Bärenbrüder - Tag der Heimkehr

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21. Ingerimm 1027

Ardan von Bärenstieg ergrimmte. Vor ihm lag seine Heimat. Das Dorf Bärenstieg. Im unwegsamen Auersbrücker Land in den Ausläufern des Borrewaldes gelegen war ein Schatten seiner selbst. Der Wengelhof schien ausgebrannt zu sein und die Palisade, die den Ort umgab, war an einer Stelle eingerissen worden. Auf der Burg wehte das Banner derer von Bärenstieg, doch verunstaltete ein Bastardbalken das so stolze Wappen.

Angst umklammerte Ardans Herz. Er war die letzten Jahre in Weiden gewesen und hatte dort als Soldritter gegen die Orks gestritten. Er hatte schon schlimmeres gesehen, aber hier ging es nicht um irgendeinen fremden Ort, sondern um seinen Geburtsort, um den Ort, an dem er aufgewachsen war, an dem seine Mutter lebte. Hier hatte er einst am Bach mit seinem Bruder „Ork und Ritter“ gespielt, und hierher war er zurückgekehrt, als er von dem Schlachtentod seines Vaters am Nebelstein erfuhr. Und nun wehte dieses Banner über dem Ort. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Ardan blickte seinen Getreuen Waffenknecht Idamil etwas zögerlich an. Sie hatten zu lange im Feld gestanden, um nicht übervorsichtig zu sein. Es mochte sein, dass hier nichts weiter im Busch war, aber er würde es nicht darauf ankommen lassen.

Langsam ging er zurück. Er würde nicht am helllichten Tag aus dem Gebüsch kommen. Kurz überlegte er.

„Wir gehen erst einmal nach Eberfels und erkundigen uns, was hier los ist“, flüsterte er.

„Ich traue dem Braten nicht. Irgendwas geht hier vor.“

Idamil und Daria nickten zustimmend. Auch sie wollten sich auf den letzten Metern keinen Fehler erlauben.

Zwei Stunden später waren sie in Eberfels angekommen. Die Ankunft war etwas anders abgelaufen, als Ardan dies erwartet hatte. Marnax Sauerklos, der Dorfälteste, hatte sich am Dorfeingang mit einer Armbrust in der Hand aufgebaut, als sie aus dem Wald kamen, und ihnen unmissverständlich erklärt, dass sie des Todes wären, wenn sie auch nur einen Schritt weitergehen würden. Es hatte eine Weile gedauert den misstrauischen Marnax von ihren guten Absichten zu überzeugen, doch nun saßen sie gemeinsam mit Marnax an einem Tisch und machten sich über eine deftige Brotzeit her, während Marnax sie auf den aktuellen Stand brachte.

„Ihr habt ja sicher vom Alagrimm gehört?“ stellte der Zwerg fest.

„Nun, er ist hier nicht direkt durchgezogen, aber wir wurden von den Ereignissen dennoch nicht verschont. Eine größere Bande Marodeure hat Dorf und Burg Bärenstieg im Handstreich eingenommen. Dabei ist auch eure Mutter getötet worden.“

Marnax blickte Ardan bedauernd an.

„Eine gute Frau, und noch dazu eine hervorragende Gärtnerin. Sie konnte Kräuter züchten, die man sonst erst wieder in Angbar bekommt.“ Marnax besann sich wieder auf das eigentliche Thema. Gemächlich stopfte er seine Pfeife und setzte fort.

„Angeführt wurde diese Bande von einem gewissen Ulfried, der behauptete ein Bastard Alerichs zu sein. Ich weiß nicht so recht, ob das stimmt, aber damit hat er es gerechtfertigt. Lang geblieben ist er aber nicht. Er ist mit dem Großteil der Bande abgezogen und will wo irgendwo Beute machen. Zurückgelassen hat er nur eine kleine Burggarnison, aber die Bauern hat er entwaffnet, damit sie nicht aufbegehren können.

Naja, es kam, wie es kommen musste. Goro hat die Lage ausgenutzt und das Dorf geplündert. Die Besatzung hat sich nicht aus der Burg getraut und Goro hatte somit leichtes Spiel. Davor waren die Schäden gering gewesen, aber nun sieht es ganz und gar nicht gut aus. Und jetzt seid ihr hier und werdet die Dinge hoffentlich wieder ins Lot bringen.“

Ardan hatte Marnax wie gelähmt gelauscht. Es war alles so gekommen, wie er befürchtet hatte. Eine lähmende Müdigkeit ergriff von ihm Besitz.