Veränderungen - Ein Briefwechsel
Geben von eigener Hand zum 10ten Tage des Phex-Mondes im Jahre 36 Hal
Riobhan Beregis von Leihenhof
Baron zum Galebquell
Zu senden an
Seine Hochgeboren
Graphiel Blauendorn-Lacara von Kyrstal
Baron zu Metenar
Die Götter zum Gruße, hochgeborener Bruder, Praios voran!
Schlimme Zeiten sind angebrochen für das Reiche Rauls, das Fürstentume Kosch und das Herzogtume Nordmarken. Wohl scheint es, als wollten uns die Götter prüfen – doch im Vertrauen auf die erhabenen Zwölfe werden wir stark sein. Ich schreibe Euch aus einem besonderen Grunde, denn uns verbindet zumindest im Kleinen ein gemeinsames Schicksal:
Wir beide sind Opfer der Rachsucht und des Hasses von Lechdan von Gareth. Jener umtriebige Bastard des Kaisers Bardo verheerte meine Heimat, verführte meinen Vater und bedrohte meine Familie in Zeiten, da wir einig zusammenstehen sollten.
Ihr aber seid durch seine Knappin getäuscht worden, die nicht nur seinen Hass sondern auch seinen Balg im Leibe trug. Lechdan von Gareth verführte viele unschuldige Geister, und ein solcher mag wohl auch Eure Knappin gewesen sein. Bei den Göttern, ich schwöre, ich hätte Euch liebend gerne gewarnt. Hätte Euch vielleicht von Ihrer Vergangenheit erzählt. Dann hättet Ihr
womöglich dem Hass Lechdans von Gareth entgegen wirken können.
Doch es lag nicht in meiner Macht. Ich kannte sie nicht, ich kannte nur das Amulett, welches sie trug. Und dies wurde mir erst im letzten Momente gewahr.
Daher kann ich Euch nur meines Wohlwollens versichern. Hoffen wir, dass die Lappalie Lechdan von Gareth nun endlich ruht und hoffen wir, dass Eure Knappin endlich ihren Frieden gefunden hat. Lasst mich Euch durch meinen Boten das Säckel Gold und das goldene Halsband meines Vaters übersenden, auf dass Ihr es der Wehrhalle des Praios spendet und mich in Eure Gebete einschließt. Gebete und den Trost der Götter können wir in dieser Zeit sicherlich häufig gebrauchen.
Den Segen der Götter auf Euch und Euer Haus.
Riobhan von Leihenhof
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Gegeben in der heiligen Wehrhalle zu Elenvina am 20. Tag des Phexmondes 1029 nach dem Fall Bosparans von Graphiel Blauendorn-Lacara, Baron von Metenar
Seiner Hochgeboren
Riobhan Beregis von Leihenhof
Baron zum Galebquell
Die Götter zum Gruße, werter Bruder, PRAios voran!
Verzeiht das einfache Pergament und das fehlende Siegel. Allein, wir weilen fernab der Heimat und üben uns nach PRAios Willen in Buße und Armut. So seht es nicht fälschlich als Zeichen fehlender Hochachtung.
Wir danken Euch für Eure Opfergaben für den allheil’gen Fürsten der Götter und Eure hehren Worte. Bitterkeit überkommt uns bei dem Gedanken an die Zeit der Knappschaft Anglindes von Treublatt... an ihre verborgenen Ränkeschmiede während all dieser Tage... an unsere Unfähigkeit diese zu erkennen und zu beenden.
Es ist kein Trost und keine Rechtfertigung, dass sie ihre Pläne gut verbergen konnte - PRAios und uns gegenüber ein frommes und gehorsames Kind mimte, das ein unschuldiges Opfer des
finsteren Lechdan war. Wie falsch sie doch sprach ... war sie doch stets eine Mitwissende und Täterin an der Seite des zwölfmal verfluchten Verblendeten.
