Der geliehene Knappe: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 5. Juli 2023, 05:05 Uhr


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Ausgabe Nummer 28 - Tsa 1023 BF

Von edelsten Geschlechtern: Der geliehene Knappe

Bernhelm von der Wiesen geht nach Weiden in die Knappschaft

TRALLOP/HZGT. WEIDEN. Der edle Dichter Wolfhardt von der Wiesen hatte seinen jungen Bruder Bernhelm mit zur Herzogenturney nach Trallop genommen, was das Herz des Knaben vielfach höher schlagen ließ: wie freute er sich darauf, an den Knappenspielen teilzunehmen und mit der Lanze nach den Ringen zu stechen! Doch die Hoffnungen wurden bald enttäuscht, denn noch war Bernhelm ja keines Ritters Knappe, und die andern Burschen wollten ihn nicht an ihren Kämpfen teilhaben lassen.

Aber die heilge Ardare hat auch für solch kleinen Nöte ein offenes Ohr und schenkte einen glücklichen Zufall: der Herr Wolfhardt hatte nämlich Freundschaft mit dem Baron Weldmar von Binsböckel-Glückshaus geschlossen, zumal sie beide in der Sangeskunst bewandert sind. Und da Herr Weldmar selbst noch ohne Knappen war und nicht länger mit den Handreichungen eines plumpen Eigenburschen vorlieb nehmen wollte, faßte man einen der Rondra wie dem Phex gleichermaßen gefälligen Beschluß: für die Zeit des Turnieres sollte Bernhelm der Knappe des Binsböckel-Glückshäusers sein, denn im Anlegen von Rüstungen und der Wartung der Waffen und Pferde war der Junge schon recht tüchtig. Der Baron war zufrieden, und Jung-Bernhelm konnte niemand mehr verwehren, an allen Knappendingen teilzuhaben.

Unergründlich aber sind die Wege der Zwölfe: denn der Weidner Recke und der junge Koscher verstanden sich trefflich, und am letzten Abend bat Bernhelm seinen Bruder, ihn doch bei Herrn Weldmar in die Knappschaft zu geben. Diesem wars recht, und man reichte sich die Hand zum Versprechen darüber.

Wir wünschen dem jungen von der Wiesen alles Glück in den mittnächtlichen Landen. Möge er zu einem wackeren Streiter heranwachsen und nicht die guten und althergebrachten koscher Sitten vergessen in der Fremde — und auf seine Art dazu beitragen, die Freundschaft zu kräftigen, die herrscht zwischen den Landen von Bärin und Eber.

Karolus Linneger