Heerzug gegen Haffax - Wohlan ihr Koscher

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1039, Tobrien

Alvide von Eichental hatte die Hälfte der Schlachtreiter absitzen lassen, denn wie einst Fürst Ontho am Guldenhag sollten sie hier zu Fuß kämpfen. Die abgesessenen Ritter des Fürsten hatten hinter ihr Aufstellung genommen. Sie hatte sich die jüngsten und kräftigsten Ritter und Waffenknechte ausgesucht, denn ein Lauf, über eine solche Strecke, unter feindlichem Beschuss würde kräftezehrend werden. Neben dem Stoßtrupp um den Rammbock hatten sich sechs Leitertrupps formiert. Sie alle bestanden, wie Alvides Trupp auch, aus halber Bannerstärke und würden aus verschiedenen Richtungen das Kastell angreifen und den Verteidigern so eine schwerpunktmäßige Verteidigung unmöglich machen. Die Reserven würden dann den Angriff an den Schwachstellen verstärken und so den Sieg erkämpfen. Alvide ließ ihren Blick kurz über die übrigen Trupps schweifen. Ihr am nächsten waren die beiden Truppen unter Baron Balinor von Drabenburg und Dankwart von Salzmarken-See, beide führten neben ihren eigenen Aufgeboten noch weitere Kämpfer der Haustruppen an.
Während Graf Jallik die Kämpfer im Dorf Flussbuckel anführte führte der Wehrmeister selbst beim Kastell das Kommando. Nachdem er sich versichert hatte, dass die Vorbereitungen abgeschlossen waren ritt er vor und rief „Wohlan ihr Koscher. Für Fürst und Ingerimm!“
Im selben Augenblick begann die „Marsch- und Schlachtkapelle Hammerklang“ ihren ohrenbetäubenden Lärm aus Sackpfeifen und Trommeln.
Alvide schlug ihr Schwert gegen den Schild und begann den Vormarsch. Hinter ihr stimmte jemand leise und lauter das Koscherlied an. Alvide lief ein Schauer den Rücken herunter. Zuletzt hatte sie das Lied bei der Schlacht auf dem Schönbunder Grün gehört und die war damals nicht gut ausgegangen.

„Wohlan ihr Koscher stolz voran!
Baduar gilts zu ehren.
Es marschiere, wer kämpfen kann
Zum Klang von Horn und Leiern.
Schwingt die Axt, werft den Speer
Baduar dich feiern wir.
Im Ingerimm am Guldehang
Da errang der Fürst den Sieg.
Mit Donnerklang und Bogensang
Brachten sie den Tod.
Drum marschiere, wer kämpfen kann
Zum Klang von Horn und Leiern
Schwingt die Axt, werft den Speer.
Ontho dich feiern wir“

Während die Stoßtrupps weitermarschierten und ihre Geschwindigkeit langsam erhöhten hielten die Bergschützen an und begonnen ihre tödliche Fracht in das Kastell hinein zu schießen, aber auch die verteidiger begannen zu schießen und so mancher Tod fiel Tod, oder verwundet zu Boden. Das zischen der Geschosse und die Schreie der Sterbenden und Verwundeten vermischten sich mit dem Gesang.

„Im Rondra an der Greifenklamm
Der Fürst den Sieg errang
Mit Horn und Donnerschall
Des Fürsten Reiter den Sieg errangen
Drum marschier wer kämpfen kann
Zum Klang von Horn und Leiern
Schwingt die Axt, werft den Speer.
Holdwin dich feiern wir.“

Alvide begann zu rennen. Sie waren nun fast an der Palisade heran. Alvide blieb keine Luft mehr zum singen, aber die Reserve sang dafür umso lauter.

„Bei Flammenschein am Grauen See
Der Vogel, der dort brannte
Bracht Tod mit Flammenhand
Docht der Fürst der nicht wankte
Drum marschier wer kämpfen kann
Zum Klang von Horn und Leiern
Schwingt die Axt, werft den Speer.
Blasius dich feiern wir.“

Mit lautem donnern krachten die Sturmleitern an die Palisade und die ersten Angreifer begannen sie zu erklimmen. Alvide betete, dass die Bergschützen die Verteidiger bereits ausgedünnt hatten, denn sonst würden sie hier einen hohen Blutzoll zahlen müssen.

