Drifter Fehde - Alttreuer Kriegsrat

Burg Alt Rudes Schild, Ende Tsa 1048 BF
Rodhelm von Hartsteig musste sich langsam eingestehen, dass solche Versammlungen anfingen, ihm zu gefallen. Das hier war so ganz anders als im abgelegenen Hartsteiger Thal in den rauen Wengenholmer Bergen. Hier hatten sich Edle und Blaublütige aus dem ganzen Kosch versammelt, genau das richtige Parkett für einen ehrgeizigen Adligen wie ihn. Neugierig blickte Rodhelm von Hartsteig sich in dem großen Rittersaal von Burg Alt Rudes Schild um und ging die Anwesenden in Gedanken durch. Ungefähr ein halbes Dutzend Hände hatte er schon geschüttelt und weitere Bekanntschaften würden sicher folgen. Er bereute es mittlerweile überhaupt nicht mehr, dem Ruf des Bundes in die frühere Grafschaft Schetzeneck gefolgt zu sein. Normalerweise interessierte es den Ritter überhaupt nicht, was außerhalb Wengenholms passierte, und die Baronie Drift war ihm da schon zweimal egal. Aber das Haus Treublatt, langjähriges Mitglied im Bund der Alttreuen, hatte eine sehr phexische Botin zu ihm geschickt und der Frau war es schließlich gelungen, den Wengenholmer zu überreden, sich der Truppe von Gisbrun, dem gegenwärtigen Familienoberhaupt der Familie Treublatt anzuschließen. Der kräftige Ritter, der noch immer im Schatten seines umtriebigen Vaters Roban stand, schien sich mit seiner aktuellen Stellung nicht zufrieden zu geben und wollte augenscheinlich wieder zu der Position zurück, die sein Vater einst im Kosch besessen hatte. Daher galt es nun Verbündete zu sammeln und als das Haus Nadoret rief, da war er mit einer ordentlichen Streitmacht von einer Rotte zu Fuß und einer Kavallerielanze aufgebrochen.
Sogar die Tatsache, dass die Versammlung auf Burg Alt Rudes Schild stattfand, hatte ihn dabei nicht abhalten können. Hier, wo bis vor kurzem Gisbruns Erstgeborener Berwin als Gemahl der Baronin Derya von Uztrutz gelebt hatte. Nun waren beide tot und sowohl für die Familie Uztrutz als auch für die Treublatts war das Ganze kein Glanzstück gewesen. Man war zwar seitdem nicht verfeindet und ja auch gemeinsam im Bund der Alttreuen. Doch hielt man seit den beiden Toten erst einmal voneinander Abstand. Dementsprechend förmlich und etwas steif war auch die Begrüßung ausgefallen. Was Rodhelm besonders im Gedächtnis bleiben würde. Die Torwächterin, eine wahrlich grimmige und stoische Rittersfrau, hatte sie besonders einsilbig und nur unter scharfer Beobachtung eingelassen. Sie, den Namen Perdita von Steinklos tragend, war, wie er später erfuhr, tatsächlich die Mutter von Landvogt Metzel d. J. von Uztrutz. Tauchte aber nur am Tor auf.
Rodhelm blickte zu Gisbrun, der gerade mit seinem Gefolgsmann Sephiran von Püscheln sprach. Dieser Mann war dem alten Ritter ein Mysterium, verhielt er sich doch sehr freundlich und höflich, aber in seinen Augen hatte Rodhelm eine Kälte bemerkt, die sogar ihn etwas frösteln ließ. Sein Blick schweifte weiter, zu seinem anderen Reisegefährten, Ritter Trest von Vardock auf Porquidstreu. Der Mann verhielt sich wie ein eitler Gockel, doch er schien wohl nicht nur Schall und Rauch zu sein, das zeigten die Kampfnarben an seinen kräftigen Armen und breiten Händen. Vertieft war dieser im Gespräch mit einem anderen, kräftigen Mann, welcher dasselbe Wappen wie Ritter Trest auf seinem Rock führte. Das musste wohl Eichbart von Vardock, sein Neffe, sein. Dieser war Mitglied der Nadoreter Landreiter und Junker Hakan treu ergeben, kein Wunder, dass er hier auch zu finden war. Ein raues Lachen erklang und Rodhelms Blick schweifte zu Metzel vom Grauen Schild. Der stattliche fürstliche Schlachtreiter hatte sich hier wohl auch aus Hunger auf Ruhm und Reichtum eingefunden, ganz ähnlich wie bei dem Hartsteiger. Er befand sich im Gespräch mit einer Frau, die er anhand ihres Wappenrocks als eine Steinkopf auf Butterwus erkannte. Die vierschrötige Ritterin gab in dem Gespräch schon den einen oder anderen derben Spruch ab und Rodhelm konnte irgendwann den Namen Leowina aufschnappen. Zwei weitere Personen, ein Mann und eine Frau, hielten sich eher im Hintergrund. Der Mann trug das Wappen der Familie Pirkensee und war wahrscheinlich Knopphold von Pirkensee. Die Frau das Wappen derer von Firunshof.
