Ankunft in Moorbrück - Der erste Standort: Unterschied zwischen den Versionen
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Das [[Akteursnennung ist::Praios]]mal ließ noch vor der Mittagsstunde die Nebelschleier weichen. Man kam erstaunlich gut voran – [[Nebendarsteller ist::Bolzer Spatenschwingh|Bolzer]] mit langem Stab und weiten Schritten, die Ritter langsam aber stetig auf ihren Rössern dahinter. Gegen Mittag hatte man einen kleinen Fluss erreicht.<br/>„Die [[Ortsnennung ist::Warna]]“, gab Bolzer zu verstehen – der Grenzfluss zwischen Moorbrück und [[Ortsnennung ist::Bragahn]]. Entlang des Flusses lagen saftige Wiesen auf festem und sicheren Grund, so dass man fast vergessen konnte, dass man sich am Rand des [[Ortsnennung ist::Moorbrücker Sumpf]]es befand. Eine scheinbare Sicherheit, die schon so manchem Wandermann das Leben kostete, der eine Meile vom Weg abkam und nie mehr wiederkehrte – wie der Torfstecher Spatenschwingh in schaurigen Worten beschrieb.<br/>Noch bevor die Gruppe ihr erstes Ziel erreicht hatte, fiel [[Nebendarsteller ist::Boromil vom Kargen Land|Boromil]], der immer in der Nähe Bolzers und [[Hauptdarsteller ist::Morwald Gerling|Gerlings]] geritten war, durch Zwischenfragen auf.<br/>"Welche Ortschaften liegen von hier am nächsten?"<br/>Der Vogt antwortete gelassen: "Nun, jenseits des Flusses befindet sich [[Ortsnennung ist::Bergund]], außerdem einige kleine Weiler wie [[Ortsnennung ist::Mesendorf]]. Es ist zwar eine andere Baronie, aber Ihr werdet sicherlich gute Nachbarn sein."<br/> | Das [[Akteursnennung ist::Praios]]mal ließ noch vor der Mittagsstunde die Nebelschleier weichen. Man kam erstaunlich gut voran – [[Nebendarsteller ist::Bolzer Spatenschwingh|Bolzer]] mit langem Stab und weiten Schritten, die Ritter langsam aber stetig auf ihren Rössern dahinter. Gegen Mittag hatte man einen kleinen Fluss erreicht.<br/>„Die [[Ortsnennung ist::Warna]]“, gab Bolzer zu verstehen – der Grenzfluss zwischen Moorbrück und [[Ortsnennung ist::Bragahn]]. Entlang des Flusses lagen saftige Wiesen auf festem und sicheren Grund, so dass man fast vergessen konnte, dass man sich am Rand des [[Ortsnennung ist::Moorbrücker Sumpf]]es befand. Eine scheinbare Sicherheit, die schon so manchem Wandermann das Leben kostete, der eine Meile vom Weg abkam und nie mehr wiederkehrte – wie der Torfstecher Spatenschwingh in schaurigen Worten beschrieb.<br/>Noch bevor die Gruppe ihr erstes Ziel erreicht hatte, fiel [[Nebendarsteller ist::Boromil vom Kargen Land|Boromil]], der immer in der Nähe Bolzers und [[Hauptdarsteller ist::Morwald Gerling|Gerlings]] geritten war, durch Zwischenfragen auf.<br/>"Welche Ortschaften liegen von hier am nächsten?"<br/>Der Vogt antwortete gelassen: "Nun, jenseits des Flusses befindet sich [[Ortsnennung ist::Bergund]], außerdem einige kleine Weiler wie [[Ortsnennung ist::Mesendorf]]. Es ist zwar eine andere Baronie, aber Ihr werdet sicherlich gute Nachbarn sein."<br/> |
Aktuelle Version vom 2. April 2022, 13:40 Uhr
Das Praiosmal ließ noch vor der Mittagsstunde die Nebelschleier weichen. Man kam erstaunlich gut voran – Bolzer mit langem Stab und weiten Schritten, die Ritter langsam aber stetig auf ihren Rössern dahinter. Gegen Mittag hatte man einen kleinen Fluss erreicht.
„Die Warna“, gab Bolzer zu verstehen – der Grenzfluss zwischen Moorbrück und Bragahn. Entlang des Flusses lagen saftige Wiesen auf festem und sicheren Grund, so dass man fast vergessen konnte, dass man sich am Rand des Moorbrücker Sumpfes befand. Eine scheinbare Sicherheit, die schon so manchem Wandermann das Leben kostete, der eine Meile vom Weg abkam und nie mehr wiederkehrte – wie der Torfstecher Spatenschwingh in schaurigen Worten beschrieb.
Noch bevor die Gruppe ihr erstes Ziel erreicht hatte, fiel Boromil, der immer in der Nähe Bolzers und Gerlings geritten war, durch Zwischenfragen auf.
"Welche Ortschaften liegen von hier am nächsten?"
Der Vogt antwortete gelassen: "Nun, jenseits des Flusses befindet sich Bergund, außerdem einige kleine Weiler wie Mesendorf. Es ist zwar eine andere Baronie, aber Ihr werdet sicherlich gute Nachbarn sein."
