Zwietrutzens Frühling - Der Lehenseid: Unterschied zwischen den Versionen
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Dass er auf Burg Drabenburg von einem Diener zunächst wenig freundlich empfangen, dann in diesen Raum geführt und trotz seiner Anreise hierher ohne Frage nach Speis und Trank stehen gelassen wurde, passte irgendwie zu seinem Bild. <br/> | Dass er auf Burg Drabenburg von einem Diener zunächst wenig freundlich empfangen, dann in diesen Raum geführt und trotz seiner Anreise hierher ohne Frage nach Speis und Trank stehen gelassen wurde, passte irgendwie zu seinem Bild. <br/> | ||
Er wird mir wohl direkt eine Lehre erteilen wollen, der hohe Baron, dachte Grimm durstig und schaute sich in dem vielleicht 10 x 10 Schritt großem Raum um. Zwei hohe Fenster ließen einen Blick auf Felder der Baronie und auf das Dorf [[ | Er wird mir wohl direkt eine Lehre erteilen wollen, der hohe Baron, dachte Grimm durstig und schaute sich in dem vielleicht 10 x 10 Schritt großem Raum um. Zwei hohe Fenster ließen einen Blick auf Felder der Baronie und auf das Dorf [[Ortsnennung ist::Drabenburg]] zu. Da der Raum neben hohen, fast leeren Bücherregalen und einigen Truhen nur durch einen wuchtigen, thronhaften Stuhl gefüllt war, ging Grimm zu den Fenstern, verschränkte die Arme auf dem Rücken, schaute in das Land und versuchte herauszufinden, wo sein Lehen liegen würde.<br/> | ||
Zwietrutz hatte er als Kind zuletzt besucht. Doch zu Angwart hatte er, anders als seine kleine Schwester, trotz regelmäßiger Korrespondenz kein besonderes Verhältnis aufbauen können. Und durch seine Jahre als Page, Knappe und Dienstritter war er auch nicht immer in der Nähe gewesen. <br/> | Zwietrutz hatte er als Kind zuletzt besucht. Doch zu Angwart hatte er, anders als seine kleine Schwester, trotz regelmäßiger Korrespondenz kein besonderes Verhältnis aufbauen können. Und durch seine Jahre als Page, Knappe und Dienstritter war er auch nicht immer in der Nähe gewesen. <br/> | ||
Nun sollte es kein kurzer Besuch mehr auf Zwietrutz sein, sondern für immer. Sein kleiner Tross mit engen Vertrauten, einer kleinen Auslöse durch Baron von Stanniz und seinen Habseligkeiten war bereits unterwegs zum Stammsitz seines Hauses, dessen Herr er von nun an sein würde. Nur [[Briefspieltext mit::Wolfor von Roder]] war die Strecke mit nach Drabenburg gereist und wartete nun draußen. <br/> | Nun sollte es kein kurzer Besuch mehr auf Zwietrutz sein, sondern für immer. Sein kleiner Tross mit engen Vertrauten, einer kleinen Auslöse durch Baron von Stanniz und seinen Habseligkeiten war bereits unterwegs zum Stammsitz seines Hauses, dessen Herr er von nun an sein würde. Nur [[Briefspieltext mit::Wolfor von Roder]] war die Strecke mit nach Drabenburg gereist und wartete nun draußen. <br/> | ||
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„Wollt Ihr Euer Schwert schon wieder ziehen?“, fragte sie grinsend. „Kontaktiert mich gerne, wenn Ihr Erzbarts Bericht fertig und Euer Lehen in Schwung gebracht habt“, sagte sie vieldeutig und fügte beim Hinausgehen noch hinzu: „... für militärische Fragen!“<br/> | „Wollt Ihr Euer Schwert schon wieder ziehen?“, fragte sie grinsend. „Kontaktiert mich gerne, wenn Ihr Erzbarts Bericht fertig und Euer Lehen in Schwung gebracht habt“, sagte sie vieldeutig und fügte beim Hinausgehen noch hinzu: „... für militärische Fragen!“<br/> | ||
Grimm zu Zwietrutz stand nun allein mit dem Diener im Audienzraum. | Grimm zu Zwietrutz stand nun allein mit dem Diener im Audienzraum. | ||
Aktuelle Version vom 2. April 2022, 17:40 Uhr
Drabenburg, Der Baron empfängt Grimm zu Zwietrutz, Phex 1041
Die schwere Tür zum Audienzraum fiel laut und in Grimms Wahrnehmung irgendwie endgültig ins Schloss.