Ein Herold kündigte mit einem leidenschaftlichen Ruf einen weiteren Gast an, was Rodhelms Aufmerksamkeit forderte. Er konnte den kräftigen jungen Mann zuerst nicht sicher zuordnen, aber sein geteiltes Wappen sagte ihm etwas. Die eine Hälfte zeigte den gekrönten Schwan auf grünem Grund, also Haus Hardenfels aus den Nordmarken. Als dann der Name verkündet wurde, Reto Hlûthar von Bodrin-Hardenfels Pfalzgraf zu Koschgau, bestätigte sich Rodhelms Vermutung. Ihn hier zu sehen verwunderte Rodhelm zwar etwas, aber der Mann galt als äußerst umtriebig und gut vernetzt. Als Pfalzgraf war er nun erst einmal der Anwesende mit dem höchsten Rang und wurde entsprechend hofiert und begrüßt.
Rodhelm bemerkte allerdings, dass eine kleine Gruppe, die ebenfalls etwas abseits stand, zunächst noch etwas miteinander tuschelte. Der Hausherr Landvogt Metzel d.J. von Uztrutz war im Gespräch mit Angunde von Bodrin-Hardenfels, der jüngeren Schwester des Pfalzgrafen. Rodhelm erkannte noch einen weiteren Adeligen mit einem Wappen aus der Baronie Metenar. den er aber nicht kannte. Angunde diskutierte schon länger mit dem Landvogt und dieser schien nicht überzeugt von dem Thema des Gesprächs zu sein. Schließlich unterbrach er es, um seinen Pflichten als Gastgeber nachkommen zu können und den Pfalzgrafen ebenso zu begrüßen. Auch dabei konnte Rodhelm sehen, dass die beiden Männer sich eher reserviert gegenüberstanden. Rodhelm überlegte, ob das vielleicht an dem sogenannten Schetzenecker Kreis, von dem Rodhelm im Kosch-Kurier gelesen hatte, lag. Metzel d. Jüngere war hier einer der Vordenker.
Rodhelm ließ seinen Blick wieder schweifen und blieb dann bei einem bärtigen Mann, der gerade mit einem offensichtlichen Söldner in bunter Kleidung sprach, hängen. Mit energischen Schritten ging er zu den beiden und als der Mann sein Nahen spürte, drehte er sich rasch zu ihm um. „Burgolf von Alrichsbaum, was tut denn noch ein Wengenholmer hier?“, begrüßte Rodhelm ihn freundlich und reichte seine Rechte, während er die Linke offen an der Seite hielt. „Von Hartsteig? Du auch hier?“ Burgolf schien etwas nervös zu sein. „Wir haben uns beim letzten Mal während der Auersbrücker Fehde und bei der Belagerung des Bärenstieges gesehen“, meinte Rodhelm, die Hand immer noch ausgestreckt. Burgolf versicherte sich nochmal, dass er beide Hände des Hartsteigers im Blick hatte, und reichte ihm anschließend auch seine Waffenhand. „Ja, nur leider damals auf verschiedenen Seiten. Ich hoffe, du trägst mir das nicht nach.“ Der Hartsteiger zuckte mit den Schultern. „Schnee von gestern. Ich weiß doch, dass man sich als Soldritter den Auftraggeber nicht immer genau aussuchen kann. Manchmal muss man einfach dem Gold folgen.“ Burgolfs Anspannung löste sich etwas und er meinte freundlich: „Leider ist es so. Aber nun sind wir ja auf derselben Seite.“ Rodhelm nickte. „Wie viele Jungs hast du uns denn mitgebracht?