Stolzenburger Ausblicke - Inspektion und Anweisungen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 9. April 2022, 13:40 Uhr
◅ | Schloss Herboniana |
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Ein schwarzer Tag für Perval | ▻ |
Thorben Raul Baduar von Hammerschlag seines Zeichens Wehrmeister des Fürstentum Kosch stand auf eine Zinne gestützt, auf der Mauer der Stolzenburg und beobachtete die davon exerzierenden fürstlichen Truppen. Neben ihm stand nicht nur Vogt Feron von Nadoret, der ein eher schlecht gelauntes Gesicht vor sich hertrug, sondern auch Hauptmann Reto Hlûthar von Bodrin-Hardenfels, Anführer der Kompagnie Marschall Geldor. Wobei es eher Zufall war das Reto anwesend war. In der Regel hielt dieser sich nicht bei seiner Truppe auf und überließ das Tagesgeschäft seinem Stellvertreter und Bannerträger Kordan von Pirkensee. Neben den beiden standen auch noch die Hauptleute des Banners Orkentrutz der Fürstlichen Hellebardiere und des Banner der Fürstlichen Bergschützen die beide ebenfalls auf der Stolzenburg stationiert waren. Nach einigen weiteren Augenblicken des Beobachtens der Truppen nickte der Wehrmeister zufrieden und wandte sich dem Vogt zu: "Vogt Nadoret ich muss sagen die mir zugetragenen Berichte haben sich offensichtlich als falsch erwiesen. Die Truppe sieht mir gut in Schuss aus. Ausrüstung und Zustand der Männer und Frauen sind in Ordnung und mir scheint jeder weiß mit seinen Waffen umzugehen. Meine eben gerade erfolge Beobachtung hat auch meine letzten Zweifel ausgeräumt. Kann mich kaum erinnern wann das Banner Orkentrutz mal so frisch aussah. Meistens wirken die doch immer ein bissl abgerissen", der kleine Scherz brach auch das letzte Eis und der Hauptmann des angesprochenen Banners und der Wehrmeister hatten ja schon einiges an gemeinsamer Dienstzeit, wodurch jeder wusste wie die Worte gemeint waren. "Ich denke wir können das Ganze hier nun beenden und ins eurem Rittersaal noch ein wenig sitzend weiter beraten. Wenn ich schon mal hier bin hab ich natürlich auch noch ein paar Anweisungen für die fürstlichen Truppen dabei."
Feron von Nadoret nickte mit immer noch leicht gequältem Lächeln und ging voran um den Wehrmeister und die Anführer der drei fürstlichen Einheiten in den Rittersaal zu bringen und dort zu bewirten. Auf dem Weg dachte er weiter krampfhaft darüber nach aus welcher Richtung dieser Schlag wohl gekommen sein mag. Ihm war natürlich bewusst das das Haus Nadoret und er als Person durchaus einige Feinde hatte aber hatte er doch gänzlich nicht mit dieser Attacke gerechnet. Eigentlich lief es für Feron recht gut seitdem er Vogt hier oben auf der Stolzenburg war. Das Erzdorf florierte, die drei Minen und vor allem die neue Erzader in der Gobbelwand brachten solide Erträge. Die Anzahl der mit den Erzeugnissen der drei Minen und der Erzdorfer Hütte beladenen Fuhrwerke stieg weiter an und auf dem Rückweg brachten diese Fuhrwerke viele Waren mit die die wachsende Stolzenburg, das wachsende Erzdorf und die Minenarbeiter in den drei Minen brauchten und weshalb kaum Mangel herrschte. Es gab natürlich noch jede Menge Räubergesindel im Albuminer Land und auch der Oger Goro war noch nicht erlegt aber Feron konnte eigentlich sagen das auf dem Gebiet was ihm von Fürsten anvertraut worden war alles eine gute Entwicklung nahm. Umso mehr hatte ihn dann die überraschende Ankunft des Wehrmeister gestern morgen aus dem Nichts getroffen. Dieser war anfänglich wirklich massiv schlechter Laune gewesen. Er hatte wohl mannigfaltige Berichte erhalten das Feron nicht nur ordentlich Erträge aus den Minen für sich abzweigte sondern