Entscheidung im Wengenholm - Der Tanz beginnt
Erbprinz Anshold vom Eberstamm blickte die Marschkolonne entlang. Reihe um Reihe, Karren um Karren, Reiter um Reiter rückte das Heer vor. Es kam ihm wie eine unaufhaltsame Welle vor, die zwar langsam, aber unaufhaltsam Richtung Stolzenburg wälzte. Vor nicht ganz einem Jahr hatten sie die Belagerung unverrichteter Dinge abbrechen müssen, aber diesmal waren sie besser vorbereitet. Magazine und Vorratslager waren angelegt worden und das Heer führte ausreichendes Belagerungsgerät mit sich.
Die Gedanken an den vergangenen Feldzug weckten ungewollte Erinnerungen. Bei der Firntrutz hatte er sich eine böse Verwundung zugefügt und obwohl die Wunden verheilt waren, ließen ihn die Ereignisse doch nicht mehr los. Wie er in seinem eigenen Blut am Boden gelegen hatte und über ihm Rena von Arbasien und Reto von Bodrin-Hardenfels um sein Leben gekämpft hatten. Die tapfere Arbasierin hatte es mit dem Leben bezahlt. Ihr Tod lastet als eine schwere Bürde auf Anshold und die Schuldgefühle ließen ihn bis heute nicht los. Warum hatte er sich auch so unüberlegt ins Gefecht stürzen müssen?
Anshold wurde aus seinen düsteren Gedanken gerissen, als Thorben von Hammerschlag mit einer kleinen Eskorte herbeigeprescht kam.
„Mein Prinz!“, rief der Wehrmeister des Kosch. „Dort drüben liegt nun die Stolzenburg.“
Dabei deutete er vage auf den Waldrand.
„Ein Hinterhalt ist nun nicht mehr zu befürchten. Ihr könnt nun also zur Jagd auf Goro aufbrechen, aber seid vorsichtig. Trotz Eurer Überzahl mag euch der Oger in einen Hinterhalt locken.“
Anshold nickte zustimmend.
„Wir werden jede nötige Vorsichtmaßnahme ergreifen. Wollen wir hoffen, dass wir seiner habhaft werden!“
Anshold wendete sich kurz im Sattel um und gab das Zeichen zum Aufbruch. Hinter ihm setzten sich die Reihen der Reiterei in Marsch. Drei Schwadronen der Schlachtreiter und Ferdoker Lanzerinnen sprengten dem Prinzen nach, um dem Oger Goro den Gar aus zu machen.
Besorgt blickte der Wehrmeister den Reitern hinterher.
„Passt mir gut auf den Prinzen auf“, murmelte er zu Hardulf von Ödenhof, welcher noch neben dem Wehrmeister verharrt hatte. Der alte Hauptmann der Schlachtreiter nickte nur. Er wusste, was von ihm erwartet würde. Niemand wollte dem Fürsten erneut berichten müssen, dass sein Sohn verwundet worden war.
„Jawohl, Wehrmeister!“, antwortete er knapp.
„Rondra mit euch!“, verabschiedete Thorben den Veteran und der Ödenhofer gab seinem Pferd die Sporen, um die Schwadronen einzuholen.