Nach einer Weile näherte sich von links ein lichter Birkenwald – offenbar der Birkhain – der ebenfalls keineswegs bedrohlich wirkte. Frisches Grün wiegte sich an den langen Ästen im Frühlingswind. Wäre nicht der leichte Geruch von Fäulnis gewesen, der bisweilen vom schilfbestandenen Moor herüberwehte, hätte man sich in der lieblichen Ferdoker Mark wähnen können.
Zur Überraschung der meisten Mitreisenden tauchten am Rand des Wäldchens die Überreste eines grauschwarzen Turmes auf.
Vogt Gerling hatte einen Verdacht.
„War das das Gut des Ritters von Mönchbach?“
„Ja, Herr!“, antwortete Bolzer knapp und mittlerweile etwas außer Atem. Gerling nickte, dann hatten sie den ersten Standort erreicht.
Das verwaiste Rittergut, welches früher Klippbrühl geheißen hatte, war zwar seit Jahren menschenleer und die wenigen Häuser, ebenso wie der mickrige Bergfried, völlig niedergebrannt, doch es schien ein guter Ort für eine Neugründung zu sein. Nachdenklich ritten sie an den verkohlten Resten zweier Hütten vorbei. Nach allem, was man wusste, hatte sich der Räuber Ronkwer mit seiner Bande über den Ort hergemacht, sämtliche sieben Einwohner erschlagen – und den alten Ritter Hardger in den Sumpf getrieben. Von dem elenden Räuberhund hatte man seit einem knappen Jahr nichts mehr gehört – er soll im Dunkelforst selbst erschlagen worden sein.
"Hatte der Ritter keine Nachfahren?", fragte Boromil. Der Torfstecher antwortete ihm.
"Er hatte eine Tochter namens Lissmene. Sie war einer der Falkenritter! Doch sie ist gefallen."
Bolzer machte nun einen sehr traurigen Gesichtsausdruck.
Behutsam näherten sie sich dem verkohlten Stumpf des einstigen Wehrturmes. Grobe, kaum behauene Quader waren noch knappe zwei Schritt aufgeschichtet und rahmten den Torbogen ein. Der Blick des Vogts blieb an einem Pentagramm hängen, das über der Tür eingemeißelt war. Bolzer ahnte, wohin der moorbrücker Herr sah und erhob warnende Worte.
„Geht nich’ zu nah hin, Herr! Der Ritter von Mönchbach hatte sich nich’ davon abbringen lassen den alten Magierturm zu beziehen und zu seinem Ritterturm umzubauen. Dabei weiß jeder, dass das Gemäuer aus den Magierkriegen stammt und seitdem verflucht is’! ... Der Geist des finsteren Magiers Zulipan hat ihn geholt – das weiß hier jeder!“
"Unsinn! Das sind doch reine Ammenmärchen!", erwiderte Gerling etwas verärgert. Wie sollte die Neusiedlung vorankommen, wenn schon bei der ersten Standortbesichtigung so "ermutigende" Geschichten erzählt wurden?
"Wenn Ihr gestattet, Vogt", mischte sich der Ritter vom Kargen Land ein und stieg ab.
"In meiner Familie fürchtet man die Magie nicht, sondern fühlt sich zu ihr hingezogen."
Während Spatenschwingh die Hände vor den Mund schlug, betrat Boromil die Ruine und sah sich um. Als er wieder herauskam, berichtete er trocken: "Viel ist von dem Ding jedenfalls nicht übrig geblieben. Nichts besonderes zu sehen."
Reto stieg vom Pferd.
“Komm, Erborn, mal sehen ob diese Ruine noch ein Kellergewölbe aufweist, vielleicht findet sich dort noch etwas von Interesse.“
Reto schnitt mit seinem Messer zwei stabile Ruten ab und reichte eine davon Erborn. Dann betraten sie nach Boromil, der wieder in die Turmruine zurückkehrte, gemeinsam das Erdgeschoss der Ruine, dabei stocherten beide mit ihren Ruten den Boden sorgsam ab und räumten, wo es nötig war, auch etwas Strauchwerk oder Erde zur Seite. Gerade Erborn ließ sich dabei viel Zeit wie es schien.
Edelbrecht hielt sich betont im Hintergrund, während nun Reto auf die Ruine zuschritt. Den ganzen Vormittag hatte er nach seiner Abfuhr durch den Vogt kein Wort mehr gesagt und hatte sich zurückgezogen. Er wusste schon, warum er diesen Gerling zu hassen begonnen hatte. Natürlich, er hatte sich etwas zu ungeschickt angestellt – höfische Kabalen waren noch nie sein Spezialität gewesen. Er liebte es lieber gerade heraus und ehrlich.
Doch es war doch zu offensichtlich, was hier gespielt wurde: Die mächtige Baronin Neralda Cella von Nadoret, die schon lange auf den Grafenthron von Ferdok stierte, war bestrebt ihre Macht auszubauen und über die Länder nach Ferdok zu gelangen, und so wollte sie auf dem verwaisten Baronsthron von Moorbrück einen ihrer Getreuen sehen, einen, wie Vogt Morwald Gerling.