auch die ihm unterstellten Truppen als Bautrupps missbrauchte und sie ihrer eigentliche Aufgabe nicht mehr nachkamen. Im Gefolge des Wehrmeister waren auch zwei Greven des Säckelmeisters mitgereist die Ferons Bücher überprüften und zu Ferons Erleichterung bisher aber keine wirklichen Ungereimtheiten gefunden hatten. Feron hatte deshalb auch vorerst darauf verzichtet darauf hinzuweisen das streng genommen der Säckelmeister nicht für die Erträge aus Stolzenburg zuständig war. Burg, Dorf und Minen müsste man ja eigentlich zu den Fürstlichen Eigengütern zählen, womit dann eigentlich der Seneschalk zuständig gewesen wäre. Aber so hatte Feron natürlich auch einen Verdacht wer wenigstens zum Teil für diese Untersuchung verantwortliche zeichnete. Er hatte ja durchaus eine Vergangenheit mit dem Säckelmeister. Die weiteren Anschuldigungen hatte er ebenso, nicht zuletzt durch das eben beobachtete Exerzieren, entkräften können. Natürlich waren Teile der hier stationierten Truppen in die Instandsetzung und den Ausbau von Burg Stolzenburg eingebunden gewesen und genauso bei der Trockenlegung der Minen eingesetzt worden. Es wäre ja auch mehr als nur fahrlässig, so Ferons und später auch die Meinung des Wehrmeisters, wenn man gut 200 Männer und Frauen die der Fürst bezahlte nur mit Wachdiensten betraute und sie dabei zusehen ließe wie weitere angeheuerte und bezahlte Arbeiter die Arbeiten verrichteten. Aber es war keineswegs so das die Männer nur noch Werkzeug in der Hand hatten und ihre Waffen und Rüstungen nur noch jeden dritten Rohalstag trugen. Auch entpuppte sich die Anschuldigung Feron hätte massiv eigene Truppen aufgestellt als falsch. Gerade mal eine gute Handvoll Waffenknechte und -Mägde auf der Stolzenburg trugen das Hirschwappen der Nadorets. Ein Umfang an dem der Waffenmeister natürlich nichts auszusetzen hatte.
Nachdem die Gruppe den Rittersaal der Stolzenburg erreicht hatten, alle Platz genommen hatten und mit Speisen und Getränken versorgt waren ergriff der Wehrmeister wieder das Wort:
"Nun gut Nadoret, mir scheint die negativen Berichte über euch waren massiv überzogen und hier läuft alles so wie es sein sollte. Berichtet mir noch einmal von eurem Ansatz mit denen ihr mit den euch zur Verfügung gestellten Kräfte
umgeht!"
Feron seufzte innerlich da er das schon zweimal erklärt hatte, einmal direkt bei der Ankunft des Wehrmeister quasi noch im Burghof und ein zweites Mal auf der Mauer. Aber vielleicht bekam er ja beim dritten Mal die Bestätigung das das alles so in Ordnung war. "Nun wie gesagt stehen mir hier auf der ja quasi 4 Banner fürstliche Truppen zur Verfügung. Die drei Banner Fußkämpfer setze ich zur Zeit in der Rotation ein. Ein Banner ist mit Wachaufgaben auf der Burg und bei den Minen betraut. Ein zweites schirmt die Warentransporte von und zu der Stolzenburg. Das dritte ist im Arbeitseinsatz beim Ausbau und der Instandsetzung der Burg selber. Nach jedem Götternamen wechseln die Aufgaben damit jeder gleich belastet ist. Zur Zeit wird der Weg zwischen Minen und Burg ausgebaut und zu einer richtigen Straße erweitert. Das erleichtert erheblich den Transport zwischen Minen und der Hütte in Erzdorf. Das Banner der Bergschützen dagegen habe ich permanent rottenweise im ganzen Albuminer Land im Patrouilleneinsatz. Zwei Rotten sind eigentlich immer unterwegs. Ich hoffe so kleinere Bedrohung schnell ausmerzen zu können und größer werdende schnell zu bemerken. Meine eigenen Gardisten übernehmen im Moment neben dem Schutz meiner Person hauptsächlich die Aufgaben von Bütteln in Erzdorf. Da dieses aber schnell wächst möchte ich demnächst dort tätig werden."
