Heerzug gegen Haffax - Feuer in Steinbrücken

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Steinbrücken, 4. Peraine 1039, mitten in der Nacht

Die Nacht vom 04. auf den 05. Peraine verlief ruhig. Das Klima war mild und hier und da waren einige Koscher eifrig dabei, ganze Wälder umzusägen in ihrem tiefen, teilweise von Alkohol vertieftem Schlaf. Bis auf einmal ein lauter Schrei die Stille der Nacht zerriss: „FEUER! FEUER! ES BRENNT!“ Diesen Ruf wiederholend liefen zwei Gardisten durch das Lager. Müde und verschlafen öffneten einige blinzelnd ihre Augen – und tatsächlich, der ansonsten dunkle Sternenhimmel wurde aus Richtung des Trosses von einem rötlichen Flackern erhellt.
Cendrasch erwachte mitten in der Nach aus einem ruhigen, traumlosen Schlaf und sah sich irritiert um. Waren das Schreie gewesen die ihn geweckt hatten? Wie zur Bestätigung seiner Frage ertönten erneut die Rufe und dann erkannte der Angroschim auch den flackernden Licht am Himmel als das was er war, der Widerschein eines großen Feuers.
Sofort richtete er sich auf und war froh wegen dem milden Klima sich nicht die Mühe gemacht zu haben das Zelt aufzubauen. Lediglich seinen Brustpanzer hatte er abgelegt, weil er selbst für ihn etwas unbequem war für die Nachtruhe, die Kettenrüstung darunter war jedoch so etwas wie seine zweite Haut und wurde nur in äußerst seltenen Fällen abgelegt.
Nur kurz benötigter er zur Orientierung, dann griff er den langstieligen Zwergenschlägel, welcher in Armreichweite lag und lief los. Währenddessen brüllte er im militärischen Ton: „Auf auf, es brennt, vielleicht werden wir angegriffen!“