Grimm fühlte sich nunmehr nicht mehr ganz so wohl. Nicht, dass er ein ängstlicher Mann gewesen wäre. In vielen Kämpfen und Scharmützeln hatte er seinen Mann gestanden und war als Trutzritter im Haus Stanniz gut gelitten.
Nun stand er jedoch vor seinem ersten Kampf als neuer Herr zu Zwietrutz. Und diesen hatte er nicht mit seiner Waffe, sondern mit einem Lehnseid zu bestehen.
Sein Oheim, Angwart zu Zwietrutz, der 1039 im Heerzug gegen Helme Haffax fiel, hinterließ keinen eigenen Erben und so trat Grimm nun dieses Erbe als Neffe an.
Nach seiner knappen Zeit stand er zuletzt als Dienstritter in Diensten Alriks von Stanniz, der in seinen Augen ein gerechter, politisch bedachter und neutraler Baron war. Von dem spät als Baron berufenen Erzbart von Drabenburg hatte er indes von Strenge, militärischer Disziplin und Erzkonservatismus gehört.
Dass er auf Burg Drabenburg von einem Diener zunächst wenig freundlich empfangen, dann in diesen Raum geführt und trotz seiner Anreise hierher ohne Frage nach Speis und Trank stehen gelassen wurde, passte irgendwie zu seinem Bild.
Er wird mir wohl direkt eine Lehre erteilen wollen, der hohe Baron, dachte Grimm durstig und schaute sich in dem vielleicht 10 x 10 Schritt großem Raum um. Zwei hohe Fenster ließen einen Blick auf Felder der Baronie und auf das Dorf Drabenburg zu. Da der Raum neben hohen, fast leeren Bücherregalen und einigen Truhen nur durch einen wuchtigen, thronhaften Stuhl gefüllt war, ging Grimm zu den Fenstern, verschränkte die Arme auf dem Rücken, schaute in das Land und versuchte herauszufinden, wo sein Lehen liegen würde.
Zwietrutz hatte er als Kind zuletzt besucht. Doch zu Angwart hatte er, anders als seine kleine Schwester, trotz regelmäßiger Korrespondenz kein besonderes Verhältnis aufbauen können. Und durch seine Jahre als Page, Knappe und Dienstritter war er auch nicht immer in der Nähe gewesen.
Nun sollte es kein kurzer Besuch mehr auf Zwietrutz sein, sondern für immer. Sein kleiner Tross mit engen Vertrauten, einer kleinen Auslöse durch Baron von Stanniz und seinen Habseligkeiten war bereits unterwegs zum Stammsitz seines Hauses, dessen Herr er von nun an sein würde. Nur Wolfor von Roder war die Strecke mit nach Drabenburg gereist und wartete nun draußen.
Zumindest wird er was zu Trinken bekommen haben, dachte Grimm ärgerlich.
„Das ist meine Baronie. Wohl geführt, wie Ihr sicher bemerktet“, polterte eine dunkle Stimme in die Stille hinein. Nicht durch die große, schwere Tür, sondern durch eine in einem Regal versteckt liegende, lautlose Tür schritt Erzbart von Drabenburg in voller Rüstung und mit einem Langschwert bewehrt in den Audienzraum.
Aus seinen Tagträumen gerissen fuhr Grimm erschrocken um und fühlte sich ertappt, fasste sich dann aber schnell und ging auf Erzbart von Drabenburg zu. „Euer Hochgeboren“, verneigte er sich mit aller Etikette.
Ohne zu erwidern, schritt der Baron auf seinen Thron zu und setzte sich.
Ihm folgten zwei Burgwachen, eine junge und für Grimm auffallend schöne Frau, offensichtlich eine Ritterin, der Diener, der ihn empfangen hatte und zwei weitere, jüngere Frauen.