Der Wehrmeister hatte die Ausführungen genau verfolgt und nach anfänglichem Zögern scheinbar eine Entscheidung getroffen und für alle sichtbar am Ende genickt: "Gut... vielleicht würde ich im Detail einige Dinge anders machen aber so wie dargestellt könnt ihr es weiter handhaben ich sehe da keine Probleme. Ich denke ich werde morgen abreisen, noch einen Abstecher zum Fürstlichen Gut in Harzklamm machen und dann wieder nach Angbar zurückkehren. Bis dahin erwarte ich noch von euch schriftlich eine Übersicht über die Ergebnisse der Patrouillen der Bergschützen!"
Feron nickte und scheinbar war damit für ihn der offizielle Teil erledigt da sich der Wehrmeister nun den Hauptleuten der fürstlichen Banner zuwandte. Mit dem Kommandeur des Banners Orkentrutz wechselte der Wehrmeister ein paar vertrauliche Worte und dieser schien Ferons Berichte und Ansätze zu unterstützen was mit einem Nicken quittiert wurde. Weiter Anweisungen kamen an diesen vorerst nicht.
Als nächstes waren die Bergschützen drann und deren Anführer bekam eine direkte Anfrage: "Ist es richtig das bei den Patrouilleneinsätzen die Hornissen die eurem Banner anvertraut wurden nicht mitgeführt werden und diese sogar auf die Mauern der Stolzenburg verbracht wurden?" "Ja das ist richtig Wehrmeister. Mir schien es einfach nicht sinnvoll bei Patrouillen im Gebirge und Vorgebirge wo wir nur zu Fuß mit am Zügel geführten Mulis vorwärts kommen solch schweres Gerät mitzuführen. Dann könnte man ja auch gleich wieder die Sauerkrautfässer als Verpflegung mitnehmen. Außerdem muss man die Hornissen für den Transport zerlegen und dann vor einem Einsatz erst wieder zusammen setzen. Dadurch wird man sie in den allerwenigsten Kämpfen überhaupt einsetzen können da diese sich ja in der Regel nicht ein Stundenglas vorher ankündigen!" Der Wehrmeister nickte bei den Ausführungen. Schweres Gerät wie Hornissen, Rotzen und Katapulte waren bei einer Belagerung mehr als nur sinnvoll wie die Kämpfe um die Stolzenburg gezeigt hatten. Nach dem Ende der Angbarer Sappeure war bei den fürstlichen Truppen da eine gefährliche Lücke entstanden. Doch schon länger überlegte er ob die Bergschützen dafür die richtige Truppe waren. Nachdem es nun neben den "Wühlschraten" auch noch das "Ferdoker Schanz- und Bombardenbanner" von Graf Growin verfestigte sich die Meinung des Wehrmeisters. Bei den Hornissen war es allerdings noch etwas anders. Auch wenn er als Rondragläubiger nicht unbedingt viel von diesen überschweren "Armbrüsten" hielt. So war er doch der Meinung das mit dieser Waffe, so sie denn aufgebaut und Einsatzbereit war am Beginn eines Kampfes, wenige Bergschützen einen zahlenmäßig überlegenen Feind lange aufhalten und gar besiegen konnten. "Hauptmann vorerst kann das so bleiben und eure Argumente was den Transport im Gebirge angeht sind nicht von der Hand zu weisen. Doch es sei euch gesagt ich oder der Fürst können die Bergschützen nicht nur im Gebirge einsetzen. Ich ordne also an das jeder Schütze auch weiterhin regelmäßig an den Hornissen übt. Des weiteren werdet ihr die nächsten 6 Götternamen auf euren Patrouillen bei jeder Rotte ein oder zwei Hornissen mitführen. Anschließend lasst ihr mir einen ausführlichen Bericht darüber zukommen wie sinnvoll oder sinnlos das ist." Der Anführer der Schneepüschel nickte und bereitete sich schon einmal gedanklich darauf vor diese Anweisungen auszuführen.
