Neues aus Drift - Fürstliche Gerichtsbarkeit

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Durstein, 29. Travia1041


Die Belagerung von Durstein durch die Alttreuen währte schon fast zwei Monde.
Hakan von Nadoret hatte die meisten seiner Verbündeten sowie einen Teil seiner Truppen nach Hause geschickt. Um Brumil und seine Getreuen in Bannerstärke auszuhungern, genügte eine etwa ebenso großes Aufgebot – Zumal der Winter nahte und die Versorgunglage hier in den Bergen schwer werden dürfte.
Eines Morgens, Hakan wollte gerade mit Raul von Kemlar und seiner Hundemeute zur Jagt aufbrechen, zog eine Abteilung Fürstlicher Bergschützen und fürstlicher Hellebardiere unter Fanfarenstößen im Dorf zu Füßen der Burg auf. In ihrer Mitte führten sie gleich fünf Wagen auf denen je knapp zehn Gefangene saßen. Die Dursteiner erkannten sie recht schnell als die Söldner die ihnen vor einigen Monaten so viel Leid zugefügt hatten. Ebenso erkannten sie die junge Hausritterin des Fürsten, Elida von Bärenstieg, die in den vergangen Wochen Erkundigungen über die Plünderungen gemacht hatte. Sie hatte etliche der Dursteiner nach Yassburg gebeten, wo die Söldner eingekerkert worden waren, damit diese die Hauptakteure identifizieren konnten.
Schnell versammelte sich alles was Beine hatte am Marktplatz, wo Arbeiter in aller Eile ein Gerüst mit etlichen Galgen und einem Schafott errichteten. Hakan erschien Belomila Damotil und einigen Soldaten der Nadoreter Spießknechte um dem Spektakel beizuwohnen. Auch auf der Burg blieb der Tumult im Dorf nicht unbemerkt und die Bewohner sammelten sich an den Fenstern und Zinnen um alles verfolgen zu können.
Faules Obst und Gemüse, aber auch Dreck und Steine prasselten auf die Kutschen nieder und die Soldaten hatten alle Hände voll zu tun um die Menge daran zu hindern Selbstjustiz zu üben. Die Kutschen wurden hinter dem Podest mit den Galgen angehalten, während die Hellebardiere einen Korridor bildeten.
Ein fürstlicher Herold bestieg das Blutgerüst und verschaffte sich mit geübter Stimme Gehör.
„Unserem geliebten Fürst kam die Klage des Bruchs des Fürstenfriedens durch Mordbrennerei hier im Markt Durstein zu Ohren. Ein Gericht welches mit diesem Fall betraut wurde stellte die Richtigkeit dieser Anklage fest und hat über die festgesetzten Angeklagten – Koscher, wie Hinterkoscher Söldner – folgende Urteile verhängt:
Die Söldnerführerin Barmine von Rüpeln soll wegen schweren Bruchs des Fürstenfriedens mit dem Schwert enthauptet werden.
Wegen Mordes werden sechs ihrer Gefolgsleute erhängt.“
„Nur sechs?“ rief jemand erbost aus der Menge, aber der Herold verschaffte sich erneut Ruhe.
„Neun weitere werden wegen Schändung und Raubmord erhängt.
Weitere vierzehn werden wegen besonders schwerem Raub erhängt.
Bei einundzwanzig der Söldner konnte keine besonders schwere Schuld festgestellt werden, da sie aber dennoch an der Verwüstung von Durstein beteiligt war hat seine Durchlaucht sie zu lebenslanger Schwerstarbeit im Strafsteinbruch zu Heisenbinge verurteilt.
Seine Durchlaucht wünscht durch die strengen Strafen ein abschreckendes Beispiel zu setzen, denn egal ob eine Fehde tobt oder nicht, wünscht seine Durchlaucht, dass das gemeine Volk in Frieden leben kann. – Wer den Frieden nicht hält, dem das Leben verfällt!“
Die Menge johlte und schien mit den Strafen sehr zufrieden zu sein. Da aber nur vier Galgen zu Verfügung standen zogen sich die Hinrichtungen über den ganzen Tag hin, sodass am Abend nur noch die Dursteiner zusahen, die besonders schweren Schaden erlitten hatten.
Mit dem strengen Blutgericht hatte der Fürst ein Zeichen gesetzt, dennoch waren alle Beteiligten froh, als es endlich vorbei war.
Hakan, der in den letzten Wochen der Belagerung die Bevölkerung immer wieder mit Ausspeisungen und Spenden von Baumaterialien beim Wiederaufbau des Dorfes unterstützte, stiftete zur Feier des Tages ein Fass Bier. Mit erhobenem Humpen und Blick auf die Burg, wo Brumil mit seinen Getreuen eingeschlossen ausharrte, sprach er: „Möge der Fürst alle Aggressoren, die den Fürstenfrieden gebrochen haben und sich ihrer Verhaftung beharrlich entziehen auf ebenso gerechte Weise bestrafen!“