Veränderungen - Zarte Rosen auf Burg Fürstenhort I: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Handlungsort ist::Fürstenhort (Burg)|Fürstenhort]], [[Briefspieltext mit::1029]]<br/>
sich ein Fenster. Ein im grünen Wappenrock der Eberstamms gerüsteter Zwerg trat mit ernster
 
Mine an die Öffnung und blickte hinaus. Tante Yvetta, die jüngere der beiden Perainepriesterinnen,
 
nickte lächelnd und Roklan straffte sich kurz, ehe er langsam über die stahlbeschlagene
 
Zugbrücke vor das Tor ritt. „Ingrrimm zum Grruße! Was ist euerr Begehrr?“, wollte der Angroscho
 
mit der knurrigen Stimme eines Ambosszwerges wissen. „Mein Name ist Roklan von Leihenhof,
 
Erbbaronet zum Galebquell. Ich bin mit unserem Gefolge hier um Seiner Durchlaucht
 
und Ihrer Liebten Nadyana unsere Aufwartung zu machen.“ Der Wachmann streifte sich kurz
 
durch den silberschwarzen Bart als er sein Gegenüber und seine Begleiter musterte, nickte
 
schließlich und schloss das Fenster. Nur wenige Augenblicke später konnte man das schaben
 
schwerer Riegel hören, gefolgt vom Geräusch alter Scharniere beim Öffnen von unzähligen
 
Stein schweren Portalflügeln. Nun wurde der Blick des jungen Leihenhofers in das Innere der
 
Burg frei – genauer der Vorburg, denn an der gegenüberliegenden Seite des von mehreren
 
fachwerkgekrönten Steinhäusern umkränzten Hofes erhob sich die eigentliche Wohnstatt des
 
Fürsten.
 
