Die Sieben Künste Ingerimms: Unterschied zwischen den Versionen

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|Titel=Die Sieben Künste Ingerimms
|Reihe=Kosch-Kurier 30
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''Aus dem Buche "Hammer und Amboß" der Hochgeweihten [[Ilpetta Ingrasim]], 215 v.H. ''
{{Kosch-Kurier-Titel|AusgabeNr=30|Monatsname=Efferd|Jahreszahl=1024}}


Der Herr INGerimm aber sah, daß die Menschen auf Deren wandelten und hülflos waren. Da stieg er hinab und lehrte sie die Sieben Künste, und aus jeder gingen  die mannigfaltigen Gewerbe hervor, die bis heute in alter Tradition vom Meister  zu Lehrling weitergegeben werden. [...] 
'''Die Sieben Künste Ingerimms'''


Zum ersten kennen wir das Erzwerk, das dem Herrn am liebsten ist, hat er es doch  selbst erlernt und übt es auch heute noch aus, wovon das Dampfen aus dem  Heiligtume Schlund bisweilen kündet. Zum Erzwerke gehören freilich die Schmiede,  seien es die Klingen-, Huf- oder Grobschmiede, auch die Harnischmacher und  Rüstungsbauer, die Bleigießer, Siegelmacher und Graveure; doch zuvor muß noch  das Erz gefunden, gefördert und gewonnen werden, und darum rechnet man auch die  Bergleute, Steiger und Hauer und ebenso die Hüttenleute hierunter.
'''Wie sie seit alters Zeit im Koscher Land bekannt sind'''


Zum zweiten kennt man das Steinwerk, das zu den ältesten gehört, und Angroschs  Kinder haben es zur Meisterschaft darin gebracht. Das aber wird keiner  bestreiten, hat er einmal die viele Dutzend Schritte messende freitragende Halle  im Amboß geschaut oder die Kavernen zu Xorlosch. An Berufen rechnet man darunter  die Stein- und Schieferbrecher, die in den Steinbrüchen der Berge schuften und  sich ein gar sauer Brot verdienen und den Rücken unter schweren Lasten krumm  machen; weithin angesehen sind die Maurer und Metze, die unsere schönen Häuser  und Tempel errichten, und die Bauleute, die kundig die Pläne dafür entwerfen.  Zum Steinwerk gehören aber auch die Bildhauer, die lebensechte Statuen aus dem  Marmel schneiden, Diamantenschleifer, welche herrliche Brillanten formen, ferner  auch die Kristallzüchter, die es nur unter den Zwerchen gibt, und auch die  hochgeehrten Glasmacher. Denn das schöne bunte wie auch das klare durchsichtige  Glas wird aus Sand und Gestein gewonnen, was man kaum glauben mag. 
'''Der Herr [[Hauptakteure sind::Ingerimm|INGerimm]] aber sah, daß die Menschen auf [[wikav:Dere|Dere]]n wandelten und hülflos waren. Da stieg er hinab und lehrte sie die sieben Künste, und aus jeder gingen die mannigfaltigen Gewerbe hervor, die bis heute in alter Tradition vom Meister zu Lehrling weitergegeben werden …'''


Es folgt an dritter Stelle das Tonwerk, welches Simia im Auftrag seines Vaters  den Menschen brachte. Er gilt uns als Erfinder der sich drehenden Töpferscheibe  und ist daher der Patron der Töpfer und Krugmacher, welche allerlei schöne  Gefäße und Schalen mit ihren Händen formen. Das Tonwerk kennt noch manch andere  Berufe wie den der Torfstecher, die jeden Tag ins Moor ziehen und ein ganz  eigenes und auch ein wenig verschrobenes Völkchen sind.  Wichtig sind vor allem  die Ziegelbrenner, ohne die manch reicher Bürger sein Dach nicht hätte decken  können, und freilich auch die Kalkmischer, die man für Fachwerk und Putz  benötigt.
'''(Aus dem [[Briefspieltext mit::Bücher|Buche]] „[[Briefspieltext mit::Hammer und Amboss|Hammer und Amboß]]“ der Hochgeweihten [[Nebendarsteller ist::Ilpetta Ingrasim]], [[Briefspieltext mit::Angbarer Zitadellenfürsten|215 v.H.]])'''