Als Gascha erwachte und sich nach wenigen Augenblicken der Situation bewusst wurde, weckte sie mit einem lauten FEURIO! ihre Musikanten.
„Posaunisten sofort zum Alarm blasen!“ gellte sie durch das Zelt.
Nicht nur Cendrasch erwachte durch den Lärm, nach und nach kamen immer mehr Menschen und Zwerge auf die Beine. Einige der Umstehenden, die bis eben noch unschlüssig herumstanden, ließen sich durch die Befehlsstimme des Zwergen mitreißen und folgten ihm in Richtung des hellen Feuerscheins, der stetig zunahm. Das Feuer schien sich langsam auszubreiten und einige Angehörige des Trosses versuchten mit einzelnen Eimern und Decken, den Brand zu löschen, doch das wollte noch nicht so recht gelingen.
Auch Alvide von Eichental war ob des Lärms aufgewacht. Nachdem sie sich versichert hatte, dass es sich nicht um einen feindlichen Angriff handelte machte sie sich mit ihren Leuten gen Feuer auf. Zufrieden bemerkte sie, wie zwei Halbschwadronen der Schlachtreiter mit aller Eile, und oft nur halb gerüstet in die Dunkelheit hinaus preschten um sicher zu gehen, dass es sich nicht um einen feindlichen Angriff handelte. Als Alvide das Feuer erreichte standen schon zahlreiche Zelte und Wagen in Flammen. Bisher war der Löscheinsatz äußert unbeholfen und unkoordiniert vorangegangen. „Bildet eine Löschkette“ rief sie mit aller Kraft und ihre Leute begannen dabei eine Kette zum Großen Fluss hin zu bilden, aber zehn Kämpfer waren freilich viel zu wenig. So machten sich Alvide und Wolfberta, ihre Schlachtreiterin daran Trossgefolge oder Bewaffnete für ihre Löschkette zu „rekrutieren“. Die „Frewilligen“ wurden dabei von befehlsgewohnten Stimmen angeschnauzt, in die Richtung der entstehenden Kette, oder auf die Suche nach Eimern geschickt.
Als Cendrasch am Ort des Geschehens ankam und die Situation erfasst hatte, reihte er sich ohne zu zögern in die noch unvollständige und lückenhaft Löschkette ein. Seinen Hammer stellte er mit dem Kopf nach unten gerichtet mit einem kräftigen Stoß, welche das wuchtige Metall einen Stück weit in den Boden rammte, einen Schritt vor sich ab. Dabei sah er sich nach weiteren Personen um die helfen konnten.
“Hierher, helft die Kette bilden und holt Eimer! Wir brauchen Eimer!” Erneut gellte sein tiefer, durchdringender Bass durch das Lager. Als seine Auge die der Adligen erfasste, welche ganz offensichtlich die Wehr gegen das Feuer organisierte nickte er ihr anerkennend zu.
Roban Grobhand von Koschtal verhedderte sich beinahe in seinem Zelt, als die ersten Rufe erklangen. Reflexartig hatte er nach seinen Waffen gegriffen, dann doch erst mal den Kopf aus dem Fenster gesteckt, die Lage erfasst und sich zumindest die Zeit genommen, Hose und Stiefel anzuziehen, ehe er in Richtung des Feuers stürmte. Im Rennen grabschte er mit jeder Hand zwei Eimer, deren stinkenden Inhalt ignorierend – zum Löschen würde auch das taugen!
Die Eimerkette war mittlerweile etwas weniger lückenhaft geworden, aber noch immer standen zu viele Leute herum, glotzten nur und schienen nicht zu verstehen, dass es tatsächlich im eigenen Lager brannte. Alvide von Eichental trieb abseits einen Gaffer nach dem anderen in die Löschkette, und Roban schlug zweien die mitgebrachten Eimer ins Kreuz.
"Was steht ihr da rum? Vom Anschauen wird das Feuer nicht kleiner! Ab in die Kette!" Ehe die Zwei protestieren konnten, hielt jeder einen der Eimer in den Fingern, erhielt einen weiteren Stoss und taumelte in die Kette. Roban selbst eilte zum Rand des Feuers. "Reisst die Zelte ab und schafft die Wagen weg, ehe sie auch noch Feuer fangen", brüllte er einige Umstehende an. "Aber wem gehören die Zelte denn?" fragte eine Frau aus dem Gefolge. "WEN JUCKT DAS DENN, WENN DAS DING ABFACKELT, DU HIRNBEULE!" röhrte Roban so laut, dass die Frau drei Schritte zurück wich. "Alles weg, was brennen kann: Zelte, Fuhrwerke, Holzköpfe! Sonst kriegen wir das Feuer nie eingedämmt!"
Die Junkerin von Boltansroden hatte sich eilig ihre Cappa über ihr Nachthemd geworfen, sich ihren Schwertgürtel umgelegt, war in ihre Stiefel geschlüpft und dann mit ihren Begleiterinnen nach draußen gestürmt, wo sie auf den Rest ihrer ritterlichen Lanze traf.
Nale versuchte sich einen Überblick zu verschaffen, aber angesichts der Tatsache, dass das ganze koscher Heerlager auf den Beinen zu sein schien war dies kaum möglich, vor allem weil das ganze mehr oder weniger koordiniert ablief.
„Schnapp dir einen Eimer!“, wies sie nach einigen Augenblicken der geistigen Umnachtung ihren Pagen an, „Und die restlichen beteiligen sich auch an der Löschkette! Na los! Auf geht! Oder wollt ihr warten, bis das ganze koscher Lager abgefackelt ist...“
Und sie eilte zur Löschkette.
„... und wir es nicht mal aus dem Kosch rausschaffen?“
Auch im Lager der Eichsteiner war man durch das Getöse wach geworden und hatte sich notdürftig angezogen. Rasch versammelte man sich vor den eigenen Zelten, um sich zu orientieren und zu sehen, was los war. Schnell waren vier eingeteilt, die hier blieben und das Lager bewachten, die anderen eilten hinüber zum Ort des Geschehens, um zu helfen. Ein kurzer Blick auf das Geschehen offenbarte, das die Eichtalerin, seine Base Nale und ein Baduar unbekannter Zwerg die Organisation der Wasserkette übernommen hatten und diese langsam zustande kam und auf einer Seite durch den Grobhänder schon dafür gesorgt wurde, dass das Feuer nicht auf andere Zelte oder brennbares Material übersprang. Daher machten sich die Eichsteiner daran, auf der anderen Seite ebenfalls dafür zu sorgen, brennbares Material aus der Reichweite des Feuers zu schaffen, vor allem nahestehende Zelte und Fuhrwerke. Und auch hier wurden nach und nach mehr oder weniger Freiwillige gefunden, die mithalfen. „Packt mit an, bei den Göttern! Sonst brennt bald das ganze Lager!“ fuhr der Junker gerade zwei heimkehrende Soldaten an, die ganz so wirkten, als ob sie gemeinsam die Qualität des Trossbieres getestet hatten. Durch die harsche Anfuhr wurden sie aus ihrer trauten Bierseeligkeit gerissen, einen weiteren Anschiss und ein paar Orientierungsblicke später wurde ihnen klar, das sie morgen keinen mobilen Ausschank mehr finden würden, wenn sie jetzt nicht bald mit anpackten.