  
Das Herz schien bis zum Hals in Roklans Brust zu schlagen als er auf den Hof ritt. Bedienstete
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Von einem der Türme am Tor erschallte der Klang eines Hornes, und am Portal selbst öffnete sich ein Fenster. Ein im grünen Wappenrock der [[Akteursnennung ist::Haus Eberstamm|Eberstamms]] gerüsteter [[Akteursnennung ist::Zwerge|Zwerg]] trat mit ernster Miene an die Öffnung und blickte hinaus. Tante Yvetta, die jüngere der beiden [[Akteursnennung ist::Peraine]]priesterinnen, nickte lächelnd und [[nor:Roklan von Leihenhof|Roklan]] straffte sich kurz, ehe er langsam über die stahlbeschlagene Zugbrücke vor das Tor ritt.<br/>„[[Akteursnennung ist::Ingerimm|Ingrrimm]] zum Grruße! Was ist euerr Begehrr?“, wollte der Angroscho mit der knurrigen Stimme eines [[Akteursnennung ist::Ambosszwerge|Ambosszwerg]]es wissen.<br/>„Mein Name ist Roklan von Leihenhof, Erbbaronet zum [[nor:Baronie Galebquell|Galebquell]]. Ich bin mit unserem Gefolge hier um Seiner Durchlaucht und Ihrer Liebten [[Briefspieltext mit::Nadyana von Wengenholm|Nadyana]] unsere Aufwartung zu machen.“<br/>Der Wachmann streifte sich kurz durch den silberschwarzen Bart, als er sein Gegenüber und seine Begleiter musterte, nickte schließlich und schloss das Fenster. Nur wenige Augenblicke später konnte man das Schaben schwerer Riegel hören, gefolgt vom Geräusch alter Scharniere beim Öffnen von unzähligen Stein schweren Portalflügeln. Nun wurde der Blick des jungen Leihenhofers in das Innere der Burg frei – genauer der Vorburg, denn an der gegenüberliegenden Seite des von mehreren fachwerkgekrönten Steinhäusern umkränzten Hofes erhob sich die eigentliche Wohnstatt des [[Hauptdarsteller ist::Blasius vom Eberstamm|Fürsten]].<br/>Das Herz schien bis zum Hals in Roklans Brust zu schlagen, als er auf den Hof ritt. Bedienstete und Bewohner der Burg betrachteten den Gast neugierig und grüßten freundlich, während sie gleichzeitig weiter Wasser aus dem Brunnen holten oder frisch gestriegelte [[Ortsnennung ist::Ferdok]]er Rösser in die Stallungen führten.<br/>„Mein Name ist [[Nebendarsteller ist::Endracosch Grimmbart|Endrracosch Sohn des Endrrasch]], meines Zeichens Prrofoss der [[Akteursnennung ist::Greven-Garde|Grreven-Garde]]. Bitte steigt ab und folgt mirr!“, sprach der eben noch am Tor wachende Zwerg und ging mit forschem Schritt voran, nachdem Roklan dem Sattel entstiegen war. Er ging schnurstracks auf einen der Treppenaufgänge zu, die offenbar hinauf zur Inneren Burg führten.<br/>Vorbei an allerlei Statuen und Relief, die offenbar ehemalige Fürsten und Begebenheiten der Koscher Historie in anschaulichen Bildern schilderten, gelangten sie schließlich in eine säulenumrandete, rechteckige Halle. Der Angroscho bedeutete den Gästen, neben Roklan waren noch Yvetta, Perainhild, der Zwerg Thurgol und Hlûthard mit den Präsenten gefolgt, hier einen Augenblick zu warten, ehe er in eine silberbeschlagenen Doppeltor an der Stirnwand verschwand, an dessen Seiten je eine mit einer blank polierten Hellebarde bewaffnete Wache stand. Vor allem die Augen seiner Schwester streiften beeindruckt umher. Roklan selbst fühlte mittlerweile weniger Furcht als jenes Gefühl von wacher Aufmerksamkeit, die er auch während eines Übungskampfes mit scharfen Waffen verspürte. Hlûthard sah seinen Schützling mit einem aufmunternden Blick an – doch schien auch so etwas wie Wehmut in seinen Augen zu liegen.