Als viertes unterscheidet man das Tuchwerk, das die Gewinnung und Verarbeitung  von Stoffen umfaßt, sei es von der Wolle, sei es vom Hanfe, Flachs oder Bausch, wie ihn die Alfen in den Auen und die Leute im weiten Süden anbauen. Zu nennen  sind da zuerst die Spinner, welche mit Spindel und Rocken feines und grobes Garn  gewinnen, dann die Weber, die es zu Tuchen weben, die Tuchbleicher und schließlich die Färber, die es in leuchtende und göttergefällige Farben tauchen.  Aus dem vollendeten Stoff fertigen die Schneider neue Gewänder, die Flickennäher  bessern die alten aus, und es ist darum ein weniger angesehenes Gewerbe. Auch  gibt es die Hutmacher, die Teppichknüpfer und die Seiler, aus deren Werkstätten  die starken Taue für Schiffe und Galgen stammen. Von den Teppichknüpfern heißt  es im übrigen, daß sie im Tulamidenlande eine Kunst beherrschten, ihre Werke  hoch durch die schwindlichten Lüfte fliegen zu machen. Da sei Ingerimm vor!
Zum ersten kennen wir das Erzwerk, das dem Herrn am liebsten ist, hat er es doch selbst erlernt und übt es auch heute noch aus, wovon das Dampfen aus dem [[gar:Garetien:Heiligtum Schlund|Heiligtume Schlund]] bisweilen kündet. Zum Erzwerke gehören freilich die Schmiede, seien es die Klingen-, Huf- oder Grobschmiede, auch die Helmschmiede, Harnischmacher und Rüstungsbauer, die Bleigießer, Siegelmacher und Graveure; doch zuvor muß noch das Erz gefunden, gefördert und gewonnen werden, und darum rechnet man auch die Bergleute, Steiger und Hauer und ebenso die Hüttenleute hierunter.


Das fünfte Werk heißt man das Holzwerk, das in viele Berufe gegliedert ist, von  denen aber einige gar keine Gilden kennen, so die schwarzen Köhler, die als gar  eigenbrödlerische Gesellen gelten und vom Ruße schwärzer werden als die wilden  Mohas von Al'Anfa. Die Holzhauer sind mancherorten wirklich Zünftige, und im  benachbarten Andergast leben viele von diesem Gewerbe, die Steineichen zu  fällen. Im Kosch gibt's etliche Schnitzer und Drechsler, vor allem in Wengenhoolm, und aus ihrem Handwerk sind auch die gar niedlichen Figuren unserer  Angbarer Puppenbühne entsprungen. Die wichtigsten Berufe des Holzwerkes sind aber ohne Zweifel die Schreiner, Zimmerleute, Wagner und Küfer. An Flüssen, Seen  und Meeren finden sich die Schiffsbauer, die sich weniger dem Herrn Ingerimm als  vielmehr seinem Bruder Efferd verschrieben haben oder, wie es am besten ist,  beide gleichermaßen in Ehren halten. Auch die Bogner sollen man nicht vergessen  werden, unter denen die Elfischen die größte Fertigkeit aufweisen, wie man wohl  oder übel zugeben muß. Dafür stellt das Volk der Hügelinge die besten  Armbrustmacher.  
Zum zweiten kennt man das Steinwerk, das zu den ältesten gehört, und [[Akteursnennung ist::Zwerge|Angroschs Kinder]] haben es zur Meisterschaft darin gebracht. Das aber wird keiner bestreiten, hat er einmal die viele Dutzend Schritte messende freitragende Halle der Könige unter dem [[Ortsnennung ist::Ambossberge|Amboß]] geschaut, die uralten Kavernen zu [[Ortsnennung ist::Xorlosch]] und die anderen berühmten Bauwerke der Zwergenheit. An Berufen rechnet man darunter die Stein- und Schieferbrecher, die in den Steinbrüchen der Berge schuften und sich ein gar sauer Brot verdienen und den Rücken unter schweren Lasten krumm machen; weithin angesehen sind die Maurer und Metze, die unsere schönen Häuser und Tempel errichten, und die Bauleute, die kundig die Pläne dafür entwerfen.


