Das Schetzenecker Schatzkistchen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 25. März 2021, 20:31 Uhr
◅ | Die Eisenhuetter Firunsfesten |
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Das Schetzenecker Schatzkistchen | ▻ |
Kosch kulinarisch: Das Schetzenecker Schatzkistchen
Als Handlungsreisender kommt man ’rum in der Welt, das ist bekannt. Da lernt man nicht nur andere Länder kennen, sondern auch Speisen, die man bei uns in Oberangbar nicht kennt. Und da ich unsere schöne Heimat schon von Nord bis Süd, von West bis Ost gesehen habe (sogar zweimal im Hinterkosch war und einmal im Außerkosch), dachte ich mich eigentlich in der Koscher Küche ein wenig auszukennen.
Doch vielfältig sind die Gaumenfreuden in der schönsten Provinz des Reiches, und wie jeder Landstrich seine eigene Tracht hat, so gibt es auch an jedem Ort Gerichte, die man schon eine Tagesreise weiter kaum mehr kennt. Um so schöner für den Reisenden, kann er sich doch stets an etwas Neuem versuchen. So zögerte ich bei meinem letzten Besuch im schönen Schetzeneck nicht, in der Herberge zum ersten Mal ein „Schatzkistchen“ zu ordern, ein Gericht, das man mir zwar schon einige Male angepriesen hatte, doch bis dato war ich nicht dazu gekommen, auch einmal davon zu kosten. Als die Schankmagd fragte, ob ich dazu eine Fleischbrühe oder eine Pilzsuppe wünsche, war ich zunächst verwirrt, dass es sich beim Schatzkistchen wohl um ein mehrgängiges Menü handelte. Davon hatte man mir nichts gesagt, doch entschied ich mich nach kurzer Überlegung für die in den Koschbergen ohnehin sehr gute Pilzsuppe.
Allzu lang musste ich nicht warten, ehe man mir den, wie ich dachte, ersten Gang servierte. Ich muss wohl etwas merkwürdig drein geschaut haben, als die Schankmagd einfach einen runden, nicht besonders großen Brotlaib vor mir auf den Tisch stellte und „Wohlschmecken!“ wünschte. Ich verstand auch nicht, warum sie eine kleine Schale mit Brotbrocken neben das Brot stellte, wo ich doch keinerlei Suppe hatte, um sie einzutunken. Erst bei näherer Betrachtung des Brotes offenbarte sich dessen wahre Natur: Wie einen Topfdeckel ließ sich das obere Viertel abnehmen, und das Innere des ausgehöhlten Laibes (dessen Innenleben sich jetzt natürlich in der Schale befand) war tatsächlich mit herrlich duftender Pilzsuppe gefüllt, über die ich mich mit höchstem Genuss hermachte. Für jeden interessierten Feinschmecker möchte ich anmerken, dass ein starker Esser von Nöten ist, um die Größe der Portion zu bewältigen. Das Beste am „Schatzkistchen“ ist nämlich das von innen tüchtig mit Suppe getränkte, von außen noch immer knusprige Brot, das man sich als Höhepunkt der Mahlzeit einverleibt – natürlich nur, wenn man nicht wie ich selbst schon mit der Menge an Suppe zu kämpfen hat.
Im weiteren Verlauf des Abends erfuhr ich vom Herbergswirt, dass das „Schatzkistchen“ mitnichten ein eigenes Gericht darstelle, vielmehr ist es nur eine ansprechende Art, Suppen und Eintöpfe darzureichen. In verschiedenen Varianten füllt man das Brot mit allerlei herzhaften Suppen, dicken Eintöpfen aus Gemüse und Fleisch, oder für die Leckermäuler auch mit Sahne, Beeren und Honig. Auch was die Zusammensetzung des Brotteigs anbelangt gibt es lokale Unterschiede: Während man in den Koschbergen sehr dunkles, fast schwarzes Brot dafür nimmt, bevorzugt man in den Niederungen helleres Brot, das aber immer noch fest genug sein muss, um den flüssigen Inhalt auch über längere Zeit halten zu können. Versuche von unkundigen Personen, derlei Gericht mit garetischem Weißbrot zu bereiten, endeten wohl unweigerlich in einer großen Pfütze aus Suppe und hoffnungslos aufgeweichtem Brot auf dem Tisch.
Bleibt als Fazit nur, dass sich ein jeder glücklich schätzen kann, der Gelegenheit bekommt, von den ungezählten Köstlichkeiten des Kosch kosten zu dürfen.
Thorben Schneckenschreck, nach dem Bericht eines Oberangbarer Händlers