„Wir wollen nicht lang Federnlesens machen“, mahnte der Baron schroff zur Eile. „Es gilt, ein Lehen zu bestellen, dass lange herrenlos lag. Sprechen werden wir später noch oft. Euer Onkel war ein treuer Vasall meines Hauses und ich werde Euch zu einem ebensolchen machen.“
„Da hat man mir wohl nicht zu viel versprochen“, dachte Grimm, bedachte Erzbart in Gedanken mit einigen Schimpfwörtern und malte sich aus, wie er bereits jetzt Einspruch einlegen würde. Sagen tat er jedoch: „Die Bänder unserer Häuser sind seit jeher verknüpft. Sie sollen nicht zerschnitten werden. Es sei!“
„Gut erwidert“, antwortete Erzbart. „Aber nur mit braven Worten kommt Ihr hier nicht raus.“ „Zurzeit weilt die Alt-Rottmeisterin in Drabenburg und ich habe sie gebeten, mich neben der Besprechung militärischer Fragen auch bei Eurem Lehenseid zu unterstützen.“
„Es ist an der Zeit“, sagte er, sich der schönen, gerüsteten Frau zuwendend in einem Ton, der den Eindruck machte, die Zeit selbst würde bald enden. Die Frau ging auf Grimm zu, wies ihn, sich vor den Thron zu knien und die Hände zu falten.
Mit einer für die Rüstung überaus geschmeidigen Bewegung stellte sie sich neben Erzbart und den knieenden Grimm und begann in einer überhaupt nicht zu ihr passenden, tiefen Tonlage: „Ich, Iralda von Salzmarken, Alt-Rottmeisterin der Hügelländer Spießgesellen, werde heute den Lehnseid von Grimm zu Zwietrutz und Erzbart von Drabenburg abnehmen und ihn vor den Zwölfen und Graf Wilbur bezeugen.
Nachdem der Baron der Aufforderung Iraldas nachgekommen war, Grimms Hände in die seinen zu nehmen, schaute er Grimm regelrecht durchbohrend an, als wenn er ihn in seinen einzelnen Schichten zu ergründen suchte. Er begann, während Iralda von Salzmarken noch zwei zeremonielle Bänder mit den Symbolen der Zwölfe und mit dem gräflichen Wappen auf die Hände Grimms und Erzbarts legte, in einem für Grimm plötzlich völlig geräuschlos scheinendem Audienzzimmer mit dem Eidspruch.
„Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe versichert Ihr, Grimm zu Zwietrutz, so Ihr frei und adlig seid und Euch durch Eure Geburt das zusteht, was Ihr fordert?“
Nun wieder ganz der gestandene Ritter, kamen Grimm die von ihm geforderten Antworten in den Sinn: „Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe. Ich, Grimm zu Zwietrutz, versichere es!“
„Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe. Erklärt Ihr, Grimm zu Zwietrutz, dass Ihr keine Magie anwendet und Ihr keiner der Kirchen der Zwölfe als Geweihte verbunden seid“, fuhr Erzbart fort.
„Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe. Ich, Grimm zu Zwietrutz, erkläre es!“
„Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe. Begehrt Ihr Euch durch Euren Schwur der Gemeinschaft des herrschenden Adels anzuschließen?“
„Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe. Ich, Grimm zu Zwietrutz, begehre es!“
„Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe. Seid Ihr bereit, Eurem Lehensherrn, stets zu helfen, seinem Ruf stets zu folgen und all Eure Fähigkeiten und Euer Leben in seinen Dienst zu stellen, wie es recht und billig ist?“
„Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe. Ich, Grimm zu Zwietrutz, bin bereit!“
Dem jungen Ritter fiel auf, dass der ihm bekannte Eidtext der barönlichen Forderungen etwas allgemeiner benannt war und musste kurz darüber nachdenken, ob Erzbart dadurch mehr forderte als es traditionell galt. Irgendwie hatte er das Wörtchen „stets“ nie so wahrgenommen.
Auch Iralda von Salzmarken schien dies bemerkt zu haben, als sie, mit dem Finger ihrem Skript folgend, den Text der Zeremonie nachlas. Dennoch fuhr sie fort und nahm die Bänder ab.
Grimm zog, weiterhin kniend sein Schwert, um es mit dem Griff voran seinem neuen Lehnsherrn darzubieten. Sich Grimm zuwendend fuhr Iralda von Salzmarken fort:
„Was erwidert Ihr, Grimm zu Zwietrutz?“
Grimm überlegte schnell und entschied sich, seinen Text nun ebenfalls mit einzelnen Worten zu verändern.