Zum sechsten kennt man nun das Lederwerk, das ein weitverbreitetes Geschäft ist  und von der Verarbeitung der mannigfaltigen Tierhäute lebt. Zuförderst stehen da  die Schlachter, auch wenn sie eigentlich mehr mit dem Fleische denn dem Leder zu  schaffen haben. Im eigentlichen Sinne zum Lederwerk gehören die Gerber, die man  aber in keiner Stadt gerne siehet wegen des Gestankes, obgleich sie doch  unentbehrlich sind; des weiteren die Sattler und die Schuster, deren Arbeit aber  alle Welt mit Füßen tritt, wie sie scherzhaft sagen. Zuletzt seien auch die  Kürschner genannt, die vor allem für den Adel oder die reichen Handelsleute  schmucke Pelze zu machen verstehen. Ähnlich verhält es sich mit den  Pergamentmachern, deren kostbare Bögen ebenfalls nur für ausgewählte Kreise  erschwinglich sind.
Zum Steinwerk gehören aber auch die Bildhauer, die lebensechte Statuen aus dem Marmel schneiden, Diamantenschleifer, welche herrliche Brillanten formen, ferner auch die Kristallzüchter, die es nur unter den Zwerchen gibt, und auch die hochgeehrten Glasmacher, deren Handwerk im [[Ortsnennung ist::Liebliches Feld|Horasreich]] in höchster Blüte steht. Denn das schöne bunte wie auch das klare durchsichtige Glas wird aus Sand und Gestein gewonnen, was man kaum glauben mag.


Zuletzt sei das Backwerk genannt, obwohl es doch zu den wichtigsten zählet, denn  ohne diese Kunst, die wir auch der Frau Peraine verdanken, müßten wir elendlich  verhungern. Zum Backen braucht's Mehl, und das kömmt von den dicken Müllern, die gar gewaltige Mahlsteine ihr Eigen nennen und an den Flüssen hausen, um ihre  Räder anzutreiben. Überall kennt man das Gewerbe des Bäckers, und in den großen  Städten findet man neben den Brotbäckern auch die Zucker- und Kuchenbäcker,  wobei vor allem die Liebfelder hierin als Meister gerühmt werden, was aber nicht  stimmen muß! Ebenfalls zum Backwerk gezählt werden auch die Brauer und Brenner,  nicht weil sie backen täten, sondern weil zu ihrem Gewerbe das Korn  unentbehrlich ist. Im Koscherland rechnet man auch die Wirte zu diesem Werke, und des Fürsten Schank- und Biergreven wachen sorglich mit Auge und Gaumen  darüber, daß in unsern Gaststuben alles rechtens ist. Andernorts jedoch stehen  die Wirte nicht in solch gutem Rufe, und dies wird kaum verwundern, wenn man  bedenkt, daß manch ein dahergelaufner Vagabunt an seinem Lebensabend eine  Schenke eröffnet, nachdem er durch die Lande gezogen ist, um Drachenhorte zu  plündern.
Es folgt an dritter Stelle das Tonwerk, welches [[Nebenakteure sind::Simia]] im Auftrag seines Vaters den Menschen brachte. Er gilt uns als Erfinder der sich drehenden Töpferscheibe und ist daher der Patron der Töpfer und Krugmacher, welche allerlei schöne Gefäße und Schalen mit ihren Händen formen. Das Tonwerk kennt noch manch andere Berufe wie den der Torfstecher, die jeden Tag ins Moor ziehen und ein ganz eigenes und auch ein wenig verschrobenes Völkchen sind. Wichtig sind vor allem die Ziegelbrenner, ohne die manch reicher Bürger sein Dach nicht hätte decken können, und freilich auch die Kalkmischer, die man für Fachwerk und Putz benötigt.