Erneut krachte der Eberkopf gegen das Tor und brachte es zum erzittern. Die metallischen Scharniere kreischten, aber hielten stand.
Der Beschuss vom Wehrgang zur rechten forderte seinen Tribut. Bereits zwei der Männer hatten Pfeile im Leib stecken, hielten sich aber noch. Die schweren Rüstungen konnten die Wucht jedoch nur mindern, aus dieser kurzen Distanz gab es keinen vollständigen Schutz.
Beim dritten Ansturm schlug ein Pfeil durch den Helm des Soldaten zu Cendraschs rechten. Er war sofort Tod und kippte zur Seite weg. Trotzig und mit dem Mut der Verzweiflung trieb der Hauptmann seine Soldaten an und riss die Ramme aus seiner vordersten Position kurz vorm Einschlag ein kurzes Stück nach oben. Die metallische Stirnplatte des Keilers traf den zweiten Keil mit einem gewaltigen Knall, welcher weit zu hören seien musste. Erneut erbitterte das Tor und gab ein Stück nach innen nach. Einer der Befestigungen des Verriegelungsbalkens musste nachgegeben haben.
Wiederum nahmen die verbleibenden neun Männer Anlauf als eine Flammenlanze vom Wehrgang die rechte Seite der Ramme traf und zwei Männer in Brand steckte. Sie schrien und wälzen sich auf dem Boden. Aber es half nichts, für sie war es zu spät, niemand würde sie unter feindlichen Beschuss bergen und heilen können.
Mit nur noch zwei Mann auf der einen Seite ihrer Ramme gab es kaum Hoffnung auf Erfolg und Cendrasch wollte gerade zum Rückzug rufen, um wenigstens ein paar seiner Soldaten zu retten, als von hinten eine Handvoll Angroschim aus dem Chor der freiwilligen Erzzwerge auftauchten und sich mit lauten Anrufungen an Angrosch selbst Mut machten, die freien Plätze an der Ramme einnahmen und mit aller ihnen gegebenen Kraft gegen das Tor anrannten.
Noch drei weitere Male musste die Ramme das Tor treffen, vier weitere Soldaten, unter ihnen auch zwei der Zwerge starben unter dem Beschuss der Verteidiger, doch dann brach die Halterung des eingelegten Verriegelungsbalkens und die Flügel schwangen ein Stück zur Seite, gerade weit genug um zwei Pferden nebeneinander Platz zu bieten.
Cendrasch gab Befehl das Tor mit der Ramme zu blockieren, so dass es nicht mehr verschlossen werden konnte und griff zu seinem Horn. Auf der anderen Seite, innerhalb des Kastells brach nun Hektik aus. Rufe ertöhnten und Cendrasch vernahm mit Schrecken die Organisation eines Ausfalls.
Sofort rief er zum Rückzug, da traf ihn ein Pfeil von oben in den Nacken. Er ging in die Knie und ächzte. Einer seiner Männer zog ihn wieder hoch, Cendrasch blies ins Horn, um der Reiterei das ausgemachte Zeichen zu geben.

Dann hieß es Flucht. Drei weitere Männer starben unter dem Beschuss vom Wehrgang, dann galoppierten die Verteidiger aus dem Kastell und drohten sie einfach überzureiten, doch sie mussten nur wenige Schritte vor ihnen abdrehen, denn die schwere Reiterei des Kosch trabte mit gesenkten Kriegslanzen in einer Linie auf sie zu. Cendrasch zog seine Männer zusammen, so dass sie Reiter ihre Formation nur an einer Stelle aufbrechen musste, um an ihnen vorbei zu kommen.

Die wenigen überlebenden der beiden Lanzen schleppten sich zurück ins provisorische Lager. Sofort eilten Heiler herbei und versorgten die wenigen überlebenden. Keiner von ihnen war unverletzt. Cendrasch selbst konnte seinen rechten Arm kaum noch bewegen. Der Pfeil steckte gut eine Handbreit in deinem Fleisch und hatte auf dem hastigen Rückweg durch die ständige Bewegung eine gräßliche Wunde geschlagen. Kaum lag der Zwerg auf dem Boden und wusste sich in Sicherheit überkam ihm die Ohnmacht. Er war vom kalten Schweiß überdeckt und zitterte beständig. Sein schwerster Kampf stand ihm unmittelbar bevor.
Im und um das Kastell herrschte das Chaos und Durcheinander des Kampfes, Klingen und Bolzen hielten reiche Ernte unter den Kombattanten. Die Koscher hatten es geschafft, unter Beschuss das Tor der Vorburg zu knacken, hatten es gar blockiert. Auf dem Wehrgang hatten die Soldaten des Feindes alle Hände damit zu tun, die Koscher abzuwehren, die sich über die Sturmleitern Zugang verschaffen wollten. Die Koscher Bergschützen hatten vor dem Angriff der Sturmleitertrupps bereits reiche Ernte unter den Verteidigern gehalten. Doch all dies war nicht ohne Verluste geschehen – immer wieder gingen auch gute Männer des Kosch zu Boden und einige traten hier auf dem Schlachtfeld ihre letzte Reise über das Nirgendmeer an.

