. Dies brachte ihm damals von seiner Durchlaucht einen halb tadelnden, viel mehr aber belustigten Blick ein, nachdem sich der Inhalt beim Zerplatzen des Kruges auf das Kleid einer hinterkoscher Adeligen verteilte, die hinterher aussah wie ein begossener Pudel. Umso mehr Schelte hatte es dann allerdings vom Pagenmeister gegeben...

Auch sein Bruder hatte regelmäßig am Turnier im Kosch teilgenommen, nachdem er seinen Ritterschlag erhalten hatte. Baduar konnte sich noch daran erinnern, wie er ihn, nachdem er selbst seinen Ritterschlag empfangen hatte, das erste Mal begleitet hatte. Sein Bruder Alerich war ein guter Tjoster und ein aufrechter Ritter gewesen. Wenn Baduar seinen hünenhaften Bruder, angetan mit polierter Rüstung, Schild und Lanze, ansah, hatte er ihn insgeheim bewundert – auch wenn er ihm das natürlich nie gesagt hatte. Wie töricht man doch manchmal war. Alerich war nicht mehr unter ihnen – der Kampf gegen den Alagrimm war die Schlacht, in der er seinen Dienstherren schützte und selbst sein Leben ließ. Und damit war damals aller Ärger, aller Neid, denn Baduar je gegen seinen älteren Bruder hegte, hinfort gewischt im Angesicht des ewigen Boron, vor den Alerich viel zu früh getreten war. Und ja, er fehlte ihm. Wie kleinlich man doch zu Lebzeiten unterwegs ist und wie wenig man sich die wirklich wichtigen Dinge sagt, solange man Zeit und Gelegenheit dazu hat...