Nun ist des Herrn INGerimm heilige Zahl aber die Acht, und daher heißt es in den alten Schriften von Ingrahall, es gäbe noch eine weitere Achte Kunst, von der weder die Angroschim noch Menschen etwas ahnen. Dieses kostbarste aller Werke werde sich jedoch nur einem wirklich Würdigen offenbaren. Und so trachteten und trachten Generationen von Priestern und Laien danach, diese Kunst zu finden. So manches neue Handwerk, das heute den anderen Sieben Künsten zugerechnet wird, ist während dieser Suche entstanden, und daher mag es sein, daß die geheimnisvolle Achte Kunst INGerimms das Erfinden an sich ist.
Als viertes unterscheidet man das Tuchwerk, das die Gewinnung und Verarbeitung von Stoffen umfaßt, sei es von der Wolle, sei es vom Hanfe, Flachs oder Bausch, wie ihn die [[Akteursnennung ist::Elfen|Alfen]] in den Auen und die Leute im weiten Süden anbauen. Zu nennen sind da zuerst die Spinner, welche mit Spindel und Rocken feines und grobes Garn gewinnen, dann die Weber, die es zu Tuchen weben, die Tuchbleicher und schließlich die Färber, die es in leuchtende und göttergefällige Farben tauchen. Aus dem vollendeten Stoff fertigen die Schneider neue Gewänder, die Flickennäher bessern die alten aus, und es ist darum ein weniger angesehenes Gewerbe. Auch gibt es die Hutmacher, die Teppichknüpfer und die Seiler, aus deren Werkstätten die starken Taue für Schiffe und Galgen stammen. Von den Teppichknüpfern heißt es im übrigen, daß sie im [[wikav:Tulamiden|Tulamiden]]lande eine Kunst beherrschten, ihre Werke hoch durch die schwindlichten Lüfte fliegen zu machen. Da sei Ingerimm vor!
[[Kategorie:Handel und Handwerk]][[Kategorie:Religion]][[Kategorie:Kurier 30]]
 
Das fünfte Werk heißt man das Holzwerk, das in viele Berufe gegliedert ist, von denen aber einige gar keine Gilden kennen, so die schwarzen Köhler, die als gar eigenbrödlerische Gesellen gelten und vom Ruße schwärzer werden als die wilden [[wikav:Waldmensch|Moha]]s von [[wikav:Al'Anfa|Al’Anfa]]. Die Holzhauer sind mancherorten wirklich Zünftige, und im benachbarten [[Ortsnennung ist::Andergast]] leben viele von diesem Gewerbe, die [[wikav:Steineiche|Steineiche]]n zu fällen.
 
Im [[Handlungsort ist::Kosch]] gibt’s etliche Schnitzer und Drechsler, vor allem in [[Ortsnennung ist::Wengenholm|Wengenhoolm]], und aus ihrem Handwerk sind auch die gar niedlichen Figuren unserer [[Ortsnennung ist::Angbarer Puppenbühne]] entsprungen. Die wichtigsten Berufe des Holzwerkes sind aber ohne Zweifel die Schreiner, Zimmerleute, Wagner und Küfer. An Flüssen, Seen und Meeren finden sich die Schiffsbauer, die sich weniger dem Herrn Ingerimm als vielmehr seinem Bruder Efferd verschrieben haben oder, wie es am besten ist, beide gleichermaßen in Ehren halten. Auch die Bogner sollen nicht vergessen werden, unter denen die Elfischen die größte Fertigkeit aufweisen, wie man wohl oder übel zugeben muß. Dafür stellt das Volk der [[Akteursnennung ist::Hügelzwerge|Hügelinge]] die besten Armbrustmacher.
 