Eine Schwadron der Adelsreiter unter der Führung des Eichsteiners hatte die Aufgabe, im Sturmangriff die Verteidiger zu überreiten, sobald das Tor frei war. Sie stand bereit, als der Stoßtrupp das Tor aufbrach. Baduar wartete, bis Cendrasch und seine Leute, die hier am Tor wahrhaft Heldenmut bewiesen hatten, aus dem Weg waren, dann hob er seine Kriegslanze: „Koscher! Zum Angriff!“ befahl er seiner Lanze kurz und bündig, dann trabte er an und die zugehörigen Reiter des Banners mit ihm.

Erst langsam, dann jedoch in schnellen Trab und schließlich in Galopp fallend hielten die Panzerreiter auf das Tor zu, um alles, was sich ihnen in den Weg stellen würde, einfach zu überreiten. Die Strecke bis zum Tor war nicht allzu lang, doch reichte sie aus, um den Boden unter den donnernden Hufen der schwergerüsteten Reiter und ihrer ebenfalls gerüsteten schweren Rösser erzittern zu lassen.

„LANZEN zum Angriff!“ kam der Befehl des Rittmeisters, als die Panzerreiter kurz vor dem Zusammenprall mit dem Gegner standen, der einen Ausfall versuchte. In den letzten Tagen zur Genüge exerziert senkten sich auf den Befehl hin die Kriegslanzen der Panzerreiter und noch immer hielten die Reiter donnernd auf das Tor zu.

Die Gegenwehr, der Ausfall des Gegners, wehrte nicht lang. Die Panzerreiter aus dem Kosch hatten den Ausfall der feindlichen Truppen einfach überrannt. Die Taktik des Rittmeisters, die einfachen Soldaten so weit als möglich einzuschüchtern und ihre Gegenwehr dadurch zu brechen, hatte Erfolg gezeigt und diejenigen, die nicht die Beine in die Hand genommen hatten, hatten erlebt, was die Kriegslanzen der Reiter auszurichten vermochten.

Und doch: Dies schien nur der erste Streich. Die Kämpfer hier auf dem Vorplatz hatten sich – mehr oder weniger geordnet – in das eigentliche Kastell zurückgezogen. Nun galt es für die Koscher, die verbleibenden Kämpfer des Feindes im Vorkastell zu überwinden. Die Heiler hatten alle Hände voll zu tun, die Verwundeten der eigenen Seite zu versorgen, hier und da unterstützt von den Kämpfern, die ihre Kameraden bargen. Eine kurze Verschnaufpause schien beiden Seiten vergönnt zu sein, doch dann würde die weit wichtigere Aufgabe des heutigen Tages folgen: Die eigentliche Einnahme des Kastells.

Nach der Einnahme des Vorkastells fanden sich die einzelnen Befehlshaber zu einem kurzen Austausch zusammen. Der Wehrmeister nahm die Verletzten- und Gefallenenmeldungen entgegen. Die Ausfälle waren den Göttern dank nur gering, aber einige tapfere Streiter hatte es erwischt. Einer von ihnen war Dankwart von Salzmarken-See, der beim Ansturm seines Leitertrupps einen Bolzen abbekommen hatte. Die Heiler hatten ihr bestes versucht, doch der Bolzen hatte ihn am Hals erwischt und ihm die Ader zerfetzt. Der Salzmärker war elendig verblutet.

Ein weiterer wichtiger Teil der kurzen Lagebesprechung: ein Abgleich der möglichen Truppenstärke des Feindes. Die Kundschafter hatten vorab berichtet, dass sich im Kastell vermutlich noch zwei bis drei Banner befanden, nach der Eroberung des Vorkastells waren es jetzt vermutlich noch ein bis zwei Banner. Von der Truppstärke eher gering, doch war ihr Vorteil das Kastell, das erst noch eingenommen werden musste.