Hier ging es nicht um Devota, jedenfalls nicht ausschließlich. Edelbrecht und seine Gefährten waren unversehens zu einem Ball in einem noch viel größeren Spiel geworden – was war nur in den Fürsten gefahren, dass er ausgerechnet Gerling mit dieser Aufgabe betraute? Wollte er etwa, dass dieser scheiterte und ihn so aus dem Weg räumen? Es wäre immerhin nicht das erste Mal, dass ein selbstsicherer Adeliger, der es mit dem Sumpf aufzunehmen wagte, den Kürzeren zog.
Edelbrecht schauderte – er wusste schon, warum er darauf gedrängt hatte, dem Sumpf erst seinen Schrecken zu nehmen, ehe man mit der Neubesiedlung begann. Mochten die Zwerge möglichst bald eintreffen, dann wäre ihm wohler.
In der Zwischenzeit hätte Devota sicherlich die Briefe von Birkendamm entsandt und so konnte es nicht allzu lange dauern, ehe die Zwerge eintreffen würden. Die Standortauswahl war von Borking im Moment jedenfalls herzlich egal – es mochte einer so gut wie der andere sein. Außerdem hatte bislang niemand Einwände dagegen erhoben, dass er sich am VI. Standort niederließ und so gedachte er auch nicht, jetzt gegen die mögliche Inbesitznahme eines Platzes durch einen der Ritter zu protestieren.
Wiederum schweiften seine Gedanken ab zu Devota, der jungen Dienerin, deren Haare am gestrigen Tage im Moor noch graublond gewirkt und sich später als blonde Locken herausgestellt hatten. Wie konnte es ihm nur gelingen, sie an seine Seite zu bekommen? Gerling jedenfalls würde sie nicht so ohne Weiteres freigeben, das war deutlich geworden. Unter Umständen aber würde er mit sich handeln lassen.
Auf der anderen Seite konnte Devota ihm, also Edelbrecht, nicht sogar noch mehr nützen am Hofe des Vogts als in Neuborking, Edelbrechtshain oder Angroschsruh – wenn ihm doch wenigstens schon ein Name für die neue Siedlung eingefallen wäre? Sicherlich würde er für geraume Zeit auf Devotas Nähe verzichten müssen, doch könnte sie am Hofe des Vogts die Augen und Ohren offen halten und wenn sogar die Briefe des Vogts durch ihre Hände gingen, könnte es ein Leichtes sein, ihn des Verrats am Grafen von Ferdok zu überführen. Das war überhaupt die Lösung!
Vergnügt blickte Edelbrecht auf und pfiff leise vor sich hin. Abschätzig blickte er auf Gerling und rief: „Wohlan Kameraden, sagt an – wen gelüstet es danach, diesen Standort in Besitz zu nehmen? Sollte noch niemand eine Präferenz hierfür haben, so lasset uns zum nächsten Platz reisen, um möglichst schnell eine Entscheidung herbeizuführen.“
"Ich für meinen Teil werde noch warten, bevor ich mich endgültig festlege."
Der Ritter von Grimsau war von seinem Pferd abgestiegen, hatte ein Handvoll tiefschwarzer Erde aufgenommen, daran gerochen, und sie wieder aus der Hand bröckeln lassen.
"Und wenn ich mich recht erinnere, werter Vogt, war der Alagrimm auch nur ein Ammenmärchen, bis er Feuer und Tod bringend über das Land zog. Der Name Zulipan hat in Almada noch immer einen sehr faden Beigeschmack. Warum sollte das hier also anders sein?"
Madalein, die Rainfried als einzige seines Trosses begleitet hatte, unterbrach an dieser Stelle.
"Ob Ammenmärchen oder nicht, wird sich zur rechten Zeit noch klären lassen. Wäre es nicht eher angebracht, den Rittern vom Kargen Land und von Tarnelfurt zur Hand zu gehen?"
Rainfried und Roban folgten ob dieser Aufforderung den beiden Genannten in das unterste Geschoss des verkohlten Turms und beteiligten sich auf der Suche nach einem Eingang in ein tiefer liegendes Stockwerk. Nach einiger Zeit, wohl zwei Zwölftel einer Stunde, stieß Erborn mit seinem Holzstock in die Erde, und kein dumpfes Schmatzen der feuchten Erde war zu hören, sondern das hohle Geräusch von Holz auf Holz. Eilig begannen die Anwesenden die Stelle weiter freizulegen. Nach einem weiteren Zwölftel war eine Falltür, etwa zwei auf einem Schritt groß freigelegt, ein rostiger Ring auf der Oberseite lud zum Öffnen ein.
„Wir benötigen ein paar Fackeln.“
Erborn zog bereits ein Zunderkästchen hervor und binnen weniger Augenblicke brannten drei Fackeln.
„Da will er zuerst den ganzen Sumpf von einem Ding befreien, aber wenn es dann daran geht etwas Licht in den Nebel zu bringen, will er gleich wieder weg.“
Reto schüttelte ungläubig den Kopf, schaute jeden, der sich zu Ihnen gesellt hatte, einmal kurz an und griff mit einem Nicken den rostigen Ring. Mit aller Kraft zog Reto daran, kurz hob sich die Tür, dann ein Krachen, ein Ächzen und der Ring riss aus der Tür und Reto landete rücklings auf dem Hosenboden. Erborn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Reto lächelte jedoch nur und erhob sich langsam.