Als letzter in der Riege fehlte jetzt noch Reto Hlûthar von Bodrin-Hardenfels dem Führer der Kompagnie "Marschall Geldor" "Reto wie ich heute sehen konnte ist eure Einheit in guter Verfassung. Wie hoch ist ihre Gesamtstärke und welche sind eure erfahrensten und unerfahrensten Leute?" Reto nickte bestätigend. Er hatte viel dafür getan seine Kompagnie auf Sollstärke zu bringen und zu halten und hoffte das der Wehrmeister ihn endlich nach Tobrien schicken würde damit sie die Kompagnie Herzogin Efferdane ablösen konnten und sowohl Reto als auch seine Einheit etwas Ruhm und Ehre sammeln konnten. "Ganz recht Wehrmeister. Zur Zeit hat meine Kompagnie 96 Männer und Frauen. Meine 1 bis 4 Rotte sind auf voller Stärke und mit meinen erfahrensten Leuten besetzt. Sie bilden sozusagen meine erste Reihe. Die 9 und 10 Rotte ist am unerfahrensten da sie aus jeweils nur ein paar altgedienten bestehen und der Rest aus jeweils recht neu angeworbenen da sie diejenigen ersetzen die ihre Dienstzeit nach Ablauf der ersten fünfjährigen Verpflichtungszeit nicht verlängert haben. Die 6 Rotte besteht gerade nur aus 7 einsatzfähigen Leuten da sie an einem größeren Scharmützel Verluste erlitten hatten. Wie ich betonen möchte sind bei dem Angriff auf einen Wagenzug übrigens fast ein Dutzend Räuber erschlagen worden und einige weiter gefangen genommen worden. Der ausführliche Bericht darüber hat euch ja sicherlich erreicht." Nicht ganz ohne Stolz berichtete Reto von dieser "Schlacht" an der er aber persönlich leider nicht teilgenommen hatte.
Auch bei diesem Bericht hörte der Wehrmeister aufmerksam zugehört und hier und da genickt. "Ja hab ich erhalten... nun gut ihr werdet die 5, 7 und 8 Rotte vorbereiten und unter dem Kommando eures erfahrensten Weibels nach Tobrien schicken. Ich hab Berichte erhalten das die dortige Kompagnie zwar inzwischen sehr kampfstark ist aber halt auch einiges an Verlusten erlitten hat." Mit einer Handbewegung stoppte der Wehrmeister den Protest. "Ich weiß das ihr selber darauf brennt mit eurer Einheit dort einzugreifen aber auch wenn die meisten eurer Männer und Frauen keine Koscher sind so ist mir der Schutz der Heimat doch nicht unwichtig. Außerdem, unter uns gesagt, nach dem letzten Bericht den ich aus Tobrien erhielt möchte ich die meisten Männer und Frauen der Kompagnie Herzogin Efferdane nicht im Kosch haben wenn der Feldzug gegen Haffax beginnt." Wie das letzte gemeint war ließ der Wehrmeister offen. Reto von Bodrin machte noch einmal einen Anfang wurde aber gleich wieder im Keim erstickt. "Meine Entscheidung ist getroffen aber habt keine Angst ihr werdet nicht untätig sein die nächste Zeit. Natürlich wird euch der Verlust von fast einem Drittel eurer Männer und Frauen schwächen. In Kürze werden knapp 3 Dutzend neue Freiwillige für eure Kompagnie hier ankommen. Nehmt die besten von Ihnen um eure 3 Rotten wieder aufzustellen und den Rest macht meinetwegen zu Trossknechten oder vermittelt sie in die Minen!"
Damit war das Thema für den Wehrmeister abgeschlossen und er erhob seinen Krug und stieß mit allen Anwesenden an. Der offizielle Teil der Inspektion war damit beendet und die Männer verbrachten im Anschluss noch einen geselligen koscher Abend. Auch wenn die Launen unterschiedlich verteilt waren, von erleichtert bei Feron von Nadoret, zufrieden beim Wehrmeister bis enttäuscht bei Reto von Bodrin.