Wilbur denkt mit
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Aus Koscher Sagenwelt: Wilbur denkt mit
Als Wilbur Sumspflog einmal am Wegesrand saß, mit dem Rücken an den Stamm einer Rotbuche gelehnt, die schwere Kiepe neben sich, ein Pfeifchen schmauchend und dabei von seiner langen Wanderschaft ausruhend, kam ein Wagen herangerasselt, darauf ein Krämer saß mit breitem Hute, doch kümmerlichem Barte. „Phex zum Gruße! Geht’s dort entlang gen Groinhag?“, fragte er. Wilbur maß ihn und sein Gefährt mit einem langen Blick, ließ drei Kringel grauen Rauches aufsteigen und schüttelte schließlich den Kopf. Der Krämer stutzte, wendete aber dann seinen Wagen und fuhr zurück zum letzten Kreuzweg. Dort traf er ein altes Mütterchen, das Klaubholz sammelte. „Gute Frau, sagt an“, so sprach der Krämer zu ihr, „welches ist der Weg nach Groinhag?“ Da wies ihn die Alte just den Weg, den er soeben gekommen war. „Seid Ihr Euch ganz sicher?“ fragte deshalb der Krämer, doch das Mütterchen schaute ihn aus ihrem runzligen Gesichtchen an und krächzte mit beinahe zahnlosem Mund: „Gewiss doch, sechsundsiebzich Jahr’ leb’ ich schon hier, und immer schon ging’s da nach Groinhag, und’s wird auch in hundert Jahren noch so sein!“ Da wendete der Krämer abermals den Wagen und fuhr den Weg zum zweiten Mal hinauf. Als er an der Rotbuche vorüberkam, in dessen Schatten Wilbur gerade seine Kiepe packte, rief er ihm verärgert zu: „Du Schelm! Hast mich vom rechten Weg verwiesen! Hier geht’s doch nach Groinhag!“ Und er ließ die Peitsche knallen, dass die beiden Zwergenponys strammer anzogen.
Nach einer Weile nun gelangte er an eine Klamm, in die zwar ein Pfad hinunter führte, doch zu steil und schmal, als dass man anders als zu Fuß hinab gelangen konnte. Da stieg der Krämer vom Bock und ging in die eine und in die andere Richtung an der Klamm entlang, doch konnte er keinen besseren Steig hinab, geschweige denn eine Brücke hinüber entdecken. Inzwischen war Wilbur, der auch in diese Richtung zog, herangekommen. Als er an dem Krämerwagen vorüber stiefelte und den steilen Pfad betrat, drehte er sich um und meinte: „Wenn ich gemeint hab’, dass es hier nich’ nach Groinhag geht, dann hab’ ich für Euch mitgedacht.“
Sprach’s und ging pfeifend seiner Wege, um am selben Abend beim Sensenhöh-Bauern in Groinhag einen Birnenschnaps zu trinken.
Aufgezeichnet von Karolus Linneger