<br/>Nach einer Weile öffnete sich das Tor und Endracosch gab mit einem kurzen Nicken das Zeichen, dass man nun eintreten könne. Dutzende von Leuchtern erhellten den Saal, an dessen gegenüberliegender Seite, beleitet von einigen mehr oder weniger hohen Würdenträgern, ein wohlgenährter, in einen samtenen, dunkelgrünen Umhang gehüllter Mann saß – Fürst [[Hauptdarsteller ist::Blasius vom Eberstamm]].<br/>Roklan dachte an die Worte seines Vaters, an die Ehre der Familie, als er aufrecht und zügig auf den Hausherren zuschritt, mit etwas Verzögerung gefolgt von seinen Begleitern. Als er – innerlich sein Etikettewissen durchwühlend – das Gefühl hatte nahe genug gekommen zu sein, verbeugte er sich, auf sein Knie fallend, tief vor dem Fürsten. Es verstrichen einige Sekunden, die dem Brautwerber wie Minuten erscheinen, die der koscher Herrscher mit den Worten beendete:<br/>„Soso, ihr wollt Unserer geliebten Erbprinzessin Nadyana ihre treue Gesellschafterin rauben!“<br/>Ein eiskalter Schauer schoss durch Roklan ... mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er rang nach einer Antwort, doch noch bevor mehr als ein leises Räuspern erklang, erhob sich wieder die feste Stimme des Eberstammers:<br/>„Wisst Ihr denn überhaupt was für ein kluges, freundliches und liebreizendes Wesen die edle Jungfer [[Briefspieltext mit::Jileia von Leihenhof|Jileia von Blauendorn]] hat? Wie sehr sie bereits ans Herz der Prinzessin gewachsen ist, in all den Jahren ihres Dienstes?“<br/>Nun nahm Roklan von Leihenhof all seinen Mut zusammen als er – ohne lange über jedes Wort nachzudenken – entgegnete:<br/>„Sicher nicht mehr, als sie an mein Herz gewachsen ist und noch wachsen wird in all den vor uns liegenden Jahren bis zu unserem Tod.“<br/>Kaum hatte dieser Satz seinen Mund verlassen, biss sich der junge Galebqueller auf seine Lippe ... hatte er das wirklich gesagt? Wie konnte er nur all die mühsamen Stunden des Etiketteunterrichtes vergessen? Wie konnte er nur, ausgerechtet jetzt – wo jede Regung über Wohl und Wehe seiner Zukunft entscheiden konnte, eine derart freche und unbedachte Rede führen? Statt Jileia als Braut mit heim zu führen, würde er wie ein Hund vor die Tore gejagt oder gar im Kerker landen...<br/>„Ha, ha, ha! So kennen wir sie, die Lehensleute unseres Bruders [[Ortsnennung ist::Hinterkosch|Nordmarken]]. Wacker gesprochen, mein Junge!“, der Fürst hatte seinen Thron verlassen und beugte sich fast väterlich zu Roklan herab, der sich nur langsam und ungläubig von seinem Knie erhob. Die eben noch strenge, mit silberschwarzem Bart umrahmte, Miene des Fürsten hatte sich in die eines freundlichen Mannes verwandelt.<br/>„Nun wollen wir aber mal die Prinzessin selbst fragen, ob sie mit alledem einverstanden ist.“<br/>Niemand hörte den Felsen, der dem jungen Galebqueller vom Herzen fiel. Doch es schien, als sei er meilenweit bis ins Bergkönigreich [[Ortsnennung ist::Koschim]] zu hören. Mehr als ein Lächeln brachte er nicht zustande, die Nervosität schnürte ihm immer noch die Kehle zu. Gedankenfetzen schossen durch seinen Kopf, er verglich Fürst Blasius mit Herzog [[Briefspieltext mit::Jast Gorsam vom Großen Fluss|Jast Gorsam]]. Er dachte an die Rose, er dachte an Jileia, er dachte an die weite Reise, er dachte…<br/>Plötzlich dachte er gar nichts mehr. Er nickte nur auf die Worte des Fürsten und folgte ihm durch die Flure der stolzen Burg. Roklan mühte sich um einen festen Schritt. Yvetta schloss zu ihm auf. Die junggeweihte Perainepriesterin sah ihren Neffen aufmunternd an und schenkte ihm ein Lächeln. Dann griff sie seine Hand und drückte sie fest. Roklans Hand war eiskalt. Doch Yvettas Wärme übertrug sich schnell und bald schon war die Hand des Brautwerbers nicht mehr so kalt.
und Bewohner der Burg betrachteten den Gast neugierig und grüßten freundlich, während sie
 