“ „Der Große Basteybund stellt 70 Mann“, meinte Burgolf mit etwas Stolz in der Stimme. „Oha, die Nadoreter zahlen also so gut?“ Der Söldnerhauptmann nickte und senkte dann verschwörerisch etwas die Stimme. „Scheint so, als hätte das noble Haus gerade auch Probleme vor der eigenen Haustür. Der Drifter Haufen ist wohl in die Baronie Nadoret eingesickert. Da richten sie gerade ein großes Chaos an. Daher mussten die Nadoreter einen Großteil von ihren Spießknechten und Landreitern daheim lassen, um diese Gefahr in den Griff zu kriegen. Wir füllen nun die Lücken auf, aber wir sind auch besser“, erklärte der Alrichsbaumer mit einem Zwinkern. Dann wandte er sich zu seinem vorherigen Gesprächspartner um. „Darf ich dir Cormac Arrkat vorstellen? Abgänger der Kriegerakademie Ruadas Ehr in Havena und Söldnerhauptmann aus Albernia. Er ist der Anführer der Bunten Hunde, einer weiteren Einheit Mietkämpfer. Sie stehen fest im Dienste Metzels des Jüngeren.“
Freundlich gab Rodhelm auch ihm die Hand und Cormac meinte: „Der Name Hartsteig ist mir bekannt. Ich kämpfte gegen Euren Enkel in der Nähe des Dorfes Wintrang im Grafenland von Wengenholm.“ Die Augen des alten Ritters weiteten sich etwas und er erinnerte sich nun wieder an die Geschichte von Baerwin. „Verstehe, dann kennt Ihr mein Haus wirklich.“ Cormac grinste etwas schief und sagte: „In der Tat, Ihr habt einen feinen Ritter großgezogen, Herr Rodhelm. Euer Junge hat mich ohne Lösegeld ziehen lassen, das rechne ich ihm an. Gut, dass wir dieses Mal wohl nicht die Klinge miteinander kreuzen müssen.“
Gerade als Rodhelm etwas antworten wollte, ertönte plötzlich ein Fanfarenstoß und in die Halle kehrte Schweigen ein. Eine Tür wurde geöffnet und Hakan von Nadoret, gefolgt von seinem Enkel Wilbur, trat in den Rittersaal. Beide waren mit Kettenhemden gerüstet und die Wappenröcke mit dem Symbol ihres ehrwürdigen Hauses saßen darüber. Als Hakan alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, begann er mit einer knappen Rede:
„Bundesbrüder und -schwestern, ich danke euch, dass ihr meinen Ruf gehört und so zahlreich erschienen seid. Es ist leider soweit gekommen, dass ich eurer Unterstützung bedarf. Brumil Wackerstock trachtet mir nach meinem Lehen Durstein. Er will mir heimtückisch dieses Land entreißen und verstößt damit gegen alles, was einen gerechten und göttergefälligen Lehnsherrn ausmachen soll. Weder gewährt er mir seinen Schutz und Schirm, nein in seiner Gier will er alle Lehen meines Hauses beschlagnahmen, um sie dann unter seinen eigenen Verwandten zu verteilen.“
Aufgeregtes Gemurmel erklang und einige Mitglieder der Alttreuen sahen sich ungehalten an. Wenn ein Zwerg ein Lehen übernahm, dann vergingen manchmal Jahrhunderte, bis dieses wieder von einem Menschen besetzt werden konnte. Auch durch geschicktes Heiraten war da nicht dagegen anzukommen.
