Firuns eisiger Griff - Kosch-Kurier 47: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 18. November 2024, 21:18 Uhr
Firuns eisiger Griff
Ungewöhnlich strenger Winter in Wengenholm
WENGENHOLM. Harte Winter ist man in den nördlichen Koschbergen wahrlich gewohnt, doch so fest wie in diesem Götterlauf hatte der grimmige Herr Firun das Land seit Jahren nicht mehr im Griff. Bereits seit dem Boronmond wehen immer wieder Schneestürme durch die Täler. Ganze Landstriche sind von der Außenwelt abgeschnitten.
Das einst so muntere Gebirgsflüsschen Wenge ist über weite Strecken gefroren. Selbst der Arselfall bei der Föhrenwacht soll zu Eis erstarrt sein. Bei Twergental wurden einige Almen von einem der zahlreichen Firunsschläge (oder „Lawinen“, wie die Zwerge sie nennen) in die Tiefe gerissen. Vor Garstenfeld fand man zwei Trunkenbolde erfroren im Schnee. Sämtliche Pässe sind seit Monaten unbegehbar.
Selbst am Greifenpass ist seit langen Wochen kein Durchkommen. In Trottweiher (und wohl auch im Gratenfelsschen) sitzen mittlerweile Dutzende von Händlern und warten darauf, dass der bedeutsame Überweg wenigstens zu Fuß wieder gangbar gemacht werden kann. Auch in den Orten am Greifenpass selbst, wie Passweiser und Dunkelhain, sollen Reisende vom plötzlichen Schneetreiben überrascht worden sein und nun seit Wochen vergeblich auf ein Weiterkommen hoffen.
An Bemühungen der Obrigkeit mangelt es nicht, hört man. Sieben Schippknechte sollen erfroren sein, weil Abt Derian Palagion von Solfurt den Ehrgeiz zeigte, den Befehl zur Räumung zu geben, bevor die Zeit dafür reif war. Warnungen von erfahrenen Passbewohnern, die ihm rieten, am Firunschrein von Dunkelhain ein Opfer zu bringen und erst den Grimm des Wintergottes abzuwarten, wollte er nicht hören, so heißt es. Seitdem rumort es einmal mehr am Greifenpass, und ich vernahm in den Gaststuben von Trottweiher recht ketzerische Reden, die über die Geltungssucht des Abtes schimpften, der aus dem Hinterkosch stamme und lieber goldene Götterbilder aufstelle statt den einfachen Leuten in ihrer Not zu helfen. Gerade jetzt liege er Tag und Nacht wach und grübele darüber nach, wie er sich der Magierin Domaris entledigen könne, welche seit langem in der Ruine der alten Koschwacht haust – und die er als Schandfleck für den heiligen Greifenpass ansieht. Die Familien der umgekommenen Schippknechte dagegen habe er nicht eines Gedankens gewürdigt.
So bitter die Lage am Pass auch sein mag, von vielen Tälern – wie dem Twergentrutzer Land oder dem Tennicht – fehlt gar jegliche Kunde, so dass man nur ahnen kann, wie grausam die Eiseskälte dort wüten mag. Graf Jallik soll derweil einige vertrauenswürdige Helden beauftragt haben, Brot, Wurst und Käse in dieses Kernland der Berge zu bringen, doch verlor sich die Spur der wackeren Gruppe im meterhohen Schneegestöber, so dass man das Schlimmste befürchten muss. Anschließend soll der junge Graf den Entschluss gefasst haben, mit einigen Getreuen zum Firun-Heiligtum von Tiefhusen zu pilgern und für die Rettung des arg gebeutelten Landes zu bitten. Erinnerungen an Graf Orsino werden wach, der seinerzeit einen Bußgang bis Bjaldorn leistete und als ernsthafter Mann wiederkehrte.
So bleibt zu hoffen, dass dieser fromme Gang seine Wirkung zeigt und sich der grimme Herr des Winters sein Herz erweichen lässt. Denn das Land der Schwurbündler hat in den letzten Jahren wahrlich genug Leid ertragen müssen.