Entführung des Prinzenpaares - Antara: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. Juli 2017, 19:57 Uhr
Teil der Briefspielgeschichte "Verschollene Eber - Im Kosch"
Zwergenbock | Beratungen am Lagerfeuer |
Nachdem sie Pferde versorgt hatten, gesellte sich Antara zu den anderen Golgariten. Dort legte sie Mantel und Wappenrock ab und lies sich von Timokles aus ihrem leichten Plattenpanzer helfen, bei dem es sich um eine hochwertige Maßanfertigung zu handeln schien. Der schwarze Gambeson, den sie darunter trug, war ebenfalls an ihre Maße angepasst worden und ließ ihre rahjagefälligen Proportionen erahnen. Sie öffnete ihren geflochtenen Zopf, schüttelte ihre langen, dunkle Haare aus und band sie locker zu einem bequemeren Pferdeschwanz zusammen. Dass sie dabei die mehr oder weniger verhohlenen Blicke der Anwesenden auf sich zog schien, sie gar nicht zu bemerken.
Lyeria ließ sich von der dazu gestoßenen Schwester knapp berichten, was diese wusste. Viel war es allerdings nicht. Mit innerlichem Seufzen beobachtete sie, wie Antara ihren Stand sichtbar zeigte. Die Puniner Golgariten – sie geben sich nun einmal gerne repräsentativ und standesbewusst, ging es der eher bescheidenen Ritterin vom Kürenstein durch den Kopf.
Ihr behagte dies nicht. Und erst recht nicht, dass der Blick ihres Knappen wiederholt und mit schlecht verborgenem Interesse am Neuankömmling aus dem Kosch hängen blieb. Auf dem Ritt hatte Lyeria bereits festgestellt, dass es auch dem Zalgoer Baron mit seinem Knappen ähnlich erging. Ob er den jungen Mann deshalb gen Fürstenhort senden wollte?
Sie fasste ihren Entschluss. Bei nächster Gelegenheit – vielleicht im Rahmen der angedachten Hundswache? - würde sie das Gespräch mit dem Rittmeister der Mark suchen, damit Timokles in den nächsten Tagen Beschäftigung erhielt. Für Rahjas Launen, befand Lyeria, hatte kein Platz zu sein. Sie war ganz froh, dass der Prinz nun nach Antara rief und wandte sich dann Timokles zu.
„Junger Mann, erzähl mir doch einmal, was du alles von der Lex Boronia weißt.“
Der Blick des Knappen war zuerst noch auf Antara geheftet, als er den scharfen Ton seiner Mentorin vernahm. Er zuckte kurz zusammen und er fühlte sich, wie wenn er im Theorieunterricht mit den Gedanken woanders war und sich Abenteuer in anderen Ländern vorstellte, dann aber vom Magister aufgerufen wurde.
So musste er erst einmal seine Gedanken wieder ordnen, um dann die wohlbekannten Verse zu rezitieren.
Ihm war das Lernen nie schwer gefallen, und so konnte er die wichtigsten Kanones der Lex Boronia auch im Wortlaut, Bosparano und Garethi, auswendig. Schließlich wurde die Schrift auch im Kloster zu allen gegebenen Anlässen verlesen und studiert.
Als er aber bei dem Kapitel in den Ordensregularien, die Selbstkontrolle betreffend, angekommen war, erkannte er, weshalb die spontane Prüfung.
„Es steht dem Golgariten wohl zu Gesichte, seiner Gefühle Herr zu sein. Rahjas Pfade aber sollte er meiden, denn sie bringen Unruhe und Seelenpein dem, der nicht stark genug ist, zu widerstehen.“
Und Timokles' Gesicht gewann wiederum an roter Farbe. Doch ließ er sich nichts anmerken und rezitierte weiter aus dem Gedächtnis, bis Lyeria ihn unterbrach.
Der Baron von Zalgo blickte stirnrunzelnd zu seinem Knappen. Gerrick war wieder ganz in Antaras Anblick versunken. Da drehte sich der Zalgoer um und sagte laut zu Edelbrecht, so dass es ein jeder hören konnte:
„Mein Prinz, wenn ich einen Vorschlag machen dürfte: Mein Knappe hat sich in der vergangenen Zeit bestens bewährt. Es ist nun an der Zeit, ihn mit neuen Aufgaben vertraut zu machen.“
Irritiert und von solch lobenden Wort völlig überrumpelt, riss sich Gerrick vom Anblick der Golgaritin los und blickte seinen Herrn verwirrt an. Dieser sprach gar weiter:
„Überdies, wenn ich es einmal so sagen darf, sollten einige Tage am Hofe Eures hochverehrten Vaters eine Herausforderung der besonderen Art für einen bewährten greifenfurter Knappen sein.“
Gerricks Mund und Augen wurden gleichzeitig groß, während der Baron lächelte.
„Ja, warum nicht“, sagte Edelbrecht und nickte dem Knappen zu.
Der Hammerschlager sagte: „Nun, mein Prinz, dann lasst mich dem treuen Knappen eine Bedeckung mitgeben, denn der Kosch ist heuer nicht mehr so sicher. Seit dem Angriff des Alagrimm liegt doch einiges im Argen, und die Büttel der Barone vermögen hier im Norden kaum für Ordnung zu sorgen. Ich denke, wir geben ihm alle Zwölf mit. Dann können sie von Fürstenhort ausschwärmen und die Nachrichten der Suchtrupps, die ich ausgesandt habe, zusammentragen und uns übermitteln.
Bei so vielen tapferen Recken, die sich euch anschlossen, werden wir die Reiter nicht benötigen, und ich kann sie mit der Suche in anderen Richtungen betrauen."
Auf das Nicken des Prinzen hin erhob sich der Wehrmeister, ging zu seinen Leuten, gab ihnen die entsprechenden Befehle für den Morgen und teilte für heute Nacht die Wachen ein.
Nachdem Altea mit ihrer Glaubensschwester gesprochen und dieser berichtet hatte, stand sie auf und trat vor Edelbrecht.
„Eure prinzliche Durchlaucht haben nach mir gerufen?“
Der Prinz sah die junge Golgaritin an und wer ihn gut kannte, konnte durchaus des Prinzen Vergnügen bei dem Anblick, der sich ihm bot, erahnen. Indes blieben seine Züge freundlich entspannt und sein Auge klar nach vorne, zur Queste hin, gerichtet.
„Werteste Schwester Altea. Ihr kommt, wie ihr sagtet, von meines Vaters Schloss, so dass es Euch nicht schwer fallen dürfte, uns etwas über die Zustände auf den Straßen und die Lage im Hause meines Vaters zu sagen. Doch“, der Prinz unterbrach die Antwort der Novizin mit einer kurzen Handbewegung, „wartet bitte einen kleinen Augenblick, bis der Wehrmeister wieder bei uns ist, denn seine Mannen werden den kleinen Trupp begleiten, den ich ausschicke, und ich denke, er wird gerne Genaueres erfahren. Labt Euch am Besten so lange an den Speisen und Getränken.“
Die Golgaritin nickte stumm und wartete einen Augenblick mit der Antwort.
„Habt Dank, für Eure Großzügigkeit, Eure prinzliche Durchlaucht. An den Speisen will ich mich gerne stärken. Was das Gebraute aus den Fässern der Angroschim angeht ... die Lex Boronia hält die Mitglieder unseres Ordens an, Maß zu halten, und im Augenblick gilt es auch des Nachts wachen Geistes zu sein, sollte Bishdariel eine weitere Botschaft überbringen.“
Schweigend wartete sie auf die Rückkehr des Wehrmeisters.