Keine Gnade für Scherzbolde

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Ausgabe Nummer 55 - Rondra 1035 BF

Keine Gnade für Scherzbolde

ANGBAR. Wie tief der Schreck bei den Zunftvorstehern sitzt, zeigt sich auch daran, dass der sonst eigentlich recht tolerante Rat mit deutlicher Strenge gegen einen Bänkelsänger verfahren ist, der von dem Vorfall mit den Ratten Wind bekommen und ihn in seine Possen eingebaut hatte.

So erging er sich zwischen seinen Liedern und Gedichten in Spötteleien, darunter das Wortspiel, dass man bei Haubinger kein Rats-Bräu bekomme, sondern Ratz-Bräu. („Ratze“ ist bekanntlich ein volkstümlicher Ausdruck für Ratte.) Hätte er dergleichen in der Neuen Bastey, etwa im Pfeffersack oder Hinkefuß getan, hätte wohl kein Hahn danach gekräht. Aber am hellichten Tage auf dem Neumarkt, just, als die Herren Odoardo Markwardt und Anghalm Eisenstrunk des Weges kamen - das ist etwas anderes. Gerade, als der Scherzbold seine Zuhörer fragte, was denn der Unterschied zwischen einem Bierhumpen und einer Rattenfalle sei, legten sich ihm zwei schwere Pranken auf die Schultern, und er ward abgeführt und zu zwei Stunden Pranger verurteilt - zu mehr nicht, da er erwiesenermaßen zum Zeitpunkt der „Rattenplage“ nicht in der Stadt gewesen war.

Karolus Linneger