gleichzeitig weiter Wasser aus dem Brunnen holten oder frisch gestriegelte Ferdoker Rösser in
 
die Stallungen führten. „Mein Name ist Endrracosch Sohn des Endrrasch, meines Zeichens
 
Prrofoss der Grreven-Garde. Bitte steigt ab und folgt mirr!“, sprach der eben noch am Tor wachende
 
Zwerg und ging mit forschem Schritt voran, nachdem Roklan dem Sattel entstiegen
 
war. Er ging schnurstracks auf einen der Treppenaufgänge zu, die offenbar hinauf zur Inneren
 
Burg führten. Vorbei an allerlei Statuen und Relief, die offenbar ehemalige Fürsten und Begebenheiten der Koscher Historie in anschaulichen Bildern schilderten, gelangten sie schließlich in eine säulenumrandete, rechteckige Halle. Der Angroscho bedeutete den Gästen, neben Roklan waren noch Yvetta, Perainhild, der Zwerg Thurgol und Hlûthard mit den Präsenten gefolgt, hier einen Augenblick zu warten, ehe er in eine silberbeschlagenen Doppeltor an der Stirnwand verschwand, an dessen Seiten je eine mit einer blank polierten Hellebarde bewaffnete Wache
 
stand. Vor allem die Augen seiner Schwester streiften beeindruckt umher. Roklan selbst fühlte
 
mittlerweile weniger Furcht als jenes Gefühl von wacher Aufmerksamkeit, die er auch während
 
eines Übungskampfes mit scharfen Waffen verspürte. Hlûthard sah seinen Schützling mit einem
 
aufmunternden Blick an – doch schien auch so etwas wie Wehmut in seinen Augen zu liegen.
 
