Fürstliches Ritterturnier zu Angbar 1041 - Verloren und gewonnen

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Brodilsgrund, 12. Rondra 1041 BF

dramatis personae:

Der Wettstreit mit dem Schwert war für Dragowin vorüber, fast hätte er es unter die besten fünf geschafft. Fast. Ausgerechnet das letzte Duell vor dem Finaleinzug hatte er nicht für sich entscheiden können. Fast. Wieder einmal hatte es nur zu einem fast gereicht. Hatte er nicht in seinem täglichen Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens sein Geschick gezeigt? Hatte er sich vor der Leuin nicht ausreichend bewiesen, dass sie ihm hier im Duell – im heiligen Zweikampf – ihre Gunst verwehrte? Doch wollte er sich von derlei Gedanken nicht die Laune verderben lassen. Nachdem ihm aus der Rüstung geholfen worden war, hatte er sich gründlich gewaschen und anschließend ein sauberes Hemd angezogen.

Jetzt saß er gemütlich auf einem bequemen Stuhl und lauschte dem Lautenspiel seines Begleiters. Der Richtwalder war tatsächlich sehr begabt und verstand sich neben dem Anschlagen der Saiten auch wohltönig auf den Gesang. Grad jetzt gab er ein Stück aus eigener Feder zum Besten, ein fröhliches Lied, laut dem ein jedes Unbill neue Möglichkeiten für uns bereithielt.

Ein Ritter näherte sich den beiden, offensichtlich gut gelaunt. Zunächst schien es, als sei er von der Musik angelockt worden, doch folgten ihm zwei Zwerge in Kettenhemden mit einem Handkarren, auf dem sich ein Fass Bier befand. "Den Zwölfen zum Gruße, werte Nachbarn von der anderen Seite der Koschberge. Mein Name ist Holdwin vom Kargen Land und ich suchte Euch, werter Dragowin Timerlain." Erpho von Richtwald spielte weiter, doch zog er erstaunt die Augenbrauen hoch. "Den Zwölfen zum Gruße", antwortete der Angesprochene. "Wie kann ich Euch helfen?" Die beiden Ambosszwerge begannen derweil völlig ungerührt, dass Fass abzuladen und aufzubocken. "Nun, wir haben etwas gemeinsam, ebenso wie Ilpetta von Hirschingen. In der Disziplin der Einhandwaffen gelangten wir unter die besten zehn, aber nicht die besten fünf. Sehr schade! Die Fürstliche Schlachtreiterin und ich haben beschlossen, den beiden Gästen im Kosch, denen es so ergangen ist wie uns, einen Besuch abzustatten, um die Sitten der Gastfreundschaft hochzuhalten, auf dass einem wenigstens Travia zulächle, wenn einem Rondra einmal die kalte Schulter zeigt!" "Das... das ehrt Euch. Wer war denn der fünfte, wenn ich fragen darf? Das muss nach Eurer Zählung auch ein Koscher gewesen sein." "Ja, Angbart von Salzmarken-See, aber das spielt jetzt keine Rolle", erwiderte Holdwin erstaunlich kurz angebunden. "Viel wichtiger ist die Tatsache, dass wir Euch ein kleines Fass Angbarer Dunkel mitgebracht haben, um miteinander anzustoßen." "Wir hätten ja lieber Angbarer Zwergenbock genommen", mischte sich nun einer der beiden Angroschim ein, "aber da müssen selbst wir zugeben, dass es ordentlich reinhaut. Da ist nach den ersten Humpen nicht mehr viel mit reden!" Nun erst dachte er daran, sich vorzustellen. "Baroschem! Korok Sohn des Korbosch mein Name, und das ist mein Bruder Krimog!" "Baroschem!", tönte es von weiter hinten.