„Nun denn, dann eben anders.“
Reto zog seinen Anderthalbhänder aus seiner Rückenscheide, stellte sich breitbeinig über die Falltür und ließ das Schwert dreimal auf das alte Holz niedersausen. Da spaltete sich die Tür in der Mitte.
„Na also, geht doch! Fass mit an, Roban!“
Reto und Roban hoben die beiden Türteile zur Seite. Der Blick auf eine steinerne Treppe, die an der Wand nach unten führte, wurde frei, modriger Geruch drang nach oben.
„Sieht ziemlich niedrig aus, der Boden scheint mit Wasser bedeckt zu sein. Erborn, hol mir doch bitte meinen Streitkolben.“
Dann verstaute Reto das Schwert wieder auf dem Rücken und nahm sich eine Fackel. Als Erborn den Streitkolben brachte, nahm Reto diesen entgegen.
„Danke, Erborn. Roban, wollen wir? Deckt ihr mir den Rücken?“
„Den Rücken, die Flanken – such dir was aus!“ grinste Roban breit und streckte den Kopf über das dunkle Rechteck.
„Stinkt gewaltig. Wir sollten aufpassen, dass uns da unten nicht Luft ausgeht. Sobald die Fackeln zu erlöschen drohen, müssen wir sofort raus. In den Stollen der Zwerge ist es ähnlich.“
Er löste den Kriegshammer vom Gürtel und stieg hinter Reto die schmalen, von Schimmel überzogenen Stufen hinab.
Rainfried und Boromil warteten am unteren trockenen Ende der Treppe, der eine mit einer Fackel, der andere mit gezogener Waffe.
Unten erwartete die anderen ein Gang, bis an die Hüften von brackigem, fauligem Wasser bedeckt. Der Gestank machte das Atmen zur Qual, legte sich wie ein Pelz auf ihre Zungen, aber die Fackeln brannten hell und gleichmäßig.
„Heilige Peraine, was für ein Gestank“, schnaubte Roban angewidert.
„Schlimmer als ein Kaschemmen-Abtritt!“
„Leider!“ keuchte Reto und bemühte sich, durch den Mund zu atmen, während er den engen Gang ausleuchtete. Die Kälte des Wassers drang rasch durch die Kleidung in ihre Körper, dabei waren sie erst seit mehreren Minuten hier unten. Sie zuckten zusammen, als sie ein Platschen vor sich vernahmen, gefolgt von einem hellen Fiepen. Winzige Augen glänzten im Dunkel, der Schein von Retos Fackel entriss ihr für einen Moment die Umrisse einer im Wasser schwimmenden Sumpfratte.
„Namenloses Kroppzeug!“ fluchte Roban.
„Wir müssen aufpassen, dass die Drecksviecher uns nicht unter die Kleider kriechen!“
Er blickte über Retos Schulter nach vorn, kniff die Augen zusammen.
„Sieht aus, als ende der Gang in einer Art Kammer“, meinte dieser und streckte die Fackel weit nach vorn, um besser sehen zu können.
"Eine Kammer!" rief Erborn den beiden Wartenden zu. Boromil legte die Stirn in Falten. Ein geheimer Magierkeller, der all die Jahre unentdeckt geblieben war? Sehr unwahrscheinlich! Doch selbst wenn es sich um einen einfachen Vorratskeller handelte, war dieser nicht automatisch ungefährlich. Alleine das brackige Wasser mochte ausreichen, um einen kräftigen Mann bei einer kleinen Verwundung durch eine Infektion zu töten. Und wer wusste, ob am Boden nicht alte Bretter lagen, aus denen die rostigen Nägel hervortraten? Aus diesem Grund war er sehr froh, zunächst an der Treppe warten zu können.
„Die Ratte weist uns den Weg,“ kommentierte Reto, als diese in die Kammer schwamm. Langsam folgte er der Ratte. Er hatte gerade den Eingang erreicht, als auf einmal hektisches Platschen und lautes Fiepen zu hören war.
Reto machte zwei schnelle Schritte in die Kammer, ein rechteckiger Raum, ebenso geflutet. Dort in der Ecke zappelte die Wolfratte im Wasser, es schien gerade so, als hielte etwas ihren Unterleib fest.
„Beim Namenlosen, sieh dir das an, Roban!“
Reto deutet mit der Fackel nach vorne, im Schein sah man die gut drei Spann große Ratte im Todeskampf, aus dem Wasser kroch langsam eine durchsichtige, gallertartige Masse. Diese begann die Ratte mehr und mehr zum umschießen, dabei erhob sich immer mehr der Masse, des Klumpens aus dem Wasser.
„Das muss eine Amöbe sein!“, Reto schaute Roban fragend an, „auf ins Gefecht?“
Roban nickte und beide näherten sich dem unförmigen Klumpen, welcher die Ratte nun schon ganz umschlossen hatte. Roban zögerte nicht lange und schlug mit voller Wucht auf den Klumpen. Der Hammer drang in den Klumpen und musste herausgerissen werden. Reto schlug ebenfalls zu, doch sein Streitkolben prallte förmlich von dem Klumpen ab. Gleiches galt für den zweiten und dritten Schlag.