Verzeiht, doch noch immer ist unser Zorn ob dieser Untat kaum zu bändigen. Nicht zuletzt trifft dieser Zorn uns selbst, der all dies – die PRAiosgefällige Wahrheit - nicht erkannte und derart geblendet wurde. Ich weiß mittlerweile, dass dieser Zorn auf uns selbst es war, der sich in jenem Schwertstreich entlud, der Anglinde von Treublatt ohne ein rechtmäßiges Urteil niederstreckte. Wie gering ist die hiesige Buße, das tägliche Säubern des Tempelbodens, die Entbehrung von Luxus und Sinnesfreude, das Geißeln des eigenen Fleisches – angesichts dieses unsrigen Frevels. Möge PRAios in seiner Gnade uns Verzeihung schenken.
Ihr dagegen solltet Euch nicht grämen, dass Ihr das Amulett und Anglinde nicht gleich erkanntet. Der Herr gab Euch die Einsicht zur rechten Zeit – gerade dann, als er sie Euch geben wollte...und dann tatet ihr das einzig Wahre und Rechte: Ihr spracht Euren Verdacht frei heraus und enthülltet die Wahrheit vor SEInem Antlitz.
Wir danken Euch von ganzem Herzen für diese hochehrbare Tat, welche noch weiteres Leid und
Unrecht verhinderte. Leid und Unrecht, wie es Euer Lehen durch den Buhlen unserer Knappin erleiden musste...so bieten wir Euch demütig an, alle entbehrenswerten Frondienste und Handwerker Unserer Baronei für den Wiederaufbau Galebquells auf Jahr und Tag zur Verfügung zu stellen. Auf dass die von Lechdan geschlagenen Wunden im Fleische Eures Lehens getilgt werden mögen.
Bitte erweist uns die Ehre.
Gezeichnet
Graphiel von Metenar
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Geben von eigener Hand zum 27ten Tage des Phex-Mondes im Jahre 36 Hal
Riobhan Beregis von Leihenhof
Baron zum Galebquell
Zu senden an
Seine Hochgeboren
Graphiel Blauendorn-Lacara von Kyrstal
Baron zu Metenar
Lasst uns in diesen Tagen voranschauen und uns stolz auf die Tugenden der Götter besinnen. Wir können nicht ändern, was diejenigen, die wir einstmals liebten, getan haben. Doch wir können, und wir müssen, die Wunden heilen, die von ihnen geschlagen wurden. Denn mit unseren Taten und unserem Handeln bestehen wir vor den Augen der alveranischen Herrscher. Praios’ allsehendes Auge ruht auf uns und sieht, was wir an jedem Tage und in jeder Nacht tun.
Und daher will ich nicht viele Worte verlieren. Habt vielmals Dank für Euer ehrenwertes Angebot. Natürlich erweise ich Euch die Ehre, die Dienste Eurer Handwerker zum Aufbau meiner verheerten Lande zur Verfügung zu stellen. Doch auch eine mir nahe stehende Person hat sich des Verrats schuldig gemacht und gegen die gewollte Ordnung aufbegehrt. Daher bitte ich Euch, Euer Hochgeboren, bei der Gnade Travias, der Schwester des Götterfürsten Praios, lasst Eure Handwerker auch in den Landen Meilingen, Wedengraben und Ludgenfels ihr gutes Werk tun. Dort wurden die Schlachten geschlagen, dort fielen Ritter und Bauern bei diesem irrwitzigen Kampf
eines Bastardes um eine nicht ihm gebührende Krone. Auch meine Frondienstler sollen helfen, diese Lande wieder aufzubauen. Wir leiden alle unter dem Brodem des Verrats. Noch heute träumt mein Sohn, welcher am Hofe des Verräters gezwungen ward, Dienst zu verrichten, von den unsäglichen Zeiten – und allein darob ist es mein Ansinnen, zu helfen.
Mögen die Götter Euch für Eure Hilfsbereitschaft segnen.
In Verbundenheit,
Riobhan von Leihenhof