Nach einer Weile öffnete sich das Tor und Endracosch gab mit einem kurzen Nicken das Zeichen,
 
dass man nun eintreten könne. Dutzende von Leuchtern erhellten den Saal, an dessen
 
gegenüberliegender Seite, beleitet von einigen mehr oder weniger hohen Würdenträgern, ein
 
wohlgenährter, in einen samtenen, dunkelgrünen Umhang gehüllter Mann saß – Fürst Blasius
 
vom Eberstamm.
 
 
 
Roklan dachte an die Worte seines Vaters, an die Ehre der Familie, als er aufrecht und zügig
 
auf den Hausherren zuschritt, mit etwas Verzögerung gefolgt von seinen Begleitern. Als er –
 
innerlich sein Etikettewissen durchwühlend – das Gefühl hatte nahe genug gekommen zu sein,
 
verbeugte er sich, auf sein Knie fallend, tief vor dem Fürsten. Es verstrichen einige Sekunden,
 
die dem Brautwerber wie Minuten erscheinen, die der koscher Herrscher mit den Worten beendete:
 
„Soso, ihr wollt Unserer geliebten Erbprinzessin Nadyana ihre treue Gesellschafterin rauben!“
 
Ein eiskalter Schauer schoss durch Roklan ... mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet.
 
Er rang nach einer Antwort, doch noch bevor mehr als ein leises Räuspern erklang, erhob
 
sich wieder die feste Stimme des Eberstammers: „Wisst Ihr denn überhaupt was für ein kluges,
 
freundliches und liebreizendes Wesen die edle Jungfer Jileia von Blauendorn hat? Wie sehr sie
 
bereits ans Herz der Prinzessin gewachsen ist, in all den Jahren ihres Dienstes?“
 
Nun nahm Roklan von Leihenhof all seinen Mut zusammen als er – ohne lange über jedes Wort
 
nachzudenken – entgegnete: „Sicher nicht mehr, als sie an mein Herz gewachsen ist und noch
 
wachsen wird in all den vor uns liegenden Jahren bis zu unserem Tod.“ Kaum hatte dieser Satz
 
seinen Mund verlassen biss sich der junge Galebqueller auf seine Lippe ... hatte er das wirklich
 
gesagt? Wie konnte er nur all die mühsamen Stunden des Etiketteunterrichtes vergessen? Wie
 
konnte er nur, ausgerechtet jetzt – wo jede Regung über Wohl und Wehe seiner Zukunft entscheiden
 
konnte, eine derart freche und unbedachte Rede führen? Statt Jileia als Braut mit
 
heim zu führen, würde er wie ein Hund vor die Tore gejagt oder gar im Kerker landen...
 
„Ha, ha, ha! So kennen wir sie, die Lehensleute unseres Bruders Nordmarken. Wacker gesprochen,
 
mein Junge!“, der Fürst hatte seinen Thron verlassen und beugte sich fast väterlich zu
 
Roklan herab, der sich nur langsam und ungläubig von seinem Knie erhob. Die eben noch
 
strenge, mit silberschwarzem Bart umrahmte, Mine des Fürsten hatte sich in die eines freundlichen
 
Mannes verwandelt. „Nun wollen wir aber mal die Prinzessin selbst fragen, ob sie mit alledem
 
einverstanden ist.“
 
 
 
Niemand hörte den Felsen, der dem jungen Galebqueller vom Herzen fiel. Doch es schien, als
 
sei er meilenweit bis ins Bergkönigreich Koschim zu hören. Mehr als ein Lächeln brachte er
 
nicht zustande, die Nervosität schnürte ihm immer noch die Kehle zu. Gedankenfetzen schossen
 
durch seinen Kopf, er verglich Fürst Blasius mit Herzog Jast Gorsam. Er dachte an die Rose,
 
er dachte an Jileia, er dachte an die weite Reise, er dachte …
 
Plötzlich dachte er gar nichts mehr. Er nickte nur auf die Worte des Fürsten und folgte ihm
 
durch die Flure der stolzen Burg. Roklan mühte sich um einen festen Schritt. Yvetta schloss zu
 
ihm auf. Die junggeweihte Perainepriesterin sah ihren Neffen aufmunternd an und schenkte ihm
 
ein Lächeln. Dann griff sie seine Hand und drückte sie fest. Roklans Hand war eiskalt. Doch
 
Yvettas Wärme übertrug sich schnell und bald schon war die Hand des Brautwerbers nicht
 
mehr so kalt.
 