Jetzt kam der Klumpen auf Reto zu. Roban versenkte gerade ein zweites Mal seinen Hammer in dem Klumpen mit einem Wuchtschlag, da ließ Reto seine Fackel zischend ins Wasser fallen und seinen Streitkolben ebenso. Roban schaute verwundert zu Reto.
„Ich brauche wohl was schärferes", und dabei zog er sein Schwert vom Rücken. Bereits der erste Schlag ging wie durch Butter und zerteilte gar die Wolfratte in der Mitte. Kurz spürte Reto die Gallertmasse an seinem vorgestellten Bein, dort nach einigen weiteren Schlägen schwammen bald nur noch Teile der Masse auf dem Wasser. Reto hatte etwas Mühe, seinen Streitkolben wieder zu finden, doch es gelang ihm.
An der Oberfläche unterdessen wartete Edelbrecht stirnrunzelnd auf seine Gefährten. Würde man bei den anderen Standorten auch so viel Zeit benötigen, konnte man sich wohl doch schon auf eine Nacht im Freien gefasst machen. Bei diesem Gedanken musste er schon wieder grinsen und schnell war der Unmut über die ungestümen Ritter verflogen. Übernachten im Freien, das würde dem Vogt sicherlich gefallen! Wiederum musterte er den kleinen runden Mann – unglaublich, dass es dieser Emporkömmling tatsächlich an die Spitze einer Baronie geschafft hatte.
Morwald Gerling konnte seinen Unmut aufgrund der Verzögerung nur schwer verbergen. Wütend patschte er die kleinen fleischigen Hände ineinander, brummelte unverständliche Worte vor sich her und lief auf und ab.
„Hochgeboren, auf ein Wort“, rief Edelbrecht ihm zu und trat an den obersten weltlichen Würdenträger der Baronie Moorbrück heran. Es musste ein Bild für die Götter sein, wie der hoch gewachsene junge Mann auf den dicklichen kleinen Vogt hinabblickte, welcher sein Gegenüber erstaunt anblickte.
„Ich fürchte, sollten die edlen Herren nicht bald wieder auftauchen, werden wir am heutigen Tage nicht alle Standorte untersuchen können und die Neubesiedlung wird sich weiter verzögern. Das kann doch nicht im Sinne des Fürsten sein. Sollten wir beide vielleicht ebenfalls heruntersteigen und die Herren zur Raison rufen? Es liegt an Euch, Ihr habt zu befehlen und wir haben zu gehorchen. Derweil, ich würde selbstverständlich auch alleine gehen und die anderen benachrichtigen, alldieweil fürchte ich Euch hier im wilden Morast allein und schutzlos ohne meinen Schwertarm zurückzulassen, womit ich die anderen Anwesenden keinesfalls deklassieren möchte. Nun, mein Vogt, was sagt Ihr?“
"Der Vogt wäre mitnichten allein.", Madalein lenkte ihr Pferd neben den Vogt.
"Und meint ihr nicht, Wohlgeboren, dass etwas mehr Respekt gegenüber seiner Hochgeboren, eurem Lehnsherrn, angebracht wäre? Etwas Humor ist Balsam für die Seele, aber beißender, hämischer Spott mag euch recht schnell auf dunklere Wege bringen."
Gerling lugte ähnlich überrascht zu Madalein empor wie der Ritter von Borking – sein Kopf neigte sich und auf seinem Gesicht erschien ein fast kindliches Lächeln, eher er sich betont gelassen und freundlich an Edelbrecht wandte.
„Ich denke, wir warten – allzu groß dürften Kellergewölbe hier, am Rand des Sumpfes, wohl kaum sein. Doch Ihr könnt zum Eingang gehen und sehen ob Ihr Nachricht von den anderen Rittern erhaltet. Derweil werde ich hier mit Frau Madalein weiter Ausschau halten.“
Derweil erledigten Reto, Roban und Erborn ohne allzuviel Anstrengung die Amöbe im Keller. Die beiden Ritter hatten bereits Schlachten mit größeren und mächtigeren Gegnern ausgetragen, als dass dieses Untier noch eine Herausforderung gewesen wäre. Doch der Kampflärm ließ Boromil und Rainfried aufschrecken und watenden Fußes ebenfalls den Gang entlang zu der Kammer eilen. Dort angekommen bot sich beiden ein seltsames Bild. Reto, Roban und Erborn standen über einer sauber um den Bauch herum halbierten Sumpfratte, und das brackige Wasser war voller gallertartiger Teile. Der Gestank nach abgestandenem Wasser, Tierinnereien und Verwesung hätte selbst dem standhaftestem Angroschim das Wasser in die Augen getrieben. Und doch lachten die Ritter, als sie ihre Waffen an Stofffetzen, die sich noch in der Kammer gefunden hatten, abwischten.
"Nun, meine Ritter, ihr scheint euren Spaß gehabt zu haben. Würdet ihr uns bitte erzählen, was hier unten vor sich gegangen ist?"
Rainfrieds Stimme war von dem Stofftuch gedämpft, das er sich vor Mund und Nase hielt.
"Das war eine mittelgroße Amöbe, gegen die wir gekämpft haben", erklärte Erborn.
"Hm, und dafür haben wir uns die Kleider schmutzig gemacht?"
