Neues aus Drift - Stubenhocker
Mirkagarten, Ende Ingerimm 1041
Brumil stand mit seiner Frau Gascha und ihrer jüngsten Tochter Gerescha an einem Fenster des Schlösschens Mirkagarten. Sie schauten den Schlossberg hinab auf die Stadt Drift und den großen Fluss. An den Flanken des Schlossberges graste eine Herde stattlicher Langohrschafe.
Gerescha: „Den Schafen scheint ihre neue Weide sehr zu gefallen.“
Brumil: „Ja. Hier ist es nicht so sumpfig wie in Yassburg. Außerdem sind es ja Gebirgsschafe. Der Schlossgarten gefällt ihnen bestimmt besser als die Ebenen vor der Yassburg.“
Gascha: “Schlossgarten? So kann man diese kahlgefressene Hügelflanke wirklich nichtmehr nennen.“
sie schüttelte den Kopf: „Was sollen nur die vorbeifahrenden Leute denken wenn sie das Schloss sehen? – Sie werden uns für Wühlschrate halten!“
Brumil brummte: „So einen Schnickschnack wie einen Schlossgarten brauchen wir nicht. Die Leute werden unseren wunderschönen und gepflegten Gemüsegarten sehen und wissen, dass hier anständige Leute leben.“
Gascha schüttelte den Kopf: „Wenn dich die Leute doch einmal zu Gesicht bekommen würden Brumil! Seit einem halben Jahr bist du nun schon Baron und hast kaum das Schloss verlassen.“
Brumil winkte ab: „Ich habe eben viel zu tun. Außerdem war ich vor drei Wochen im Drifter Hof Mittagessen, als unsere Köchin krank war. – Da haben mich die Leute ja gesehen.“
Brumil strich sich durch den Bart und murmelte: „So eine Baronie verwaltet sich eben nicht von alleine.“
Gerescha fasste sie sich an die Stirn „Achja! Der Hausmeister wollte dich sprechen Väterchen.“
Brumil: „Haus-hof-meister. Er will bestimmt wieder über die leere Kasse und die ausstehenden Rechnungen reden.“
Gerescha: „Hast du schon eine Idee wie du die offenen Rechnungen begleichen willst? – Die ersten Steuereinnahmen sind nicht vor dem Sommermond fällig oder? Wie willst du diese Zeit überbrücken?“
Brumil seufzte, ging vom Fenster weg und steuerte langsamen Schrittes auf einen Ohrensessel zu. Mit Hilfe eines Fußschemels erklomm er den Sessel in Menschengröße, ließ sich in die Pölster fallen, zog eine Pfeife aus der Rocktasche und begann sie zu stopfen: „Ich weiß nicht Töchterchen … Ich werde die Gläubiger um einen weiteren Aufschub bitten.“
Gerescha: „Ich habe eine bessere Idee! Du könntest dein Steuerprivileg auf Jahr und Tag verpfänden.“
Brumil blickte sie ausdruckslos an.
Gerescha: „Der Meistbietende erhält den Zuschlag an deiner statt die Steuern einzuheben. Den Erlös der Verpfändung kannst du schon heute verwenden um deine Schulden zu begleichen.“
Brumil brummte tief und fuhr sich durch den Bart. Dann schüttelte er mürrisch den Kopf: „Das ist nicht redlich.“
Gerescha: „Ich habe so etwas ähnliches in den Schriften des Garax Sohn des Garmosch gelesen.“
Brumils: „So?“
Gerescha: „Du könntest das Steuerprivileg auch parzelliert verpfänden. Getreidezehnt, Fleischzehnt, Holzzehnt und so weiter.“
Brumils blickte sie interessiert an
Gerescha: „ Das Risiko eventueller Missernten trägt der Pfandnehmer, denn er hat ja bereits vor der Ernte bezahlt.“
Brumils nickte nachdenklich: „Ich werde darüber nachdenken Töchterchen.“