 
 
[[Kategorie:Abenteuer]]
 

Aktuelle Version vom 16. April 2024, 20:02 Uhr


Fürstenhort, 1029

Von einem der Türme am Tor erschallte der Klang eines Hornes, und am Portal selbst öffnete sich ein Fenster. Ein im grünen Wappenrock der Eberstamms gerüsteter Zwerg trat mit ernster Miene an die Öffnung und blickte hinaus. Tante Yvetta, die jüngere der beiden Perainepriesterinnen, nickte lächelnd und Roklan straffte sich kurz, ehe er langsam über die stahlbeschlagene Zugbrücke vor das Tor ritt.
Ingrrimm zum Grruße! Was ist euerr Begehrr?“, wollte der Angroscho mit der knurrigen Stimme eines Ambosszwerges wissen.
„Mein Name ist Roklan von Leihenhof, Erbbaronet zum Galebquell. Ich bin mit unserem Gefolge hier um Seiner Durchlaucht und Ihrer Liebten Nadyana unsere Aufwartung zu machen.“
Der Wachmann streifte sich kurz durch den silberschwarzen Bart, als er sein Gegenüber und seine Begleiter musterte, nickte schließlich und schloss das Fenster. Nur wenige Augenblicke später konnte man das Schaben schwerer Riegel hören, gefolgt vom Geräusch alter Scharniere beim Öffnen von unzähligen Stein schweren Portalflügeln. Nun wurde der Blick des jungen Leihenhofers in das Innere der Burg frei – genauer der Vorburg, denn an der gegenüberliegenden Seite des von mehreren fachwerkgekrönten Steinhäusern umkränzten Hofes erhob sich die eigentliche Wohnstatt des Fürsten.
Das Herz schien bis zum Hals in Roklans Brust zu schlagen, als er auf den Hof ritt. Bedienstete und Bewohner der Burg betrachteten den Gast neugierig und grüßten freundlich, während sie gleichzeitig weiter Wasser aus dem Brunnen holten oder frisch gestriegelte Ferdoker Rösser in die Stallungen führten.
„Mein Name ist Endrracosch Sohn des Endrrasch, meines Zeichens Prrofoss der Grreven-Garde. Bitte steigt ab und folgt mirr!“, sprach der eben noch am Tor wachende Zwerg und ging mit forschem Schritt voran, nachdem Roklan dem Sattel entstiegen war. Er ging schnurstracks auf einen der Treppenaufgänge zu, die offenbar hinauf zur Inneren Burg führten.
Vorbei an allerlei Statuen und Relief, die offenbar ehemalige Fürsten und Begebenheiten der Koscher Historie in anschaulichen Bildern schilderten, gelangten sie schließlich in eine säulenumrandete, rechteckige Halle. Der Angroscho bedeutete den Gästen, neben Roklan waren noch Yvetta, Perainhild, der Zwerg Thurgol und Hlûthard mit den Präsenten gefolgt, hier einen Augenblick zu warten, ehe er in eine silberbeschlagenen Doppeltor an der Stirnwand verschwand, an dessen Seiten je eine mit einer blank polierten Hellebarde bewaffnete Wache stand. Vor allem die Augen seiner Schwester streiften beeindruckt umher. Roklan selbst fühlte mittlerweile weniger Furcht als jenes Gefühl von wacher Aufmerksamkeit, die er auch während eines Übungskampfes mit scharfen Waffen verspürte. Hlûthard sah seinen Schützling mit einem aufmunternden Blick an – doch schien auch so etwas wie Wehmut in seinen Augen zu liegen.
Nach einer Weile öffnete sich das Tor und Endracosch gab mit einem kurzen Nicken das Zeichen, dass man nun eintreten könne. Dutzende von Leuchtern erhellten den Saal, an dessen gegenüberliegender Seite, beleitet von einigen mehr oder weniger hohen Würdenträgern, ein wohlgenährter, in einen samtenen, dunkelgrünen Umhang gehüllter Mann saß – Fürst Blasius vom Eberstamm.
Roklan dachte an die Worte seines Vaters, an die Ehre der Familie, als er aufrecht und zügig auf den Hausherren zuschritt, mit etwas Verzögerung gefolgt von seinen Begleitern. Als er – innerlich sein Etikettewissen durchwühlend – das Gefühl hatte nahe genug gekommen zu sein, verbeugte er sich, auf sein Knie fallend, tief vor dem Fürsten. Es verstrichen einige Sekunden, die dem Brautwerber wie Minuten erscheinen, die der koscher Herrscher mit den Worten beendete:
„Soso, ihr wollt Unserer geliebten Erbprinzessin Nadyana ihre treue Gesellschafterin rauben!“
Ein eiskalter Schauer schoss durch Roklan ... mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er rang nach einer Antwort, doch noch bevor mehr als ein leises Räuspern erklang, erhob sich wieder die feste Stimme des Eberstammers:
„Wisst Ihr denn überhaupt was für ein kluges, freundliches und liebreizendes Wesen die edle Jungfer Jileia von Blauendorn hat? Wie sehr sie bereits ans Herz der Prinzessin gewachsen ist, in all den Jahren ihres Dienstes?“
Nun nahm Roklan von Leihenhof all seinen Mut zusammen als er – ohne lange über jedes Wort nachzudenken – entgegnete:
„Sicher nicht mehr, als sie an mein Herz gewachsen ist und noch wachsen wird in all den vor uns liegenden Jahren bis zu unserem Tod.“
Kaum hatte dieser Satz seinen Mund verlassen, biss sich der junge Galebqueller auf seine Lippe ... hatte er das wirklich gesagt? Wie konnte er nur all die mühsamen Stunden des Etiketteunterrichtes vergessen? Wie konnte er nur, ausgerechtet jetzt – wo jede Regung über Wohl und Wehe seiner Zukunft entscheiden konnte, eine derart freche und unbedachte Rede führen? Statt Jileia als Braut mit heim zu führen, würde er wie ein Hund vor die Tore gejagt oder gar im Kerker landen...
„Ha, ha, ha! So kennen wir sie, die Lehensleute unseres Bruders Nordmarken. Wacker gesprochen, mein Junge!“, der Fürst hatte seinen Thron verlassen und beugte sich fast väterlich zu Roklan herab, der sich nur langsam und ungläubig von seinem Knie erhob. Die eben noch strenge, mit silberschwarzem Bart umrahmte, Miene des Fürsten hatte sich in die eines freundlichen Mannes verwandelt.
„Nun wollen wir aber mal die Prinzessin selbst fragen, ob sie mit alledem einverstanden ist.“
Niemand hörte den Felsen, der dem jungen Galebqueller vom Herzen fiel. Doch es schien, als sei er meilenweit bis ins Bergkönigreich Koschim zu hören. Mehr als ein Lächeln brachte er nicht zustande, die Nervosität schnürte ihm immer noch die Kehle zu. Gedankenfetzen schossen durch seinen Kopf, er verglich Fürst Blasius mit Herzog Jast Gorsam. Er dachte an die Rose, er dachte an Jileia, er dachte an die weite Reise, er dachte…
Plötzlich dachte er gar nichts mehr. Er nickte nur auf die Worte des Fürsten und folgte ihm durch die Flure der stolzen Burg. Roklan mühte sich um einen festen Schritt. Yvetta schloss zu ihm auf. Die junggeweihte Perainepriesterin sah ihren Neffen aufmunternd an und schenkte ihm ein Lächeln. Dann griff sie seine Hand und drückte sie fest. Roklans Hand war eiskalt. Doch Yvettas Wärme übertrug sich schnell und bald schon war die Hand des Brautwerbers nicht mehr so kalt.