„Unter dem Schutz von Rondra und im Namen der Zwölfe. Ich, Grimm zu Zwietrutz, schwöre Euch, Erzbart von Drabenburg, meine Lehenspflichten mit den mir möglichen Kräften zu erfüllen, Euch schützend zu folgen, wenn Ihr mich zu den Waffen ruft, Euch mit Rat zu dienen, wann immer Ihr dessen bedürft. Mein Leben und meine Fähigkeiten sollen dem Kosch dienen.“
An einem kurzen Zucken im schönen Gesicht der Alt-Rottmeisterin konnte man erkennen, dass sie auch diese Änderungen wahrgenommen hatte. Doch in Erzbarts Gesicht war keine Regung zu erkennen. Iralda von Salzmarken fühlte, dass es in diesem Eid ein wenig knisterte, doch konnte sie keine weiteren Regungen wahrnehmen, die auf einen Zwist oder ähnliches hinweisen würde.
Außerdem würde sie diese Kommendation bezeugen und auch den gräflichen Vertrag, den sowohl Baron als auch Ritter siegelten. Und darin stand es schließlich richtig. Knistern hin oder her, Zwist hin oder her. Das Recht galt nach dem gräflichen Vertrag in traditioneller Form.
Somit nahm sie die Fortsetzung des Eides wieder auf und sprach den Baron an: „Was entscheidet Ihr, Erzbart von Drabenburg?“
Der Baron drehte das Schwert um, gab es Grimm zurück, der es in seine Scheide steckte und erwiderte:
„Ihr habt mir, Eurem Lehensherrn bei den Zwölfen die Treue geschworen und Treue soll mit Treue vergolten werden.“ Er nahm die gefalteten Hände Grimms erneut in die seinen und Iralda legte erneute die Bänder darüber.
„Und so schwöre ich Euch bei den Zwölfen, dass ich Euch ebenfalls die Treue halten werde, dass ich nichts von Euch verlangen werde, was ich nicht selbst zum Wohle des Landes zu geben bereit bin und dass ich Euch Schutz und Schirm vor den Feinden der zwölfgöttlichen Ordnung zusichere. Und so ist der heilige Bund der Treue zwischen mir und Euch unter den Augen der Zwölfen und den Zeugen Eures Standes erneuert und geschlossen worden, wie er schon immer zwischen den Häusern Drabenburg und Zwietrutz bestand.
Diesen Bund soll keiner brechen, doch so Ihr uns untreu werdet, werdet Ihr des Titels und Lehens verlustig gehen. Wir fordern Euch auf, götterfürchtig, gerecht und weise und Eurer Verantwortung gemäß über Zwietrutz zu herrschen, dass wir Euch hiermit zum Lehen geben. Nun erhebt euch und seid willkommen, Grimm zu Zwietrutz, Stammherr des Hauses zu Zwietrutz.“
Nachdem Iralda von Salzmarken die beiden Zeremonienbänder sorgsam gefaltet und verstaut hatte, bat sie die beiden Männer zur Unterschrift und zur Siegelung der schriftlichen Kommendation und teilte dann mit, dass vor den Zwölfen und dem Grafen die Lehensgabe sei.
Grimm erwartete nun, dass Erzbart gratulieren würde und sie noch zusammensitzen würden.
Doch dieser wand sich an Grimm und Iralda von Salzmarken und teilte mit: „Vasall zu Zwietrutz. Euer Lehen ist nach dem Heerzug und der Zeit der Verweisung aufzuarbeiten. Wir werden heute in zwei Wochen um die gleiche Zeit sprechen. Arbeitet bis dahin alles in Zwietrutz auf, um mir einen umfassenden Bericht zu geben.“
Dann verließ Erzbart mit den zwei Wachen den Raum und ließ Grimm einfach mit Diener und Iralda zurück. Nun schnell was Interessantes sagen, fuhr es Grimm durch den Kopf, der sowohl von der Position der jungen Ritterin als auch von ihrem Äußeren angetan war: „Also Alt-Rottmeisterin, gerne würde ich mich mit Euch über militärische Fragen Zwietrutzes unterhalten!“, sagte er, jedoch wenig von einer Dringlichkeit überzeugend.
„Wollt Ihr Euer Schwert schon wieder ziehen?“, fragte sie grinsend. „Kontaktiert mich gerne, wenn Ihr Erzbarts Bericht fertig und Euer Lehen in Schwung gebracht habt“, sagte sie vieldeutig und fügte beim Hinausgehen noch hinzu: „... für militärische Fragen!“
Grimm zu Zwietrutz stand nun allein mit dem Diener im Audienzraum.