Zum sechsten kennt man nun das Lederwerk, das ein weitverbreitetes Geschäft ist und von der Verarbeitung der mannigfaltigen Tierhäute lebt. Zuförderst stehen da die Schlachter, auch wenn sie eigentlich mehr mit dem Fleische denn dem Leder zu schaffen haben. Im eigentlichen Sinne zum Lederwerk gehören die Gerber, die man aber in keiner Stadt gerne siehet wegen des Gestankes, obgleich sie doch unentbehrlich sind; des weiteren die Sattler und die Schuster, deren Arbeit aber alle Welt mit Füßen tritt, wie sie scherzhaft sagen. Zuletzt seien auch die Kürschner genannt, die vor allem für den Adel oder die reichen Handelsleute schmucke Pelze zu machen verstehen. Ähnlich verhält es sich mit den Pergamentmachern, deren kostbare Bögen ebenfalls nur für ausgewählte Kreise erschwinglich sind.
 
Zuletzt sei das Backwerk genannt, obwohl es doch zu den wichtigsten zählet, denn ohne diese Kunst, die wir auch der Frau [[Akteursnennung ist::Peraine]] verdanken, müßten wir elendlich verhungern. Zum Backen braucht’s Mehl, und das kömmt von den dicken Müllern, die gar gewaltige Mahlsteine ihr Eigen nennen und an den Flüssen hausen, um ihre Räder anzutreiben. Überall kennt man das Gewerbe des Bäckers, und in den großen Städten findet man neben den Brotbäckern auch die Zucker- und Kuchenbäcker, wobei vor allem die Liebfelder hierin als Meister gerühmt werden, was aber nicht stimmen muß!
 
Ebenfalls zum Backwerk gezählt werden auch die Brauer und Brenner, nicht weil sie backen täten, sondern weil zu ihrem Gewerbe das Korn unentbehrlich ist. Im Koscherland rechnet man auch die Wirte zu diesem Werke, und des Fürsten [[Briefspieltext mit::Braugreve|Schank- und Biergreven]] wachen sorglich mit Auge und Gaumen darüber, daß in unsern Gaststuben alles rechtens ist. Andernorts jedoch stehen die Wirte nicht in solch gutem Rufe, und dies wird kaum verwundern, wenn man bedenkt, daß manch ein dahergelaufener Vagabunt an seinem Lebensabend eine Schenke eröffnet, nachdem er durch die Lande gezogen ist, um [[Akteursnennung ist::Drachen]]horte zu plündern.
 
Nun ist des Herrn INGerimm heilige Zahl aber die Acht, und daher heißt es in den alten Schriften von [[Ortsnennung ist::Ingrahall]], es gäbe noch eine weitere Achte Kunst, von der weder die Angroschim noch Menschen etwas ahnen. Dieses kostbarste aller Werke werde sich jedoch nur einem wirklich Würdigen offenbaren. Und so trachteten und trachten Generationen von Priestern und Laien danach, diese Kunst zu finden. So manches neue Handwerk, das heute den anderen Sieben Künsten zugerechnet wird, ist während dieser Suche entstanden, und daher mag es sein, daß die geheimnisvolle Achte Kunst INGerimms das Erfinden an sich ist.
 
[[Kategorie:Handel und Handwerk]][[Kategorie:Ingerimm]]

Aktuelle Version vom 20. August 2024, 18:44 Uhr


Kosch-Kurier8-35.gif

Ausgabe Nummer 30 - Efferd 1024 BF

Die Sieben Künste Ingerimms

Wie sie seit alters Zeit im Koscher Land bekannt sind

Der Herr INGerimm aber sah, daß die Menschen auf Deren wandelten und hülflos waren. Da stieg er hinab und lehrte sie die sieben Künste, und aus jeder gingen die mannigfaltigen Gewerbe hervor, die bis heute in alter Tradition vom Meister zu Lehrling weitergegeben werden …

(Aus dem BucheHammer und Amboß“ der Hochgeweihten Ilpetta Ingrasim, 215 v.H.)