Langsam kam Ordnung in das Gewirr aus Menschen und Zwergen, eine Löschkette entstand. Vor allem durch den tatkräftigen Einsatz der Eichtalerin, des Zwerges Cendrasch und der Boltansrodnerin formierten sich die Leute nach und nach zu einer halbwegs funktionierenden Löschkette, erste Wasssereimer erreichten die Brandherde. Auch die Bemühungen des Grobhänders auf der einen und der Eichsteiner auf der anderen Seite sorgte dafür, dass sich das Feuer nicht mehr ganz so schnell ausbreitete. Doch noch immer wirkte es nicht so, als ob die Beteiligten die Brandherde schnell unter Kontrolle kriegen würden, dafür waren es einfach noch zu wenige.

Als Gascha mit einigen Musikanten am Feuer ankam, erkannte sie rasch: „Die Löschkette ist ja völlig aus dem Takt! Hinten zu schnell, in der Mitte staut es sich und vorne greifen sie ins Leere.“ Gascha überlegte: „Ein Arbeitslied muss her um den Ablauf zu synchronisieren. Ich übernehme das Vorsingen!“
Sie ordnete sich in die Mitte der Löschkette ein und wies die anderen Musikanten an, sich in Hörweite in die Kette einzuordnen. Dann stimmte sie ein im Kosch bekanntes Arbeitslied an. Viele der Soldaten kannten das Stück und stimmten in den Gesang mit ein. Nach wenigen Minuten zeigte das Lied seine Wirkung: Die Hände griffen ineinander und beförderten rasch die Wasserkübel vom Fluss zum Brandherd.

Cendraschs Schultern brannten, denn er musste die vollen Wassereimer wegen seiner geringeren Körpergröße von oben annehmen und dann auch wieder nach oben abgeben, was eine außergewöhnliche Belastung für die Muskulatur darstellte, die selbst die ständigen Waffenübungen mit dem wuchtigen Hammer nicht abbilden konnten.
Dennoch, trotz allem Schmerz, der stoßweisen Atmung und seinem hämmernden Herzen konnte man ein seliges Lächeln unter all der Anspannung auf seinen Zügen erkennen. Cendrasch liebte dieses Gefühl an die Grenzen zu gehen und genoss jeden dieser Momente, denn in keinem anderen fühlte er sich lebendiger.
Die Helfer in der Wasserkette leisteten harte Arbeit, um in möglichst kurzer Zeit Löschwasser vom Fluss hier ins Lager zu bekommen. Doch noch immer loderten die Flammen hoch empor, fanden sie doch in den Troßwagen bei all dem Fett und Öl sowie den sonstigen brennbaren Sachen und den Feuerholzvorräten viel Nahrung.
Die Löschkette füllte sich immer mehr und bald standen zwei Reihen nebeneinander. Dumpfes donnern kündigte die Ankunft der fürstlichen Gardetruppen an. Im Laufschritt und voll bewaffnet bezogen die Hälfte der Kämpfer am Rand des Lagers Stellung, falls es zu einem Angriff kommen sollte. Derweil legte die andere Hälfte ihre Waffen beiseite und machte sich daran das brennbare Material der Umgebung zu entfernen.
Angfold Bockzwingel auf Bockenbergen und Firutin von Wengerich schauten mit schlaftrunkenen Augen der Junkerin von Boltansroden nach. «Da rennt sie hin», krächzte Angfold. «Schließen wir uns an?» Firutin schüttelte den Kopf. «Lass mal. Zu viele Helfer stören nur. Lass uns hier wachsam bleiben. Wenn mich meine Zeit im Osten etwas gelehrt hat, dann, dass der Feind immer noch eine Hinterlist im Ärmel hat.»
Beide ließen ihren Worten Taten folgen und sanken wachsam wieder auf ihre Lager zurück, blickten sich immer wieder einmal im Lager um. Huschte dort zwischen den Zelten nicht gerade eine Gestalt in die entgegengesetzte Richtung des Feuers davon?
Die beiden Ritter sprangen auf und liefen hinter der Gestalt her. Kein Zweifel, sie hatte es verdächtig eilig, wegzukommen, und blieb dabei doch immer sorgfältig im Schatten und mied jedes Zusammentreffen mit den Menschen, die immer noch zum Brandplatz eilten. Sie war klein und wieselflink und in eng anliegende dunkle Kleidung samt Kapuze gehüllt. „Wer immer das ist, praiosgefällig ist er bestimmt nicht“, stieß Firutin hervor. Angfold, bereits ein bisschen außer Atem, grunzte nur zur Antwort. Plötzlich verschwand die Gestalt in einem Proviantzelt. „Ich wette, er kriecht hinten raus!“, rief Firutin. „Bleib hier und bewach den Eingang!“ Schon hetzte er um das Zelt herum. Angfold blieb stehen, beugte den Oberkörper nach vorn und atmete tief durch. „Zum Glück können meine Brüder mich nicht sehen“, fuhr ihm durch den Kopf. Da hörte er Firutin „Stillgestanden!“ brüllen. Mit einem Seufzer lief er wieder los. Hinter dem Zelt musste er feststellen, dass der geheimnisvolle Flüchtige nicht daran gedacht hatte, sich Firutins Befehl zu beugen. Tatsächlich sah er die Gestalt selbst gar nicht mehr, sondern nur noch seinen Freund, der in Kürze hinter einem Kastenwagen verschwinden würde. Den Rückstand konnte er unmöglich aufholen. Ächzend ließ sich Angfold Bockzwingel auf Bockenbergen in Gras sinken und klaubte sein Weinbrandfläschchen hervor.
Firutin klebte unterdessen an den Fersen des Flüchtenden wie ein Wehrheimer Schweißhund. „Listiger Fuchs und weißer Jäger, steht mir bei“, murmelte er im Laufen. Wohin ging die Jagd eigentlich? Seine Augen waren auf die Beute gerichtet, die Orientierung hatte er mittlerweile verloren. Doch nun gewahrte er den rötlichen Schein vor sich hinter den Zeltdächern. Der Flüchtige hatte die Richtung gewechselt und rannte zurück zum Feuer! Er wollte sich wohl im Trubel rund um den Brand verstecken. Schon kam eine Löschkette in Sicht. „Haltet ihn! Haltet ihn!“, schrie Firutin, doch seine Stimme ging unter im Brüllen der Flammen und im Lärm der Brandbekämpfer. „Nun liegts an dir selbst“, dachte der Ritter, und holte noch weiter aus mit seinen langen Beinen – nur um im nächsten Schritt in einen achtlos herumstehenden Eimer zu treten und der Länge nach hinzufallen. Mit einem götterlästerlichen Fluch rappelte er sich auf. Von der flüchtigen Gestalt war nichts mehr zu sehen. Firutin von Wengerich biss sich auf die Lippen. Nun gut, wenn Phex selbst ihm die Jagd so verdorben hatte, so war es wohl doch nur ein Langfinger auf dem Rückzug gewesen. Hoffentlich. „Mal sehen, wo Angfold bleibt“, dachte er, „ich könnte jetzt einen ordentlichen Schluck vertragen.“