„Angesichts dieser Ungerechtigkeit gewährte mir der Götterfürst seine Huld und gab den Zwerg Brumil in meine Hand, um vor aller Welt zu zeigen, dass der Angroscho im Unrecht ist. Ich behandelte Brumil gut, krümmte ihm kein Haar und machte mehrere Angebote, um die mögliche Fehde zu verhindern. Aber die starrköpfigen Angroschim und vor allem seine Ehefrau wollten davon nichts wissen. Stattdessen sandten sie gemeine Räuber nach Nadoret, rüsteten versteckt zum Angriff und plünderten vor kurzem mein Gut Durstein. Nun ist das Maß endgültig voll und es wird Zeit zu handeln. Ansonsten dürft ihr euch nicht wundern, wenn zukünftig auch euer Landbesitz in Gefahr ist und immer mehr Lehen nicht an praiosgefällige Koscher, sondern an Zwerge oder sogar bis in alle Zeiten an Elfen vergeben werden. Alttreue, seid ihr daher mit mir?“
Aufgeregte Rufe erklangen, die Rodhelm in dem Lärm gar nicht so richtig verstehen konnte, und Schwerter wurden gereckt. Es hörte sich zweifelsfrei so an, als wären die meisten bereit, dem Nadoreter zu folgen. Als wieder etwas Ruhe einkehrte, verkündete Hakan:
„Wir marschieren innerhalb von drei Tagen nach Praios, zum Ort Pahlûn. Vom dortigen Flusshafen aus setzen wir zusammen über den Großen Fluss. Unser Ziel ist die Stadt Drift selbst. Wir werden Gascha die Ratte in ihrer Höhle ergreifen, die Korrespondenz der Zwerge beschlagnahmen und damit gegenüber dem Fürsten beweisen, dass Brumils Intrigen gegen meine Familie schon von langer, tückischer Hand geplant waren. Macht euch daher bereit und schärft eure Waffen. Ich freue mich darauf, an eurer Seite zu kämpfen, so wie wir Alttreue es schon immer getan haben, sei es in Auersbrück oder in anderen Fehden. Gemeinsam werden wir siegen, für Praios und die göttliche Ordnung!“
„Für Praios und die Ordnung, für den Kosch!“, kam es aus zahlreichen Kehlen zurück und die Menge war nun einigermaßen aufgepeitscht. Zufrieden sah Hakan sich um und meinte dann: „Als die Ehrwürdigsten der anwesenden Geschlechter bitte ich das Haus Bodrin-Hardenfels, das Haus Uztrutz und das Haus Treublatt für weitere Beratungen zu mir. Es wird Zeit, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, um diesen Konflikt schnell zum Abschluss zu bringen.“ Zusammen mit den Gerufenen zog sich Hakan dann zurück und überließ es Wilbur von Nadoret, die restliche Versammlung zu leiten.
Die Angesprochenen verließen den Rittersaal und versammelten sich in einem kleineren Raum. Dieser hatte einen großen Kamin, in welchem ein angenehmes Feuer brannte. In der Mitte befand sich ein großer, steinerner Tisch, der scheinbar noch in Arbeit war. Man konnte nur erkennen, dass er keine quadratische Form am Ende haben würde, aber noch nicht, was genau daraus werden sollte. An der einen Längsseite befanden sich große Fenster, die einen Blick über die Schneelandschaft der Uztrutzer Höhen freigaben. Das sorgte zwar dafür, dass es im Raum etwas kälter war, aber da alle ja der Jahreszeit entsprechend gekleidet waren, würde dies wohl niemanden stören. Am Tisch stand bereits eine Person und beim Näherkommen erkannte man diese als Erzward von Steinklos. Dieser war neben einigem anderen auch der Onkel des Hausherren Metzel d.J. von Uztrutz. Onkel und Neffe nickten sich kurz zu. Auf dem Tisch war ein großes Stück Leder ausgelegt, auf dessen glatte Seite eine Karte gemalt war, die die Baronie Drift darstellte, den Großen Fluss und kleine Teile der angrenzenden Lehen. Die Baronie Uztrutz am oberen Ende hatte einen etwas größeren Ausschnitt und zeigte sogleich, dass der obere Teil der Karte nach Firun ausgerichtet war. Auf der Karte, relativ weit am Rand, stand ein kleines Holzkästchen. In diesem befanden sich diverse kleine Steinfiguren, die eine Hälfte aus hellem Granit und die andere Hälfte aus dunklem Basalt. Nachdem alle angekommen waren, begann Erzward zu sprechen.
“Wie bereits vorher beschlossen, versammelt sich zunächst alles in Pahlûn. Da mit Genehmigung oder gar Unterstützung aus Bragahn nicht zu rechnen ist, können wir die gut ausgebaute Überquerung per Fähre nicht nutzen. Daher können wir auch nicht, selbst mit den beiden weiteren neu gemieteten Flussschiffen, alles auf einmal übersetzen. Daher habe ich folgenden Plan erdacht. Wir verladen zunächst alles an Berittenen und setzen sie hier ab!” Erzward nahm drei steinerne Reiterfiguren aus Granit und setzte sie auf den Ort Licon.
“Dort hat es eine große Papiermühle, die zwar nicht dem Baron von Drift direkt gehört, aber einer Drifter Händlerin. Sie erst einmal in Besitz zu nehmen, könnte gut sein. Diese Entscheidung obliegt mir aber nicht. Die Schiffe fahren dann so schnell wie möglich zurück nach Pahlûn und nehmen die Fußtruppen auf. Dabei dann natürlich auch das Geschütz “Zwergenhammer” der Familie Nadoret. Dies werde ich persönlich bedienen und die zukünftige Geschützbesatzung auf diesem Feldzug eingewöhnen.”