Zum ersten kennen wir das Erzwerk, das dem Herrn am liebsten ist, hat er es doch selbst erlernt und übt es auch heute noch aus, wovon das Dampfen aus dem Heiligtume Schlund bisweilen kündet. Zum Erzwerke gehören freilich die Schmiede, seien es die Klingen-, Huf- oder Grobschmiede, auch die Helmschmiede, Harnischmacher und Rüstungsbauer, die Bleigießer, Siegelmacher und Graveure; doch zuvor muß noch das Erz gefunden, gefördert und gewonnen werden, und darum rechnet man auch die Bergleute, Steiger und Hauer und ebenso die Hüttenleute hierunter.

Zum zweiten kennt man das Steinwerk, das zu den ältesten gehört, und Angroschs Kinder haben es zur Meisterschaft darin gebracht. Das aber wird keiner bestreiten, hat er einmal die viele Dutzend Schritte messende freitragende Halle der Könige unter dem Amboß geschaut, die uralten Kavernen zu Xorlosch und die anderen berühmten Bauwerke der Zwergenheit. An Berufen rechnet man darunter die Stein- und Schieferbrecher, die in den Steinbrüchen der Berge schuften und sich ein gar sauer Brot verdienen und den Rücken unter schweren Lasten krumm machen; weithin angesehen sind die Maurer und Metze, die unsere schönen Häuser und Tempel errichten, und die Bauleute, die kundig die Pläne dafür entwerfen.

Zum Steinwerk gehören aber auch die Bildhauer, die lebensechte Statuen aus dem Marmel schneiden, Diamantenschleifer, welche herrliche Brillanten formen, ferner auch die Kristallzüchter, die es nur unter den Zwerchen gibt, und auch die hochgeehrten Glasmacher, deren Handwerk im Horasreich in höchster Blüte steht. Denn das schöne bunte wie auch das klare durchsichtige Glas wird aus Sand und Gestein gewonnen, was man kaum glauben mag.

Es folgt an dritter Stelle das Tonwerk, welches Simia im Auftrag seines Vaters den Menschen brachte. Er gilt uns als Erfinder der sich drehenden Töpferscheibe und ist daher der Patron der Töpfer und Krugmacher, welche allerlei schöne Gefäße und Schalen mit ihren Händen formen. Das Tonwerk kennt noch manch andere Berufe wie den der Torfstecher, die jeden Tag ins Moor ziehen und ein ganz eigenes und auch ein wenig verschrobenes Völkchen sind. Wichtig sind vor allem die Ziegelbrenner, ohne die manch reicher Bürger sein Dach nicht hätte decken können, und freilich auch die Kalkmischer, die man für Fachwerk und Putz benötigt.

Als viertes unterscheidet man das Tuchwerk, das die Gewinnung und Verarbeitung von Stoffen umfaßt, sei es von der Wolle, sei es vom Hanfe, Flachs oder Bausch, wie ihn die Alfen in den Auen und die Leute im weiten Süden anbauen. Zu nennen sind da zuerst die Spinner, welche mit Spindel und Rocken feines und grobes Garn gewinnen, dann die Weber, die es zu Tuchen weben, die Tuchbleicher und schließlich die Färber, die es in leuchtende und göttergefällige Farben tauchen. Aus dem vollendeten Stoff fertigen die Schneider neue Gewänder, die Flickennäher bessern die alten aus, und es ist darum ein weniger angesehenes Gewerbe. Auch gibt es die Hutmacher, die Teppichknüpfer und die Seiler, aus deren Werkstätten die starken Taue für Schiffe und Galgen stammen. Von den Teppichknüpfern heißt es im übrigen, daß sie im Tulamidenlande eine Kunst beherrschten, ihre Werke hoch durch die schwindlichten Lüfte fliegen zu machen. Da sei Ingerimm vor!

Das fünfte Werk heißt man das Holzwerk, das in viele Berufe gegliedert ist, von denen aber einige gar keine Gilden kennen, so die schwarzen Köhler, die als gar eigenbrödlerische Gesellen gelten und vom Ruße schwärzer werden als die wilden Mohas von Al’Anfa. Die Holzhauer sind mancherorten wirklich Zünftige, und im benachbarten Andergast leben viele von diesem Gewerbe, die Steineichen zu fällen.