Mit geballten Kräften gelang es schließlich, die Feuer zu löschen und dank des beherzten Eingreifens konnte auch verhindert werden, dass sich das Feuer zu sehr auf andere Wagen ausbreitete. Nach und nach konnte die Wasserkette ihre Arbeit wieder einstellen und auch diejenigen um den Grobhänder und den Eichsteiner, die dabei geholfen hatten, die anderen Wagen und anderes Brennbares vor dem Übergreifen der Flammen zu schützen, konnten ihre Tätigkeit einstellen. Alle Retter wirkten erschöpft und hatten hart gearbeitet, aber schlußendlich waren sie erfolgreich. Das Ausmaß des Schadens konnte man wohl erst am nächsten Tag vernünftig feststellen, aber für heute Nacht war die Gefahr gebannt. „Beim vollen Barte meiner gütigen Frau Mutter“ rief Hogrim Hopfensteiner, „das haben wir ja gerade noch einmal geschafft! Bei Angrosch, dafür lade ich euch alle auf ein ordentliches Rohalssteger Hils ein“ rief der Wirt aus Amaralys, dessen Wagen direkt neben dem Flammenherd stand und nur durch das tatkräfte Eingreifen vor dem Feuer gerettet wurden und bat alle Helfer zu seinem Troßlager herüber, was nach dem Zwischenfall selbst von der Lagerwache geduldet wurde – der Löscheinsatz war hart und anstrengend gewesen und es war nach Koscher Art nur Recht und billig, sich bei den Helfern zu bedanken.
Cendrasch trank zwei große Humpen und obwohl das Bier kein Ambosskrone war, sein Lieblingsgebräu aus der Heimat, sagte es ihm zu. Die Koscher wussten halt was gut ist, das konnte man ihnen nicht absprechen.