Rainfried war enttäuscht, zumal er derjenige der Ritter mit dem feinsten Geschmack war.
Reto erwiderte etwas enthusiastischer: "Na, dann schauen wir doch erst einmal, was sich in der Kammer verbirgt!"
Einst hatte eine massive Tür am Ende des Ganges diesen Raum verschlossen, doch die Scharniere und Riegel waren längst vom Rost zerfressen.
"Kein Problem, ich mach' das schon!"
Es bereitete Roban keine Mühe, sie langsam aufzuziehen.
"He, was ist denn da unten los? Habt Ihr etwas gefunden?" rief Edelbrecht von der Treppe zu den anderen.
"Dort ist eine Kammer, die gut gesichert war. Wir gehen jetzt rein!" antwortete ihm Reto.
"Kommt her, wenn Euch Schmutz und Wasser auf der Kleidung nichts ausmachen!" ergänzt Rainfried. Das ließ sich Edelbrecht nicht zweimal sagen. Nun betraten die sechs gemeinsam den Raum, der durch die Fackeln ausgeleuchtet wurde.
Tatsächlich befanden sich an den Wänden Regale, die auf eine frühere Nutzung als gewöhnlicher Vorratskeller schließen ließen. Einen großen Sarkophag, ein magisches Schwert oder einen heiligen Stein, wie man sie aus den Sagen kannte, suchte man hier jedenfalls vergeblich. Die hintere Wand war zusammengebrochen und ließ das Gewölbe wenig vertrauenserweckend erscheinen. Wenn es einst weitere Gänge gab, so waren sie mittlerweile scheinbar im Sumpf versunken. Außer Geröll schien sich im restlichen Raum wenig finden zu lassen. Jedoch... auf einem der Bretter befand sich eine faulige schwarze Schatulle.
Roban langte ins Regal, um sich in das Licht der Fackeln zu halten und genauer anzusehen. Es handelte sich um eine schwarze Schatulle, deren Deckel mit einem siebenzackigen roten Stern verziert war.
"Ha, hab ich's doch gesagt! Und ob es hier etwas zu finden gab!" sagte Reto triumphierend. Edelbrecht war weniger erfreut.
"Das sieht mir aber schwer nach irgendetwas Magischem, Bösem aus!"
Rainfried fasste sich ein Herz und hob vorsichtig den Deckel ab. Auf schwarzem Samt lag etwas, das die Ritter an eine Art Halbedelstein erinnerte.
"Herr vom Kargen Land, Ihr kennt Euch doch damit aus. Was ist das?" wollte Erbon wissen. Boromil überlegte.
"Schwer zu sagen. Der Verpackung und dem geheimen Aufbewahrungsort nach zu urteilen, ist das jedenfalls tatsächlich nichts Gutes. Ich schlage vor, es zu Eisenkobers Wacht zu bringen. Mögen es die dortigen Wächter Rohals untersuchen und sicher verwahren!"
"Ihr wollt ein böses magisches Artefakt an Magier übergeben?" entgegnete Edelbrecht entsetzt. Mit ihm ging mal wieder ein wenig das Temperament durch.
"Das sind doch die guten. Die werden es schon vorsichtig behandeln", wandte Roban beschwichtigend ein.
"Machen wir es doch so. Wir sollten jedoch nicht vergessen, auch den Vogt auf unseren Fund aufmerksam zu machen. Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, diesen pestilenten Keller subito wieder zu verlassen!" fügte Rainfried hinzu. Reto nickte.
"Abgemacht! Boromil, nehmt Ihr es unter Verwahrung."
Draußen stapfte Morwald Gerling mittlerweile ungeduldig im Kreis und hätte am liebsten mit den Augen gerollt. Allein es wäre doch unhöflich gegenüber der Dame gewesen. Mit diesen Verzögerungen würden sie heute nur noch den zweiten Standort schaffen! Was brauchten denn die jungen Herren so lange? Ah, endlich kamen sie wieder ans Tageslicht hervor. Aber wie sahen sie denn aus? Alle hatten sich offensichtlich ordentlich schmutzig gemacht. Sie schienen das Moor an ihren Kleidern wegtragen zu wollen! Und warum hatten sie dennoch so zufriedene Gesichtsausdrücke?
"Ich hoffe doch, wir können nun endlich weiterreiten!"
"Nichts dagegen!", grinste ihn ausgerechnet der junge von Borking an. Bolzer Spatenschwingh, sichtlich erleichtert, dass alle wieder wohlbehalten zurückgekehrt waren, trat mit großen Schritten den Weg zum nächsten Siedlungsplatz an und die anderen folgten ihm.
"Einen Moment werte Herren,“ mischte sich da Perainfried ein, „bei Peraine, die Herren Ritter, welche dort unten in diesem Keller waren, sollten nur nicht noch stundenlang in einem Sattel verbringen und dann womöglich noch im Freien nächtigen! Außerdem können Amöben schlimme Krankheiten übertragen, Nein, wir sollten nicht weiterreisen, sondern dafür sorgen, das die Herrn Ritter ein Kräuterbad nehmen und sich gründlich reinigen! Vogt Gerling, bei Peraine, ich muss darauf bestehen, das wir zurück zur Burg reiten. Für weitere Ausritte sollten wir dann Wechselkleidung für die Herren mitnehmen.“
Vogt Gerlings Gesichtsausdruck spiegelte bei aller Selbstbeherrschung ungeschönt seine Ungeduld wieder.
