Drachensaat

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Ausgabe Nummer 28 - Tsa 1023 BF

Aus Koscher Sagenwelt: Drachensaat

Eine uralte Mär aus dem Amboß

Gorobalosch hatte von den Ahnen einen Speer geerbt, der schon so manchen Drachen gefällt. Ihn nahm der Held, der ein Sohn Gorax’ war und ein Schwestersohn von Growin Harthand überdies, und sprach zu den Seinen: Laßt uns gehen über den Roten Steig1 und mit Tataril kämpfen, den reichsten Wurm im Amboßgebirg. Sein Goldhort geziemet Angroschs Altären besser als der neidischen Grotte.

Sprach’s und schritt voran durch den Tannicht von Rygwid und die Klamm der Agella2 , wo die dunklen Wasser schäumend gegen den Felsen schlagen. Vor Tatarils Grotte machten sie halt und stießen ins Horn. Wie brach sich der Schall an den Klippen!

Und der Wurm Tataril kam hervor, schwarzgrün am schuppigen Leibe, es dampfte von Schwefel der Rachen. Flammen warf er aus, die Krallen furchten wie Karste das Erdreich, der Schweif entwurzelte Eichen, die Schwingen riefen Sturm. Es fielen beim ersten Streiche acht der Zwerge, die besten voran. Doch lohend erwuchs den andern der Grimm im ehernen Herzen, und wie Hagel im flackernden Sommermonde die Ernte zerpeitscht, lenkten sie die Geschosse aus sehnigen Fäusten gegen das Untier. Kochend schoß hervor das Blut und färbte die Stätte schwärzlich; doch jeder Tropfen kostet die Schar ein bärtiges Haupt.

Schmerzvoll sah es Gorobolasch, schwang den Speer und durchdrang dem Wurme Brust und Rippe und Herz. Wie das Leben nun Tataril schwand, gab er frei den glänzenden Hort, drei Haufen aus Gold und aus Silber. Nur von dem Klane war keiner mehr im weiten Gefild: erschlagen lagen die Brüder.

Da rief der tapfere Sohn des Gorax Klage wider die Berge, die schneeigen Gipfel, und Klage wider den waltenden Gott, der solchen Zoll gefordert, und es brach sich der Schall an den Klippen. In Wehschlummer versank der Held, doch im Traume erklang ihm des Gottes Stimme: Säe des Drachen prangende Zähne im blutigen Feld! Als ihn die Sonne zum neuen Tagwerk berief, entsann sich der Zwerg des Gesichtes. Mit Speeres Spitze pflügt er die Scholle, zum Werkzeug wird ihm die Waffe. Drachenzähne, ungezählt, wirft er durch die Furchen und harret. Da wachsen empor aus bissiger Saat Gestalten, gleich an der Zahl. Sie nun heißt Gorobalosch Sippe und Volk und gründet mit ihnen die Binge auf Tatarils schimmerndem Hort.3

Doch blieb ihren Nachfahren die drachische Herkunft erhalten, und Brüderzwist sollte dereinst aufs Neue die Kämpfe entflammen. So fiel Gorobalosch selbst dem blanken Stahl, und es erlosch der Stamm für immer. Keiner weiß mehr, wo Tatarils Hort sich birgt.

Kompiliert von Karolus Linneger

1 – Damit könnte der Ruberkopf gemeint sein.

2 – Ortsnamen im alten Angram, heute nicht mehr genau zuzuordnen.

3 – In der Nähe des Ruberkopfes liegen die Ruinen eines alten Zwergenkastells, über dessen Ursprung zumindest den Menschen nichts bekannt ist.