Es dauerte nicht lange und die ersten Krüge waren gezapft. Der erste Schluck schmeckte hervorragend! Die Nordmärker und die Koscher kamen nun auf ganz leichte Weise ins Plaudern. "Ihr habt drei Koscher hintereinander besiegt. Der zweite von ihnen war der Baron von Rohalssteg. Kein schlechter Kämpfer!", lobte Holdwin. "Euer letzter Gegner war Perval von Vardock. Das ist ein hochangesehener Rondrageweihter hier im Kosch!", erklärte der Ritter vom Kargen Land. "Gegen so jemanden zu verlieren ist keine Schande.", ergänzte Korok. "Wir werden Euch jedenfalls nicht schief angucken deswegen.", stimmte Krimog zu, während er die zweite Runde zapfte. "Bei Travia, Ihr Koscher habt einen ordentlich Zug drauf!", freute sich Dragowin. "Ich muss zugeben, dass ich nach dem zweiten Bier erst etwas essen sollte, sonst wird das Gespräch sehr schnell sehr einseitig..." "Essen, na klar! Wir haben auch daran gedacht..." Korok langte in einen Beutel und holte ein Schwarzbrot hervor, von dem er sofort anfing, Scheiben abzuschneiden. Holdwin tat es ihm gleich mit einem Schinken, den er schnell von dem Karren geholt hatte. "Dieser Ferdoker Räucherschinken ist schon etwas Feines!", lobte Krimog. "Passt hervorragend zum Bier!" Und so legten sie nur deswegen eine Pause zwischen zwei Runden ein, um sich an den mitgebrachten Koscher Spezialitäten zu laben. Zwischendurch gelang es den Gästen, einige Fragen zu stellen und etwas von den Koschern zu erfahren. Holdwin lebte auf Valpos Horn, dem Rittergut der Familie am Angbarer See. Die beiden Zwerge wohnten im Moorbrücker Sumpf in Neuvaloor, der Siedlung eines jüngeren Bruders Holdwins. "Aber nicht, dass Ihr auf die Idee kommt, dass wir dort die ganze Zeit nur Trübsal blasen...", meinte Korok scherzhaft. Er wandte sich an seinen Bruder: "Pack den Schnaps aus!" Nun wurde eine Runde "Koschwasser" eingeschenkt, das aus der Baronie Moorbrück stammte. Langsam, aber sicher machte sich zufriedene Schwere bei den Menschen in der Runde breit. Die Zwerge zapften sich derweil den nächsten Humpen. "Also, eines muss man Euch Koschern lassen", sagte Erpho anerkennend. "Ihr wisst, wie man Leute bewirtet. Und das nach einer Niederlage!" "Ach, der Sieger bekommt sowieso genug Jubel von allen Seiten und Biere ausgegeben.", winkte Holdwin ab. "Hier geht es darum, den Mut nicht zu verlieren, sondern immer wieder aufzustehen. Als Ritter müssen wir unseren Kindern ein Vorbild dabei sein. Nicht nur im Kampf gut abzuschneiden ist wichtig, sondern auch für ein gutes und gemütliches Heim zu sorgen." "Recht so!" "Wohl gesprochen!", stimmten die Zwergenbrüder zu.

Dragowin war inzwischen deutlich besser gelaunt. Dieser Koscher Ritter war ja richtig sympathisch – geradeheraus und fröhlich. Da kam ihm ein Gedanke... "Wo Ihr die Familie und das Heim ansprecht...", meinte er etwas ernster und stellte erleichtert fest, dass Holdwin den Tonfall verstand und ihm aufmerksam zuhörte, "Mein Sohn Angrawen wird im Peraine acht Götterläufe alt. Es ist an der Zeit, einen Ritter zu finden, bei dem er seine Ausbildung als Page und vielleicht später auch als Knappe bekommen kann. Ihr könnt nicht nur kämpfen, sondern wisst offensichtlich auch die Euren zu versorgen. Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr Angrawen zeigt, was es heißt, ein Ritter von echtem Schrot und Korn zu sein." "Klar und direkt gesprochen – so liebe ich es. Die Ehre wird ganz auf meiner Seite sein. Valpos Horn ist nur ein kleines Gut, aber mein Haus blickt mit Stolz auf eine Tradition zurück, die bis an den Beginn des Neuen Reiches zurückreicht. Angrawen wird eine Erziehung genießen im Geiste Baduars vom Eberstamm, der für uns Koscher bis heute die Ideale des Rittertums verkörpert, welche unser Fürst Blasius mit diesem Turnier ein weiteres Mal in Erinnerung zu rufen gedenkt." Bei den letzten Worten gab Holdwin Dragowin die Hand und die beiden besiegelten die Abmachung mit einem Handschlag. "Vor Angroschim bezeugt – so gilt's!", riefen die Söhne des Korbosch. Nun stieß man mit einer weiteren Runde Koschwasser auf den Beschluss an. Die Zwerge packten schließlich eine Pfeife aus, mit der sie allerlei Formen in die Luft zu pusten vermochten. Dragowin und Erpho sahen sich zufrieden an. War doch gar nicht so schlecht im Kosch...