„Nun, ich möchte es den Rittern überlassen, ob sie in ihrem ... mhm ... Zustand zum zweiten Siedlungsort weiterreisen oder sich auf Birkendamm erfrischen möchten.“
Roban nahm sich noch ein paar Sekunden Zeit, wenigstens das stinkige Wasser aus seinen Stiefeln zu schütten – mit der nassen Hose würden er und die anderen wohl vorläufig leben müssen, aber das war wohl halb so wild.
"Du hast da noch so ein Stück Amöbe“, meinte Reto und zog einen handtellergroßen Gallertklumpen von Robans Rücken.
„Wir sollten uns beeilen“, drängte Erborn, „offenbar verspürt der Vogt eine gewisse Eile!“
„Das könnte auch an unserem Geruch liegen“, grinste Roban, „wir stinken nämlich wie nasse Goblins! Wenn wir an jedem Standort so ein Erlebnis haben, werden wir auf allen Vieren, schmutzig und stinkend nach Birkendamm zurück schleichen! Aber immerhin – vielleicht kann man so ein altes Gemäuer noch verwerten. Die Mauersteine scheinen ja noch brauchbar zu sein!“
Sie beeilten sich, zu den anderen aufzuschließen, die schon gute zweihundert Schritt voraus waren.
Boromil sah ein, dass es keinen Sinn hatte, in den nassen Kleidern noch den nächsten Standort zu besichtigen. Es störte ihn ein wenig, dass er es heute auch nicht mehr bis zu Eisenkobers Wacht schaffen würde, aber den Argumenten und der ehrlichen Besorgnis Bruder Perainfrieds maß er durchaus Gewicht zu - ganz davon abgesehen, dass es ohnehin nicht besonders klug war, einem Geweihten bei seinem wichtigsten Wissensgebiet zu widersprechen.
„Bei allem Spaß, den wir hatten“, meinte Roban nach einigen Minuten, „kann ich dem guten Perainfried nicht widersprechen! Es wird doch allmählich ein wenig frisch an den Beinen und Füßen, und ich glaube, die alte Girte hier“, er tätschelte der Rappenstute den Hals, „mag mich im Moment nicht besonders riechen!“
„Das klingt wirklich vernünftig“, entgegnete Reto, der ebenfalls mittlerweile die beißende Kälte der nassen Beinkleider spürte.
„Der Sumpf läuft uns ja nicht davon, und zwei Ritter mit triefenden Nasen, der Anblick wäre doch wahrhaftig zu traurig!“
Sie unterbreiteten den anderen Rittern den Vorschlag, nach Birkendamm zurück zu kehren, und besonders Perainfried verwies energisch auf das Risiko für das Wohlbefinden all jener, die jetzt mit durchnässten Kleidern unterwegs waren. Man sah Vogt Gerling an, dass er nicht besonders begeistert war von dieser Entwicklung, doch wollte er dem Geweihten nicht offen widersprechen, zumal auch die anderen Ritter den Gedanken an ein warmes Bad und trockene Kleider recht verlockend fanden.
„Du hast es gehört, Bolzer“, herrschte er den Torfstecher an, „bring uns auf dem kürzesten, nein, besser dem sichersten Weg zurück nach Birkendamm!“
Einige Stunden später erreichte die Gruppe die Burg. Die Ritter beeilten sich, sich in ihren Kammern zu reinigen und danach saubere Kleidung anzulegen. Vogt Gerling hatte weniger an diesem Tag erreicht als erhofft. Bei diesem Tempo mochte noch eine Woche vergehen, bis sie alle Siedlungsplätze gesehen hatten! Immerhin schienen die Ritter untereinander nun zusammenzuarbeiten - was er nach den etwas hitzigen Diskussionen noch am Abend zuvor nicht ohne weiteres erwartet hätte.
Als schwachem Trost blieb ihm, Devota mit der Reinigung der verschmutzten Kleider zu beauftragen. Selbst, wenn sie diese nicht selber schrubben musste - alleine, dass sie ebenfalls den unangenehmen Geruch ertragen musste, während sie die Diener delegierte, war doch ein Ausgleich. Warum sollte es ihr besser ergehen als ihm? Er nahm sich fest vor morgen besser gerüstet ins Moor zu gehen ... mit einem kleinen Fläschchen Rosenwasser und einem Tuch.
Während das Personal das Abendessen vorbereitete, dachte er bereits über den kommenden Tag nach. Standort II war weiter entfernt, jedoch musste sich nicht zwangsläufig wieder so eine Aktion wie heute ergeben. Vielleicht würde man also mit ein wenig mehr Disziplin auch noch Standort III in Augenschein nehmen können.
Bruder Perainfried wandte sich auf Burg Birkendamm gleich der Küche zu. Dort bereitete er einen Aufguss aus verschiedenen Kräutern. Die Küchenmägde wies er an jedem Ritter eine Schale voll den heißen Aufgusses zu bringen, das würde sie vor einer Erkältung und hoffentlich auch vor dem Schleim der Amöbe bewahren.
