Odilbert und Niope - Aufbruch nach Grauensee: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 2. April 2022, 17:10 Uhr
◅ | Kamingespräch |
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Zu Pferd oder nicht zu Pferd, das ist hier die Frage | ▻ |
„Das ist jetzt nicht dein Ernst?“ Gunelde von Nadoret blickte ungläubig auf die Kutsche, an deren Seite das Wappen der Baronie Lûr prangte. „Das ist ein Monster, keine Kutsche! Das sieht aus, als wäre es direkt aus dem Stein geklopft worden, ohne Sinn für Ästhetik und Bequemlichkeit.“
Der Zweispänner, der in einer der hintersten Ecken des Zeughauses stand, hatte schon deutlich bessere Tage gesehen. An einigen Stellen platze die Farbe ab, die Sitzbänke im Inneren waren im letzten Winter eher die Heimat von Mäusen als bequeme Sitzmöglichkeiten und auch die hölzernen Räder sahen eher morsch denn stabil aus.
„Es ist ein kleines bisschen zu machen, das ja. Aber sonst sieht die doch vollkommen koscher aus. Du musst bedenken, mein Vorgänger war ein Angroschim, und der hat die Kutsche wahrscheinlich von seinem Vorgänger bekommen. Ebenfalls ein Zwerg.“ Rainfried von Grimsau ging die Kutsche an einer Seite ab. „Du solltest einmal die Kutsche des Grafen von Ferdok sehen, da ist die hier ja völlig unauffällig.“ Als Rainfried die Tür öffnete, gab das obere Scharnier nach, und die Tür rutschte so unvermittelt aus den Angeln, dass es reiner Zufall war, dass sie nicht auf dem Kopf des Grimsauers landete, sondern nur laut krachend auf den Boden schlug.
„Das war es jetzt, mich bringen keine zehn Warunker in dieses Ungetüm!“ Gunelde trat zwei weitere Schritte zurück und umfasste ihren inzwischen von der Schwangerschaft leicht gewölbten Bauch. „Häßlich wie die Nacht, und dann auch noch gemeingefährlich. Ich werde nach Grauensee reiten.“
„In deinem Zustand reitest du nicht eine Meile!“ Rainfried fixierte seine Gattin ernst. „Ich lasse die besten Handwerker aus Lûr kommen, und die machen die Kutsche wieder reisebereit und ansehnlich. Und ich habe bereits meine Base Niam angeschrieben, dass ich die Hilfe von Armbrecht Hufmacher aus der Moorbrücker Siedlung benötige. Die Kutsche wird bei unserer Durchreise durch Moorbrück ein neues Fahrwerk bekommen, weich wie Butter.“
Gunelde zog eine Augenbraue nach oben. „Du erwartest, dass wir vorher durch den Sumpf fahren?“
„Nur am Rande, nur durch Moorbrück, nicht Grimsaus Ehr. Und ich habe deinem Vater versprochen, dass dir nie etwas zu Leide geschehen wird. Ich gedenke mein Versprechen zu halten.“
Gunelde fixierte den Lûrer Baron weiterhin.
„Und natürlich werden wir auch deinem Vater und der Baronin von Nadoret unsere Aufwartung machen, wenn wir schon auf dem Weg sind.“
Guneldes Blick wurde sanfter. „Du lernst, mein Guter. Du lernst tatsächlich immer schneller, wie du mich zufriedenstellen kannst.“
Sie trat an ihren Gatten heran und flüsterte ihm ins Ohr. „Samt, mein Schatz. Nicht mehr und nicht weniger erwarte ich auf den Sitzen und als Vorhänge vor den Fenstern. Keine einzige Bodenwelle will ich in der Kutsche mehr spüren, wenn sie denn fertig ist. Und ob die Federung von diesem Moorschmied tatsächlich so weich ist, wie du versprichst, das will ich auf der Reise dann gerne einmal testen. In Abgeschiedenheit unter dem Sternenhimmel.“ Kokett mit dem Hinterteil wackelnd entfernte sich die Junkerin von Zwischenbrücken in Richtung des Haupthauses.
„Rambox!“ Rainfried rief nach dem Zwerg, der selten von seiner Seite wich. „Sattel die Pferde auf! Wir reiten nach Lûr! Sofort!“