Schifferstechen auf der Sindel

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Ausgabe Nummer 67 - Rahja 1043 BF

Schifferstechen auf der Sindel

Streit um Anlegestelle führt zu Wettkampf


KLOSTER EICHENHOLTZ, Rahja 1043 BF. Es war ein schöner Frühsommertag, als sich auf beiden Seiten der unteren Sindelbrücke zahlreiche Menschen und Zwerge versammelten, um einem ungewöhnliches Wettkampf beizuwohnen.

Auch ich wollte mir das Spektakel ansehen und bin dafür eigens aus Angbar angereist; die Nacht hatte ich im Gasthaus Braubäumler in Rosenhügel verbracht, um morgens nicht so weit reisen zu müssen. Meine Vorsicht machte sich bezahlt, denn als ich am Vormittag am Sindelufer beim Kloster Eichenholtz eintraf, hatten sich bereits beide Uferbänke gut gefüllt.

Obwohl der Wettkampf einen ernsten Hintergrund besitzt, hatte die ganze Sache doch etwas von einem Volksfest. So wurden allerlei Leckereien von Buden und Wagen aus verkauft und auch gutes Bier ausgeschenkt.

Ich machte es mir also bequem und wartete auf das Spektakel. Während ich so meine Krapfen aß, konnte ich mir die Eichenholtzer Anlegestelle, den Stein des Anstoßes, von weitem aus ansehen. Es war ein eher unscheinbarer Steg mit einem kleinen Hebekran. Baron Erlan von Sindelsaum hatte ihn auf Wunsch der Sindelschiffer bauen lassen, die sich an der bisher genutzten Salzmärker Anlegestelle gegängelt gefühlt hatten.

Die Salzmärker sahen es natürlich ganz anders und hatten die Sindelschiffer zu einem „Stechen“ herausgefordert, natürlich nicht auf Pferderücken, sondern auf ihren Kähnen. So fuhren nun die beiden gegnerischen Parteien unter großem Jubel auf. Beide Parteien nutzten flache Kähne und hatten im Bug ihrer Boote jeweils eine Person mit einer stumpfen Lanze positioniert, während sechs Ruderer das Fahrzeug vorantrieben. Auf das Zeichen der Äbtissin Albericha Steinbrodt hin nahmen die beiden Boote Fahrt auf, um dann jäh zu stoppen. Unter dem Gejohle der Zuschauer und den Rufen der Lanzer versuchten beide Seiten in eine gute Position zu kommen, dabei stellten sich die Sindelsaumer zu Anfangs etwas geschickter an, und Ilpetta Apfeltopf erwischte ihren Salzmärker Konkurrenten an der Seite, so dass der Mann ins Wasser fiel, unter dem Jubel der Sindelsaumer Seite.

Doch damit war es noch lange nicht vorbei, denn es gab im Ganzen ingerimmgefällige acht Paarungen, und so ging es eine ganze Weile hin und her. Mal fiel ein Sindelsaumer ins Wasser, mal ein Salzmärker. Am Ende stand es aber unentschieden und auf Beschluss der Äbtissin wurde es dabei auch belassen. Da grummelte man dann zwar auf beiden Seiten der Sindel, aber beim anschließenden Fest hob sich die Stimmung zügig. So ging es eine Weile recht munter zu, und die Leuten machten sich erst am späten Nachmittag, mit schweren Schritten, auf den Weg nach Hause. Auch ich fiel völlig erschöpft ins Bett; das Anfeuern der Schifferstecher und das gute Essen hatten mich wohl etwas ausgelaugt.

Alles in allem hat sich die Reise jedenfalls sehr gelohnt, und für das nächste Jahr wurde bereits ein neues „Stechen“ angekündigt, denn bei einem Gleichstand konnte es natürlich nicht allzu lange bleiben.

Garubold Topfler