Reto reinigte sich ausgiebig mit dem heißen Aufguss, Erborn übernahm es dabei seinen Rücken zu reinigen.
„War schon seltsam gegen diesen Schleimhaufen zu kämpfen, hast du gesehen wie mein stumpfer Streitkolben gar nichts auszurichten schien? Roban muss einiges in den Armen haben, so wie er dem Vieh mit seinem Hammer zusetzte.“
„Ja ich denke auf Ritter Roban kann man zählen, ein wackerer Streiter.“
Die beiden kleideten sich nach dem waschen an und gingen zum Abendbrot in die große Halle.
Dort befanden sich bereits der Hausherr und die anderen Gäste mitsamt Gefolge, im Großen und Ganzen wieder sauber, in neuer Kleidung, und etwas aufgewärmt. Rainfried hob kurz die Stimme an.
"Zuerst einen Schluck auf die gemeinsame Aventurie von heute. Salud!"
Er hob sein Glas.
"Auch wenn wir Euch, guter Vogt, wohl etwas in Eurer Zeitplanung zurückgeworfen haben. Für meinen Teil ist es mir allerdings lieber, einen Standort genauer zu untersuchen, bevor später ein armer Bauer oder Handwerker in Bedrängnis kommt."
Der Vogt seufzte, doch nickte schließlich lächelnd – da mochte der Grimsauer wohl recht haben. Sie würden noch viel Zeit im und mit diesem Sumpf verbringen, da schien ein Tag mehr auch keine große Rolle zu spielen. Rainfried von Grimsau setzte den Kelch ab.
"Doch wollte ich noch etwas anderes ansprechen. In dem Keller des alten Turmes fanden wir etwas. Ein Kleinod, eine Art Juwel. Gebettet auf schwarzen Samt. Boromil hier hat sich angeboten, das Schmuckstück entgegen zu nehmen, und den Magiern von Eisenkobers Wacht zu übergeben. Ich hoffe, das findet Eure Zustimmung."
Ohne auf eine Antwort des Vogtes zu warten setzte er nach.
"Und eine Frage noch, sofern Ihr gestattet: Unsere Führerin am ersten Tag, Alma aus Grantelweiher, ich habe sie heute nicht gesehen. Wisst ihr, wo ich sie heute Abend finden kann?"
„Die Grantelweiherin meint ihr? Sie war meines Wissens hier in der Burg und hat Devota einiges an Arbeit abgenommen. Doch das Kästchen erscheint mir deutlich wichtiger – Ritter Boromil, habt Ihr es hier?“
Boromil vom Kargen Land nickte und wickelte das Kästchen aus einem Taschentuch aus, das es auf dem Weg behüten sollte. Der Vogt musterte das Heptagramm auf seiner Oberseite voller Unbehagen – wich etwas zurück, als Boromil die Schatulle öffnete und den Blick auf den Stein im Inneren freigab.
„Eisenkobers Wacht scheint mir ein guter Ort für dieses Ding zu sein! Wir haben keinerlei magischen Beistand und sollten derlei unbekannte Artefakte nicht länger als nötig bei uns führen. Es mag harmlos sein...“, es war klar, dass der Vogt dieser Möglichkeit wenig Vertrauen entgegenbrachte, „... aber es kann uns ebenso in unnötige Bedrängnis bringen. Entweder wir gehen morgen zuerst zu Eisenkobers Wacht und versuchen bis zum Abend Standort V zu erreichen oder wir lassen dieses Ding hier in Birkenhain bevor wir zu den Standorten II und III aufbrechen.“, stieß Morwald hervor.
Boromil ließ sich nicht lange bitten.
"Mit Verlaub, Herr Gerling, ich möchte diesen uns unbekannten Gegenstand so schnell wie möglich in kompetenten Händen wissen. Ich schlage daher vor, dass ich gleich morgen früh losreite. Lasst Eure Diener eine Satteltasche mit ein wenig Nahrung vorbereiten und ich muss noch nicht einmal hier frühstücken! Vielleicht bin ich dann sogar rechtzeitig zurück, damit wir dennoch zunächst zu Standort II ziehen können."
"Ich komme mit!", entgegnete Edelbrecht. Wer wusste schon, was für Kräfte in diesem Stein schlummerten? Da war es besser, wenn ein charakterstarker Mann dabei war, der ein gesundes Misstrauen gegenüber jeglichem Zauberwerk hegte.
"Sehr gut, das nenne ich die richtige Einstellung!" lobte der Vogt die beiden mit einem breiten Lächeln. Auf diese Weise würde er nicht nur ein mögliches Problem weniger auf Birkendamm haben. Auch diesen aufmüpfigen von Borking würde er zumindest ein Frühstück lang loswerden.
Der Ritter vom Kargen Land klopfte seinem morgigen Reisegefährten auf die Schulter.
"Gut, dann würde ich sagen, dass wir heute zeitig zu Bett gehen. Je eher wir morgen loskommen, desto besser!"
Edelbrecht nickte knapp, dann traten beide Ritter ab.
Es war ein ruhiger gemütlicher Abend und alle Anwesenden waren froh früh ins Bett zu kommen um so am nächsten Morgen den zweiten Siedlungsplatz in Augenschein zu nehmen.