“Die Papiermühle sollten wir auf jeden Fall unter Kontrolle bringen, das werde ich übernehmen!” Alle Anwesenden sahen zu Reto Hluthar von Bodrin-Hardenfels hinüber, der dies von sich gegeben hatte. Hakan von Nadoret als Anführer des gesamten Vorhabens überlegte kurz. Gerne hätte er den Pfalzgrafen bei der Belagerung und Eroberung von Drift bei sich gehabt, um der Sache mehr Gewicht zu geben. Doch das Banner der Familie würde dank Angunde weiterhin bei den Truppen bei Drift zu sehen sein und wenn Reto in Licon blieb, konnte ihm immerhin nicht viel passieren, und als Pfalzgraf konnte er sich im Fall der Fälle auch besser mit dem Grafen von Ferdok auseinandersetzen, der, soweit Hakan wusste, ebenfalls noch Anteile an der Mühle hatte. Er nickte also bestätigend und gab Erzward das Zeichen, fortzufahren.
“Die Reiter rücken dann auf dem Landweg vor und nehmen im Handstreich die Brücke nach Drift und sichern diese. Wenn alles nach Plan läuft, sind dann die Tore der Stadt offen und die Reiter können auch diese sichern!” Erzward nahm zwei der Reiterfiguren und setzte sie auf due Brücke und den Ort Drift. “Wenn alles nach Plan läuft?”, fragte Metzel d.J. von Uztrutz nach. “Wir haben da jemanden beauftragt”, gab Hakan von Nadoret kurz zurück, ohne sich weiter zu erklären, was Metzel mit einem verkniffenen Mund hinnahm. Erzward fuhr fort. “Zu diesem Moment sollten dann Fußtruppen und Geschütze ankommen. Sie werden entweder in den Hafen einfahren oder unter der Bedeckung der Geschütze der Nadora am Flussufer anlanden.” Erzward nahm 5 Fußsoldaten und ein Katapult aus Granit und setzte sie nach Drift.
“Mit Ausnahme der Nadora und eines weiteren Flussschiffs kehren die anderen Schiffe dann wieder nach Pahlûn zurück. In Drift übernimmt Hakan von Nadoret das Kommando und wir nehmen die Stadt und alle Befestigungen ein. Dabei sollten dann sämtliche Anführer der Drifter entweder in unsere Hände fallen oder im Kampf sterben. Die Fehde damit augenblicklich enden! Welche einzelnen Kontingente vor Ort welche Aufgaben übernehmen, sollten wir dort je nach Lage entscheiden!”
Erzward trat einen Schritt zurück und machte damit überdeutlich, dass seine Ausführungen beendet waren. Es verging etwas Zeit, indem die eine oder andere Nachfrage gestellt wurde, aber grundsätzlich waren alle zufrieden und der Plan wurde so beschlossen. Als die Besprechung des inneren Kreises schon beendet war, sprach Metzel d.J. Hakan von Nadoret noch einmal an und bat um ein Gespräch unter vier Augen.
“Uztrutz steht treu und wie es unser Bündnis vorsieht an Eurer Seite. Das will ich vorweg sagen. Doch ebenso, dass wir damit nicht glücklich sind. Es ist noch nicht lange her, dass wir mit Euch in den Norden des Fürstentums gezogen sind. Bereits dort hat der Fürst seinen Unwillen klar deutlich gemacht. Mit meiner Ernennung wollte er Frieden haben und ganz sicher nicht, dass Uztrutz aktiver Teilnehmer an jeder Fehde ist. Ich und meine Familie begeben sich auf dünnes Eis! Wir stehen Euch bei, aber seid versichert, wenn dies vorbei ist, werden wir einen Ausgleich fordern und es muss klar sein, dass dann erst einmal für eine gewisse Zeit Ruhe sein muss!”
Man sah Hakan von Nadoret deutlich an, dass er nicht glücklich über die gesagten Worte war, aber ebenso schien ihm klar zu sein, dass er hier nachgeben musste. “Das verstehen wir … schwebt Euch da schon etwas Konkretes vor?” “Das klären wir, wenn die Fehde zu Ende ist.”