Im Kosch gibt’s etliche Schnitzer und Drechsler, vor allem in Wengenhoolm, und aus ihrem Handwerk sind auch die gar niedlichen Figuren unserer Angbarer Puppenbühne entsprungen. Die wichtigsten Berufe des Holzwerkes sind aber ohne Zweifel die Schreiner, Zimmerleute, Wagner und Küfer. An Flüssen, Seen und Meeren finden sich die Schiffsbauer, die sich weniger dem Herrn Ingerimm als vielmehr seinem Bruder Efferd verschrieben haben oder, wie es am besten ist, beide gleichermaßen in Ehren halten. Auch die Bogner sollen nicht vergessen werden, unter denen die Elfischen die größte Fertigkeit aufweisen, wie man wohl oder übel zugeben muß. Dafür stellt das Volk der Hügelinge die besten Armbrustmacher.

Zum sechsten kennt man nun das Lederwerk, das ein weitverbreitetes Geschäft ist und von der Verarbeitung der mannigfaltigen Tierhäute lebt. Zuförderst stehen da die Schlachter, auch wenn sie eigentlich mehr mit dem Fleische denn dem Leder zu schaffen haben. Im eigentlichen Sinne zum Lederwerk gehören die Gerber, die man aber in keiner Stadt gerne siehet wegen des Gestankes, obgleich sie doch unentbehrlich sind; des weiteren die Sattler und die Schuster, deren Arbeit aber alle Welt mit Füßen tritt, wie sie scherzhaft sagen. Zuletzt seien auch die Kürschner genannt, die vor allem für den Adel oder die reichen Handelsleute schmucke Pelze zu machen verstehen. Ähnlich verhält es sich mit den Pergamentmachern, deren kostbare Bögen ebenfalls nur für ausgewählte Kreise erschwinglich sind.

Zuletzt sei das Backwerk genannt, obwohl es doch zu den wichtigsten zählet, denn ohne diese Kunst, die wir auch der Frau Peraine verdanken, müßten wir elendlich verhungern. Zum Backen braucht’s Mehl, und das kömmt von den dicken Müllern, die gar gewaltige Mahlsteine ihr Eigen nennen und an den Flüssen hausen, um ihre Räder anzutreiben. Überall kennt man das Gewerbe des Bäckers, und in den großen Städten findet man neben den Brotbäckern auch die Zucker- und Kuchenbäcker, wobei vor allem die Liebfelder hierin als Meister gerühmt werden, was aber nicht stimmen muß!

Ebenfalls zum Backwerk gezählt werden auch die Brauer und Brenner, nicht weil sie backen täten, sondern weil zu ihrem Gewerbe das Korn unentbehrlich ist. Im Koscherland rechnet man auch die Wirte zu diesem Werke, und des Fürsten Schank- und Biergreven wachen sorglich mit Auge und Gaumen darüber, daß in unsern Gaststuben alles rechtens ist. Andernorts jedoch stehen die Wirte nicht in solch gutem Rufe, und dies wird kaum verwundern, wenn man bedenkt, daß manch ein dahergelaufener Vagabunt an seinem Lebensabend eine Schenke eröffnet, nachdem er durch die Lande gezogen ist, um Drachenhorte zu plündern.

Nun ist des Herrn INGerimm heilige Zahl aber die Acht, und daher heißt es in den alten Schriften von Ingrahall, es gäbe noch eine weitere Achte Kunst, von der weder die Angroschim noch Menschen etwas ahnen. Dieses kostbarste aller Werke werde sich jedoch nur einem wirklich Würdigen offenbaren. Und so trachteten und trachten Generationen von Priestern und Laien danach, diese Kunst zu finden. So manches neue Handwerk, das heute den anderen Sieben Künsten zugerechnet wird, ist während dieser Suche entstanden, und daher mag es sein, daß die geheimnisvolle Achte Kunst INGerimms das Erfinden an sich ist.